Helikopter-Kollision

Mehrere Tote bei Flugzeugunglück in Washington: Trump äußert sich

Über der US-Hauptstadt stoßen ein Flugzeug und ein Hubschrauber zusammen. Präsident Donald Trump stellt derweil Theorien zur Ursache auf.

Rettungskräfte suchen am Ort des Unglücks fieberhaft nach Überlebenden. Nahe Washington ist ein Passagierflugzeug mit einem Militärhubschrauber zusammengestoßen. | © Alex Brandon/AP/dpa

30.01.2025 | 31.01.2025, 05:57

Washington (dpa). Bei dem Flugzeugunglück in der US-Hauptstadt Washington sind nach Einschätzung der Behörden alle 67 Passagiere ums Leben gekommen. „Zum jetzigen Zeitpunkt glauben wir nicht, dass es Überlebende gibt“, sagte Feuerwehrchef John Donnelly. Bislang seien mehr als zwei Dutzend Leichen aus dem Wasser geborgen worden. Man werde weiter daran arbeiten, alle Leichen zu finden, sagte Donnelly.

Nahe dem Ronald-Reagan-Airport (DCA) ist eine Passagiermaschine mit 64 Menschen an Bord beim Landeanflug mit einem US-Militärhubschrauber kollidiert. Feuerwehrboote waren im Einsatz, Rettungskräfte durchsuchten sowohl das Wasser als auch das Ufergebiet.

Die Suche nach der Ursache - und Trumps Theorien

Den bisherigen Ermittlungen zufolge zerbrach der Rumpf der Passagiermaschine in drei Teile. Auf Videos war ein Feuerball in der Luft zu sehen. Wie es zu der Kollision kam, ist noch völlig unklar. Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus gibt es bislang nicht.

Trump gab bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz aber bereits seine Theorien zum Besten und machte mehrere Schuldige aus. Es habe ein „Pilotenproblem“ bei dem Helikopter gegeben, sagte er, ohne Belege zu nennen. Trump beklagte, die Besatzungsmitglieder in dem Helikopter hätten „sehen müssen, wohin sie fliegen“.

Der Präsident beklagte auch, die Flugsicherung am Hauptstadt-Airport habe zu spät eine Warnung ausgesprochen. „Diese Warnungen wurden sehr spät gegeben.“

Der politische Dreh des Präsidenten

US-Präsident Donald Trump Präsident Donald Trump fordert einen Reporter im James Brady Press Briefing Room im Weißen Haus auf, ihm eine Frage zu dem Flugzeugunglück über Washington zu stellen. - © Alex Brandon/dpa
US-Präsident Donald Trump Präsident Donald Trump fordert einen Reporter im James Brady Press Briefing Room im Weißen Haus auf, ihm eine Frage zu dem Flugzeugunglück über Washington zu stellen. | © Alex Brandon/dpa

Vor allem aber wetterte Trump ausufernd gegen Diversitätsprogramme bei der Flugsicherung. Die Programme bei der US-Luftfahrtbehörde FAA zielten darauf ab, „Menschen mit schweren geistigen und psychischen Behinderungen einzustellen“. Personen mit eingeschränktem Hör- oder Sehvermögen, fehlenden Gliedmaßen, teilweiser oder vollständiger Lähmung, Epilepsie, schweren geistigen Behinderungen und Zwergwuchs qualifizierten sich demnach alle für die Position eines Fluglotsen, behauptete er.

Auf die Frage eines Journalisten, wie er zum jetzigen Zeitpunkt zu dem Schluss kommen könne, dass Diversitätsprogramme bei der FAA etwas mit dem Unglück zu tun hätten, sagte Trump: „Weil ich einen gesunden Menschenverstand habe, okay?“ Gleichzeitig sagte der Republikaner an anderer Stelle: „Wir wissen nicht, was zu diesem Absturz geführt hat.“

Fluglotsen müssen sich in den USA, wie anderswo, regelmäßigen Gesundheits- und Eignungstests unterziehen, darunter psychologischen Bewertungen und Stresstests. Bestimmte Erkrankungen führen in der Regel zur Disqualifikation - es gibt klare Ausschlusskriterien.

Kansas-Senator Roger Marshall: „unerträgliche Trauer“

Noch in der Nacht bergen Einsatzkräfte US-Medienberichten zufolge mehr als ein Dutzend Leichen. CBS berief sich auf einen Polizisten vor Ort und sprach von mindestens 18 geborgenen Leichen.

„Wenn ein Mensch stirbt, ist das eine Tragödie, aber wenn viele, viele, viele Menschen sterben, ist das eine unerträgliche Trauer“, sagte der Republikaner Roger Marshall, der den US-Bundesstaat Kansas im Senat vertritt. Die Maschine war mit 60 Passagieren und vier Crew-Mitgliedern in der Stadt Wichita in Kansas gestartet.

