Die Verdächtige im Mordfall Fabian schweigt bislang zu den Vorwürfen. Das sagte der Rostocker Oberstaatsanwalt Harald Nowack. Die Frau wird beschuldigt, den achtjährigen Fabian vor vier Wochen getötet zu haben. Sie steht unter dringendem Mordverdacht. Angaben zu ihrer Identität und möglichen Hintergründen der Tat machen die Behörden bislang nicht.
Die Frau sei bereits im Laufe des Ermittlungsverfahrens - vor ihrer Verhaftung - befragt worden. Was sie damals sagte, sagte Nowack nicht. Die Beschuldigte war am Donnerstag nach Durchsuchungen festgenommen worden. Das Amtsgericht Rostock erließ einen Haftbefehl, den ihr ein Richter am Freitag verkündete. Sie befindet sich nun in Untersuchungshaft. Der Verdacht ergibt sich den Ermittlern zufolge aus Indizien. Pflichtverteidiger Andreas Ohm sagte, er könne sich noch nicht dazu äußern, «wie nachhaltig» die Angaben aus dem Haftbefehl seien.
Der achtjährige Fabian aus Güstrow südlich von Rostock war vor genau vier Wochen, am 10. Oktober, verschwunden. Seine Mutter meldete ihn am Abend bei der Polizei als vermisst. Der Grundschüler sei nicht zur Schule gegangen, weil er sich unwohl gefühlt habe. Als die Mutter nach der Arbeit heimgekommen sei, sei Fabian weg gewesen. Er sei auch nicht zu dem Zeitpunkt heimgekommen, der ausgemacht war, wenn er draußen mit Freunden spielen durfte.
Verbrannte Leiche entdeckt
Eine großangelegte Suche startete. Schließlich meldete sich am 14. Oktober eine Frau bei der Polizei und sagte, sie habe den Leichnam des Kindes entdeckt. Die verbrannte Leiche des achtjährigen Fabian lag rund 15 Kilometer südlich von Güstrow an einem Tümpel bei Klein Upahl. In der Nähe wohnt der Vater des Jungen, der von der Mutter getrennt lebt.
Die Obduktion des Kindes ergab laut Staatsanwaltschaft, dass der Junge Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Wie er starb, teilten die Ermittler bislang nicht mit. Als Zeitfenster für die Tat komme der 10. Oktober von 11.00 Uhr bis 15.00 Uhr in Betracht. Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass er nicht an dem Ort getötet wurde, an dem die Leiche schließlich gefunden wurde. Der Leichnam sei vermutlich angezündet worden, um Spuren zu verschleiern.
Zeugen gesucht
Die bundesweite Anteilnahme war groß. Nach mehreren Wochen baten die Behörden an diesem Mittwochabend (5. November), in der Fernsehsendung «Aktenzeichen XY...ungelöst» um Hinweise von Zeugen, die sich in der Zeit in der Nähe des späteren Fundorts aufgehalten hatten. Daraufhin gingen mehr als 30 Hinweise ein, die nun geprüft werden.
Am Donnerstag durchsuchten Polizeibeamte mehrere Objekte in der Region. Dabei habe es sich um Objekte mehrerer Personen in Reimershagen im Landkreis Rostock sowie um ein Objekt im benachbarten Rum Kogel gehandelt, sagte eine Polizeisprecherin. Unter anderem wurden drei Fahrzeuge sichergestellt. Ermittler trugen Sportschuhe in Plastiktüten aus einem Wohnhaus in Reimershagen.
Ziel der Durchsuchungen sei gewesen, weitere Gegenstände zur Aufklärung der Tat zu finden und bereits vorliegende Zeugenaussagen zu überprüfen, teilte die Polizei später mit. Im Anschluss sei die Verdächtige festgenommen worden, gegen die der Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes erlassen worden war.
Es habe keinen unmittelbaren Zusammenhang mit der Sendung am Vorabend gegeben. Angaben zur Verdächtigen würden nicht gemacht, um sie in der eher ländlichen Umgebung nicht zu identifizieren. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft machte keine Angaben dazu, welche Gegenstände sichergestellt wurden.
Die Frage nach dem Warum
Vorerst bleiben viele Fragen. «Uns bewegt alle die Frage nach dem Warum. Diese Frage stellen wir alle gemeinsam vor Gott», sagte Jens-Peter Schulz, Pastor der Evangelisch-Lutherischen Pfarrgemeinde Güstrow, der Deutschen Presse-Agentur. Zu einem Trauergottesdienst waren vergangene Woche Hunderte Menschen in die Güstrower Marienkirche gekommen.
Am Tag der Verhaftung der Frau habe er mit Fabians Familie gesprochen, sagte Schulze. Ihnen und den Menschen in seiner Gemeinde wünsche er nun, «dass sie beieinander Beistand und Trost finden. Dass sie merken, dass man damit nicht alleine ist.»