Update zum schweren Zugunglück

Historiker stirbt bei ICE-Unglück in Hamburg – Lkw-Fahrer vorerst wieder frei

Nach dem schweren ICE-Unglück wird gegen den Fahrer des Lastwagens ermittelt, mit dem der Zug zusammenstieß. Die Vorwürfe gegen den 34-Jährigen reichen aber nicht, um ihn zu verhaften.

Eine evakuierte Person aus dem ICE steht an der Unfallstelle an einem Bahnübergang. | © Daniel Bockwoldt/dpa

12.02.2025 | 12.02.2025, 19:16

Hamburg (dpa). Nach dem schweren ICE-Unglück in Hamburg fahren wieder Züge auf der Strecke nach Bremen. Der beschädigte Zug sei in der Nacht von der Unglücksstelle abgeschleppt worden, teilte die Deutsche Bahn am Morgen mit. Ein Gleis sei für den Zugverkehr wieder freigegeben worden. Noch unklar ist die Unfallursache.

Die Reparaturarbeiten am zweiten Gleis dauerten an. Es müssten noch die Oberleitung repariert und einige beschädigte Schwellen ausgetauscht werden. „Eine Prognose können wir derzeit noch nicht geben, arbeiten aber unter Hochdruck daran, auch das zweite Gleis wieder schnellstmöglich für den Zugverkehr freizugeben“, sagte ein Bahnsprecher.

Der ICE mit 291 Insassen war am Dienstag mit einem Lastwagen zusammengestoßen, der sich auf einem Bahnübergang befand. Der Zug war zum Zeitpunkt des Unfalls mit hoher Geschwindigkeit unterwegs und rammte den Lkw trotz Notbremsung mit solcher Wucht, dass vor allem in den vorderen Wagen die Fensterscheiben zerbrachen, wie eine Augenzeugin der Deutschen Presse-Agentur schilderte.

55-jähriger Fahrgast stirbt bei dem Zugunglück in Hamburg

Bei dem Todesopfer handelt es sich laut Bundespolizei um einen 55-jährigen Fahrgast des Zuges. Rettungskräfte hätten versucht, ihn wiederzubeleben, sagte ein Feuerwehrsprecher. „Wir trauern um unseren Direktor Thomas Großbölting, der am 11. Februar unerwartet gestorben ist“, teilte die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg am Tag nach dem Unglück mit. Großbölting war seit 2020 Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und Professor für Neuere Geschichte/ Zeitgeschichte im Arbeitsbereich Deutsche Geschichte der Universität Hamburg. Öffentlich bekannt wurde Großbölting besonders durch seine Studien zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in kirchlichen Zusammenhängen.

6 Insassen aus dem ICE wurden laut Bundespolizei wegen mittelschwerer Verletzungen behandelt, 19 leicht verletzt. Einige der Fahrgäste mussten nach dem Unfall noch stundenlang im Zug ausharren, bevor sie mit Bussen nach Hamburg-Harburg gebracht wurden. Wie das Bahn-Unternehmen Metronom auf seiner Internetseite mitteilte, wurde auch ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

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ICE stößt in Hamburg mit Sattelzug zusammen

Lkw-Fahrer wieder frei – Ermittlungen laufen weiter

Wie es zu dem Zusammenstoß auf dem halbbeschrankten Bahnübergang mit Lichtzeichenanlage im Stadtteil Rönneburg kam, wird noch ermittelt. Der am Unfall beteiligte Lastwagenfahrer ist am Mittwoch wieder freigelassen worden. „Im Rahmen der heutigen Haftvorführung des beschuldigten Lkw-Fahrers hat sich herausgestellt, dass der Unfallhergang erst noch weiterer Aufklärung bedarf“, teilte eine Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft mit. Auf die bislang vorliegenden Erkenntnisse lasse sich ein dringender Tatverdacht nicht stützen.

Gegen den 34 Jahre alten Rumänen wird wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt. Atemalkohol- und Drogentests seien negativ verlaufen, hieß es. Der Lastwagen hatte ersten Erkenntnissen zufolge wohl Bahnschienen geladen. Die Ladung verteilte sich bei der Kollision weit entlang des Unfallortes.

Hamburgs Innensenator dankt Einsatzkräften

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) dankte nach dem Unglück unweit der Landesgrenze zu Niedersachsen den Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr aus Hamburg und dem Umland, „die diesen schwierigen Einsatz hochprofessionell bewältigen und eine schnelle Versorgung der Verletzten sicherstellen“. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen des Toten und den weiteren Verletzten, denen er eine schnelle und vollständige Genesung wünschte.