Von Symptomen bis Schutz

EHEC-Infektionen in Norddeutschland: Was macht die Bakterien so gefährlich?

Vier Kinder haben sich mit den gefährlichen Bakterien infiziert – zwei von ihnen sogar im Krankenhaus. Das kann gegen eine Infektion helfen.

In Norddeutschland sind vier Kinder an EHEC erkrankt. Das sollte bei einer Infektion beachtet werden. | © Christian Charisius/dpa

Dana Johanna Stoll
27.08.2025 | 27.08.2025, 16:56

Bielefeld/Rügen. Immer wieder sorgen EHEC-Bakterien für Schlagzeilen. Einer der größten Ausbrüche war zuletzt 2011, damals steckten sich etwa 4.000 Menschen über Sprossen an. 53 Menschen verloren während des Ausbruchs sogar ihr Leben. Nun sind vier Kinder im Kreis Vorpommern-Rügen an EHEC erkrankt.

Zwei weitere Menschen stehen unter Verdacht, sich angesteckt zu haben. Drei von ihnen müssen sogar im Krankenhaus behandelt werden. Das Risiko für eine EHEC-Infektion gibt es nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, denn auch in OWL sind Infektionen möglich. Doch was macht die Bakterien überhaupt so gefährlich und wie kann man sich am besten gegen eine Ansteckung schützen?

Was sind EHEC-Bakterien?

EHEC steht für enterohämorrhagische Escherichia coli. Die Bakterien kommen natürlich im Darm von Wiederkäuern wie Kühen, Ziegen oder Schafen vor. Die Krankheitserreger können direkt oder indirekt von Tieren auf den Menschen übertragen werden. Für die Vierbeiner sind die Bakterien ungefährlich – bei Menschen gibt es aber schwere Krankheitsverläufe, die in manchen Fällen sogar zu Tod führen können.

Welche Beschwerden treten bei einer Infektion auf?

Nach der Inkubationszeit, die zwei bis hin zu zehn Tage dauern kann, tritt vor allem Durchfall, Erbrechen und Übelkeit auf. Auch Fieber kann eines der Symptome bei einer Erkrankung sein. In etwa 10 bis 20 Prozent der Fälle kann am ersten bis dritten Tag sogar blutiger Durchfall auftreten.

Da die Bakterien einen speziellen Giftstoff produzieren, kann sich bei einer Infektion das sogenannte Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) entwickeln. Die Folge sind Schädigungen an Blutgefäßen und Blutkörperchen sowie Blutgerinnungsstörungen und eine plötzliche Verschlechterung der Nierenfunktion. Dies kommt bei etwa 5 bis 10 Prozent der Fälle vor.

Während des HUS kann auch ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden, um die Nierenfunktion mit Dialyse zu unterstützen. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, ältere Menschen und Menschen mit einer Immunschwäche.

In den meisten Fällen heilt die Erkrankung nach fünf bis zehn Tagen wieder ab. HUS betrifft Menschen nur für eine kurze Zeit, kann aber in seltenen Fällen sogar zu Folgeschäden an Nieren führen.

  • Typische Symptome: Durchfall, Erbrechen und Übelkeit, in einigen Fällen auch Fieber.
  • bei schwerem Verlauf: Schädigung an Blutgefäßen und Blutkörperchen, Nierenschäden

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Wie breitet sich die EHEC-Infektion aus?

Das Bakterium kann durch mehrere Wege auf den Menschen übertragen werden. Eine Gefahr sind zum Beispiel verunreinigte Lebensmittel, also nicht genügend erhitztes Fleisch, ungewaschener Salat oder Sprossen oder auch Rohmilch. Aber auch, wer im Kontakt mit Tieren wie zum Beispiel im Streichelzoo oder auf einem Bauernhof war, kann eine Ansteckung riskiert haben. Eine Infektion kann außerdem über kontaminiertes Wasser, zum Beispiel in einem Badesee erfolgen. Auch eine Übertragung von bereits infizierten Menschen ist möglich.

  • Verunreinigte Lebensmittel: nicht genügend erhitztes Fleisch, ungewaschenes Obst und Gemüse, Rohmilch
  • Kontakt mit Tieren
  • Über kontaminiertes Wasser zum Beispiel im Badesee
  • Über betroffene Menschen

Wie wird eine EHEC-Infektion behandelt?

Infusionen sind wichtige Maßnahme, um den Flüssigkeitshaushalt bei einer EHEC-Infektion auszugleichen. - © picture alliance / dpa
Infusionen sind wichtige Maßnahme, um den Flüssigkeitshaushalt bei einer EHEC-Infektion auszugleichen. | © picture alliance / dpa

Zwar wird die Infektion von Bakterien ausgelöst, dennoch gibt es aber kein Antibiotikum, dass die Bakterien effektiv bekämpfen könnte. Denn bei einer Behandlung mit einem Antibiotikum werden die gefährlichen EHEC-Bakterien nur noch länger im Körper gehalten und können dort zu weiteren Schäden führen.

Eine Behandlung erfolgt daher nur symptomatisch. Entscheidend ist es, während einer Infektion genügend zu trinken, um nicht zu dehydrieren. Bei einem Krankenhausaufenthalt kann auch eine Infusion für den Flüssigkeitshaushalt gegeben werden. Die Infektion muss der Körper aber selbst bekämpfen. Gerade deswegen ist es auch so wichtig, dass kein Durchfall-Gegenmittel eingenommen wird. Denn dadurch bleiben die Bakterien genauso wie bei Antibiotika länger im Körper und führen mit der Zeit zum HUS.

  • Behandlung nur symptomatisch: genug trinken, Infusionen
  • keine Antibiotika: dadurch könnte die Infektion verschlimmert werden
  • Kein Durchfall-Stopper nehmen

Wie kann man sich vorbeugend gegen EHEC schützen?

Gemüse richtig waschen: Ein wichtiger Schritt zur Vorbeugung von EHEC-Infektionen. - © picture alliance / dpa
Gemüse richtig waschen: Ein wichtiger Schritt zur Vorbeugung von EHEC-Infektionen. | © picture alliance / dpa

Wichtig ist es, vor allem auf ausreichend Hygiene zu beachten. Leichte Maßnahmen wie Hände oder Lebensmittel waschen können gegen eine Infektion gut helfen. Auch das Fleisch beim Kochen richtig durchzugaren oder Rohmilch abzukochen, kann gegen eine Ansteckung helfen.

Sind Personen im Haushalt an EHEC erkrankt, sollten diese möglichst eine eigene Toilette benutzen und besonders auf eine richtige Hygiene achten. Kinder sollten Schulen und Kindergärten erst nach Freigabe des Artzes wieder besuchen, denn sonst droht ein EHEC-Ausbruch.

  • Einfache Hygienemaßnahmen: nach Tierkontakt gründlich die Hände waschen
  • Küchenhygiene: Gemüse und Obst immer gründlich waschen, Fleisch richtig durchgaren und Rohmilch abkochen
  • Infizierte Personen im Haushalt sollten, wenn möglich, eine eigene Toilette benutzen und auf die Hygiene achten.
  • Kinder nicht zu früh in die Schule und den Kindergarten schicken.