Im Hamburger Prozess um die Entführung der Block-Kinder hat die angeklagte Mutter ihrem Ex-Mann schwere Vorwürfe gemacht. Er und sein Anwalt hätten versucht, sie unter Druck zu setzen und zu nötigen. Die Nebenklage habe vor Medien erklärt, dass die Angeklagte ihre Kinder erst wiedersehen könne, wenn sie ihr Verteidigungsverhalten ändere. «Ich soll genötigt werden zu gestehen, was ich nicht getan habe», sagte die Unternehmerin in einer Erklärung vor dem Landgericht Hamburg. Sie regte Ermittlungen der Staatsanwaltschaft an.
Anwalt des Ex-Manns weist Vorwurf zurück
Der Anwalt ihres Ex-Manns, Philip von der Meden, wies ihren Vorwurf am Rande des Prozesses als «Unfug» zurück. «Ich nehme das als verzweifeltes Strampeln einer Angeklagten wahr», sagte der Jurist. Er nötige Block nicht, wenn er ihr mitteile, dass es selbstverständlich für die Kinder hilfreich sein werde, wenn sie sich offen dazu bekenne, was sie getan habe. «Wenn sie nichts getan hat, dann kann sie sich natürlich zu nichts bekennen.»
Christina Block beteuerte erneut ihre Unschuld. «Ich bleibe dabei: Ich bin unschuldig», sagte die 52-Jährige. «Was mir vorgeworfen wird, habe ich nicht getan.» Auch die Gewaltvorwürfe seien nichts als eine Erfindung ihres Ex-Mannes, Stephan Hensel.
Vorwurf: Auftrag zur Kindesentführung
Die Tochter des Unternehmensgründers Eugen Block ist angeklagt, während eines Sorgerechtsstreits den Auftrag erteilt zu haben, zwei ihrer vier Kinder in der Silvesternacht 2023/24 aus der Obhut ihres in Dänemark lebenden Ex-Mannes zu entführen. Der damals zehnjährige Sohn und die 13 alte Tochter sollen von einer israelischen Sicherheitsfirma nach Deutschland gebracht worden sein. Bei der Aktion wurde der Vater der Kinder geschlagen, darum tritt er in dem Prozess als Nebenkläger auf.
Block über dänische Gerichtsentscheidung empört
In dem andauernden Sorgerechtsstreit hatte nach Angaben beider Eltern ein dänisches Berufungsgericht am Montag ein Urteil bestätigt, nach dem Christina Block weiterhin der Kontakt zu ihren beiden minderjährigen Kindern untersagt wird. Block äußerte sich in ihrer Erklärung empört und sprach von einer «radikalen Entscheidung»: «Ich, die die Kinder geboren hat, darf keinen Umgang mit ihnen haben», kritisierte sie. «Was, wenn meine Unschuld am Ende feststeht?»
Auch bei dem Termin habe ihr Ex-Mann sie aufgefordert, ihre Verteidigungsstrategie zu ändern. Dann könne sie irgendwann wieder Kontakt zu ihren Kindern bekommen. «Ich würde alles tun, um meine Kinder zu sehen, aber ein Geständnis ablegen, das kann ich nicht tun», sagte Block. Sie werde bei der Wahrheit bleiben.
Anwalt von Mitangeklagtem fordert zügigen Prozess
Die Vorsitzende Richterin unterbrach die Angeklagte mehrfach und forderte sie auf, sich nur «zur Sache», also zu den Anklagepunkten zu äußern. Die Staatsanwältin ging ebenfalls dazwischen und sagte: «Eine Anzeigenerstattung in einer Hauptverhandlung ist keine Erklärung zur Sache.» Blocks Verteidiger Ingo Bott erklärte dazu: «Frau Block darf sich äußern, das ist ihr gutes Recht.» Die Vertreter der Staatsanwaltschaft sollten die Erklärung seiner Mandantin als Ermittlungsanregung zur Kenntnis nehmen.
Im Anschluss forderte der Verteidiger eines mitangeklagten Israelis das Gericht auf, den Prozess zügig zu führen, weil sein Mandant als einziger in Untersuchungshaft sitze. «Wenn es so weitergeht, werden wir tatsächlich bis Juni verhandeln», sagte Rechtsanwalt Sascha Böttner am 20. Verhandlungstag. Er vertritt den 36-jährigen Israeli, der seine Beteiligung an der Rückholaktion umfassend gestanden hat. Das Gericht hat Termine bis Ende März angesetzt.
Überwachungsbilder zeigen mutmaßliche Entführer
Das Gericht nahm zahlreiche Aufnahmen einer Überwachungskamera aus einem Hamburger Luxushotel in Augenschein. Die Fotos zeigten nach Angaben des Israelis unter anderem den Geschäftsführer und weitere Mitarbeiter einer israelischen Sicherheitsfirma, die nach Angaben von Block die IT-Sicherheit des Hotels, das zur Block-Gruppe gehört, prüfen sollte.
Tatsächlich sollen sie nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft die Kinder aus Dänemark nach Deutschland gebracht haben. Die Aufnahmen aus der Hotellobby stammten nach Angaben der Vorsitzenden Richterin von Ende Dezember 2023, wurden also nur wenige Tage vor der Entführung der Kinder aufgenommen.