Eiskunstlauf-Weltmeister unter Opfern

Ersten Erkenntnissen zufolge sterben 14 Menschen aus der Eiskunstlauf-Gruppe, die gerade von den US-Meisterschaften und einem Nachwuchscamp zurück nach Washington fliegen. Das sagt Doug Zeghibe, der Chef eines Schlittschuhvereins in Boston, bei dem auch Spencer Lane aktiv ist. Neben dem jungen Mann sterben dessen Teamkollegin Jinna Han und die Mütter der beiden.

Und auch zwei frühere Eiskunstlauf-Stars sind unter den Opfern: Die ehemaligen Paarläufer Jewgenija Schischkowa und Wadim Naumow, die 1994 für Russland WM-Gold geholt hatten, wollten ebenfalls über Washington zurück nach Boston. Dort waren sie seit 2017 als Trainer in dem Verein angestellt, dort wartete auch ihr Sohn Maxim, der Tage zuvor noch selbst in Wichita bei den US-Meisterschaften angetreten war. „Das ist eine sehr schreckliche Tragödie“, sagte Zeghibe, dem vor Journalisten mehrmals die Stimme stockte.

Rettungskräfte arbeiten unter schweren Bedingungen

Ein Rettungsboot in der Nähe des Ronald Reagan Washington National Airport. Einsatzkräfte suchen Überlebende des Flugzeugunglücks. - © Alex Brandon/AP/dpa
Ein Rettungsboot in der Nähe des Ronald Reagan Washington National Airport. Einsatzkräfte suchen Überlebende des Flugzeugunglücks. | © Alex Brandon/AP/dpa

Die Arbeit für die Rettungskräfte gestaltet sich nach Schilderung von Bürgermeisterin Muriel Bowser und Feuerwehrchef John Donnelly extrem schwierig in der Dunkelheit und im sehr kalten Flusswasser. Laut Donnelly waren rund 300 Rettungskräfte am Unglücksort im Einsatz. Die Rettungsarbeiten könnten sich noch Tage hinziehen.

Feuerwehrchef Donnelly berichtete, das Wasser an der Einsatzstelle sei etwa zweieinhalb Meter tief – es sei windig und im Wasser seien Eisbrocken. „Man sucht da draußen jeden Quadratzentimeter ab, um zu sehen, ob man jemanden finden kann.“ Aber es sei ein gefährlicher und harter Einsatz. „Der Fluss ist ein großer schwarzer Fleck.“

Auf der Plattform X verbreitete sich kurz nach dem Unglück ein Video, auf dem ein großer Feuerball am dunklen Himmel zu sehen war. Auch aus der Ferne sieht die Szene zwischen dem Hauptstadtflughafen und der nahe gelegenen Stadt Alexandria im Bundesstaat Virginia dramatisch aus.

Hubschrauber war wohl auf Übungsflug

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Laut Luftfahrtbehörde FAA handelte es sich bei dem Passagierflugzeug um eine Maschine des Typs Bombardier CRJ700 von American Airlines, die in der Stadt Wichita im Bundesstaat Kansas gestartet war. Der Hubschrauber war nach Angaben des Pentagons ein UH-60-Hubschrauber, ein Modell aus einer Familie militärischer Mehrzweckhubschrauber. Dem Pentagon zufolge war der Hubschrauber auf einem Übungsflug.

Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen Beamten des Verteidigungsministeriums, dass sich drei Personen an Bord befunden hätten. Da in Hubschraubern über der US-Hauptstadt häufig Politiker und hochrangige Militärangehörige reisen, stellte der Beamte klar, dass sich kein „VIP“ an Bord befunden habe.

Der Luftraum über Washington ist stark frequentiert – neben dem zivilen Flugverkehr sind hier häufig Militärmaschinen und Regierungsflugzeuge unterwegs.

FBI: Keine Hinweise auf Terror oder Kriminalität

Wie groß das Ausmaß des Unglücks war, blieb zunächst unklar. Die Bundespolizei FBI teilte nach Angaben des Senders NBC News mit, es gebe keine Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus.

US-Präsident Donald Trump will zeitnah über die weiteren Entwicklungen informieren. Das teilte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, bei X mit. „Möge Gott ihre Seelen segnen“, hieß es in der Stellungnahme weiter. Trump dankte den Rettungskräften darin außerdem für ihre „großartige Arbeit“.

Zuletzt stürzte in den USA im Jahr 2009 ein Passagierflugzeug mit einer vergleichbaren Anzahl an Menschen an Bord ab – in der Nähe von Buffalo im Bundesstaat New York. Damals kamen alle 49 Insassen sowie eine Person am Boden ums Leben.