Papst Franziskus zeigt sich erstmals wieder der Öffentlichkeit
Seit dem 14. Februar wurde das katholische Kirchenoberhaupt im Gemelli-Krankenhaus in Rom behandelt. Eine Entlassung steht den Ärzten zufolge kurz bevor.
Rom (dpa). Nach mehr als fünf Wochen im Krankenhaus hat sich Papst Franziskus erstmals wieder der Öffentlichkeit gezeigt. Das 88 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche wurde im Rollstuhl auf einen Balkon der Gemelli- Universitätsklinik in Rom gebracht, wo er seit Mitte Februar stationär behandelt wird. Mit angeschlagener Stimme bedankte er sich kurz für die Unterstützung. Mehrere Tausend Menschen jubelten ihm von unten zu.
Nach Angaben seiner Ärzte hat Franziskus seine Lungenentzündung überstanden, so dass er noch am Sonntag entlassen werden kann. Das Oberhaupt von weltweit mehr als 1,4 Milliarden Katholiken darf nun wieder zurück in den Vatikan. In seiner Residenz Casa Santa Marta soll er allerdings weiterhin ärztlich behandelt werden. Bei dem kurzen Auftritt auf dem Balkon wirkte er noch sehr geschwächt.
Die Mediziner empfehlen noch mindestens zwei Monate Ruhe. Wegen seiner angegriffenen Atemwege soll Franziskus auch Menschenansammlungen meiden. Ungewiss ist, ob er im nächsten Monat an den Osterfeierlichkeiten teilnehmen kann.
Zweitältester Papst der Geschichte
Der 88-Jährige steht seit März 2013 an der Spitze von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken. Inzwischen ist Franziskus der zweitälteste Papst der Geschichte.
Nummer zwei des Vatikans kümmert sich um Tagesgeschäft
Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikans, kümmert sich derzeit um das Tagesgeschäft im Vatikan. Anders als seine Vorgänger hat Franziskus jedoch kein enges Netz an Vertrauten aufgebaut, an die er wichtige Aufgaben abgeben könnte. Es zeigte sich zuletzt auch, dass er dies nicht möchte. Er will weiter die Fäden in der Hand halten.
Mehrfach hatte der Vatikan betont, dass der Papst auch aus der Klinik arbeite, und Personalentscheidungen bekanntgemacht. Zudem teilte der Vatikan mit, Franziskus habe an mehreren Tagen die Fastenexerzitien der Römischen Kurie per Video verfolgt – ein Zeichen der Präsenz.
Großes Programm nächsten Monat rund um Ostern
Seit dem 14. Februar wurden zahlreiche Termine des Papstes abgesagt. Bei unaufschiebbaren Veranstaltungen im derzeit laufenden Heiligen Jahr der katholischen Kirche ließ er sich vertreten, er bleibt jedoch präsent: Ansprachen werden in seinem Namen verlesen, und auch der für ihn vorgesehene weiße Sessel steht dann auf einer Bühne auf dem Petersplatz.
Unklar ist noch, wie die Feierlichkeiten zum Osterfest im April ablaufen werden. Normalerweise sind diese ein Veranstaltungsmarathon für den Papst: Er beginnt mit dem Waschen der Füße von Gefängnisinsassen am Gründonnerstag und endet mit dem Segen „Urbi et orbi“ vom Balkon des Petersdoms aus am Ostersonntag. Noch nie blieb Franziskus diesen Großereignissen fern. Im nächsten Monat stehen im Vatikan die Osterfeierlichkeiten auf dem Programm. Wegen des Heiligen Jahrs 2025 sind besonders viele Pilger in Rom.
Der Vatikan teilte zwar mehrfach mit, eine Entlassung aus der Klinik sei noch nicht absehbar, dennoch mehrten sich die Spekulationen über die Herrichtung der Papst-Wohnung im Vatikan, um ihn möglicherweise dort medizinisch behandeln zu können. Bestätigt werden solche Pläne nicht. Je länger die Krankheit aber andauert, desto realistischer scheinen sie.
Sollte Franziskus eines Tages in den Vatikan zurückkehren können, dürfte sich seine Amtsführung von der bisherigen unterscheiden. Zumindest dürfte es weniger Termine, weniger öffentliche Auftritte geben. Mit seiner Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen scheint es auch unwahrscheinlich, dass der Papst wie früher den engen Kontakt mit den Gläubigen suchen wird – und darf.
So oder so: Für Franziskus hat die Spätphase seines Pontifikats begonnen. Spekulationen über einen Rücktritt, wie ihn 2013 Franziskus’ Vorgänger, der deutsche Papst Benedikt XVI. erklärt hatte, nehmen zu. Einen solchen Schritt schloss Franziskus bisher aus. Und doch stellt sich die Frage, wie der gebürtige Argentinier nach einer Entlassung aus dem Krankenhaus weitermachen wird.