Cyberangriff auf Luftverkehr

Cyberangriff: Lange Wartezeiten bei Marathon-Rückflügen

Die Verspätungen haben noch mit den Cyberangriffen auf europäische Flughäfen zu tun. | © Michael Ukas/dpa

22.09.2025 | 22.09.2025, 13:36

Am dritten Tag nach dem Cyberangriff hat der Berliner Flughafen weiter mit Problemen bei der Passagierabfertigung und Gepäckaufgabe zu kämpfen. Erschwerend kam seit dem Morgen die Rückreise Tausender Läufer vom Berlin-Marathon hinzu. Es gebe lange Warteschlangen der Passagiere beim Einchecken und der Gepäckaufgabe sowie erhebliche Verspätungen vieler Flüge, sagte ein Sprecher am Vormittag. Auch in London und Brüssel waren die Probleme noch nicht behoben.

Weiterhin sei nicht klar, wann die Systeme repariert seien. Man stehe in engem Kontakt zu der amerikanischen IT-Firma, die Opfer des Cyberangriffs mit Schadsoftware geworden sei, sagte der Sprecher. Die externe Firma hatte am Sonntagabend angekündigt, man befinde sich in den letzten Zügen der nötigen Updates, die das System wieder voll funktionsfähig machten.

Immer mehr Angriffe mit Schadsoftware

Die Passagiere bekommen die Auswirkungen des Cyberangriffs noch am Montag zu spüren. - © Michael Ukas/dpa
Die Passagiere bekommen die Auswirkungen des Cyberangriffs noch am Montag zu spüren. | © Michael Ukas/dpa

Der Cyberangriff legte die gemeinsamen elektronischen Systeme für die Abfertigung von Passagieren und Gepäck lahm, die über die Plattform des Anbieters Collins Aerospace liefen. Ransomware-Angriffe gehören seit Jahren zu den größten Bedrohungen für Firmen und öffentliche Einrichtungen. Besonders kritisch sind Attacken auf Infrastrukturen wie Transport, Energie oder Gesundheitssysteme, da sie für die Funktionsfähigkeit des Alltags unverzichtbar sind.

Am Berliner Flughafen gab es am Montagmorgen wegen eines Cyberangriffs weiterhin lange Warteschlangen sowie Verspätungen. - © Michael Ukas/dpa
Am Berliner Flughafen gab es am Montagmorgen wegen eines Cyberangriffs weiterhin lange Warteschlangen sowie Verspätungen. | © Michael Ukas/dpa

Vor Neustart der Systeme gründliche Prüfung nötig

Der Berliner Flughafensprecher betonte, man versuche alles, was möglich sei, um die Abläufe zu organisieren. Zunächst sei nur ein Flug abgesagt worden. «Bevor wir unser System wieder koppeln, müssen wir hundertprozentig sicher sein, dass keine Schadprogramme mehr enthalten sind.» Zuvor werde es daher eine gründliche Prüfung geben. Einen Zeitrahmen dafür könne man noch nicht mitteilen.

Fluggäste wurden weiterhin gebeten, im Internet einzuchecken und ihr Gepäck nach Möglichkeit selbstständig an den Automaten aufzugeben. Auf der Internetseite des Flughafens war zu sehen, dass frühmorgens viele Flüge ohne Verspätung gestartet waren. Dann kam es im Laufe des Vormittags aber immer wieder zu verspäteten Starts. Meist lag die Verzögerung aber unter einer Stunde.

Wegen der Attacke meldeten die Flughäfen Berlin, Brüssel, Dublin und London Heathrow Probleme bei der Passagierabfertigung. Die anderen großen deutschen Flughäfen waren nicht betroffen.

An den Flughäfen hatte es daraufhin am Samstag und Sonntag Warteschlangen und Verspätungen bei einem Teil der Flüge gegeben. Zum Teil arbeiteten die Fluglinien mit Papier und Stift statt mit den üblichen Computern. Später wurden Tablets eingesetzt. Koffer konnten ihren Besitzern erst am nächsten Tag nachgeschickt werden.

Mehr als zehntausend zusätzliche Passagiere wegen Marathon

Der Berliner Flughafen hatte bereits am Wochenende angekündigt, dass die Rückflüge der Marathonläufer schwierig werden könnten: mit 95.000 Passagieren würden viel mehr Menschen erwartet als an einem normalen Montag mit 75.000 bis 85.000.

Der Londoner Großflughafen Heathrow teilte mit, das Einchecken und der Einstieg in die Flugzeuge könne bei manchen Flügen länger dauern als gewohnt. Passagiere wurden aufgerufen, den Status ihrer Verbindungen zu prüfen, bevor sie zum Flughafen fahren. Der größte Teil der Flüge in Heathrow könne dank Ersatzlösungen durch die Fluggesellschaften aber planmäßig durchgeführt werden.

Der Flughafen in Brüssel teilte auf dpa-Anfrage mit, die meisten Flugverbindungen könnten stattfinden. Allerdings mussten 40 der 277 geplanten Abflüge gestrichen werden. Zudem wurden 23 von 277 Ankünften annulliert. Der Check-In erfolge nun hauptsächlich mit Laptops und iPads. Wann man wieder zum normalen Verfahren zurückkehren könne, sei noch unklar.