Gerade im Sommer ist ein gebräunter Teint häufig der Inbegriff eines Schönheits- und Gesundheitsideals. Welche zehn Mythen über das größte Organ des Menschen existieren und warum sie nicht stimmen, im Überblick.
Sonnenschutz-Irrtum 1: Gebräunte Haut ist gesund
Gebräunte Haut gilt allgemein als attraktiv und vital. Deshalb zieht es gerade im Sommer viele Sonnenanbeter auf die Liege oder im Winter ins Solarium. Doch eigentlich ist die Bräunung eine Abwehrreaktion der Haut, um schädigende UV-Strahlen abzuhalten. Jede Bräune – egal ob natürlich oder künstlich – zeigt an, dass die Haut verletzt wurde. Eine gesunde Bräune gibt es also nicht, schlussfolgert die Techniker Krankenkasse.
Vielmehr signalisiert der Körper mit einem Sonnenbrand, dass bestimmte Hautbereiche stark geschädigt wurden. Die Folgen können Rötungen, Schmerzen, Entzündungen, Brennen, Jucken und - bei starken Verbrennungen - das Ablösen von Hautfetzen sein. Außerdem beschleunigt dies eine frühzeitige Hautalterung.
Unterschieden wird generell zwischen UV-A-Strahlen, die tief in die Haut eindringen und dort Zellen schädigen können, sowie UV-B-Strahlen, die zwar lediglich die Oberhaut erreichen, aber dafür dort die Erbsubstanz DNS in den Hautzellen schädigen können, stellt Geo heraus.
Sonnenschutz-Irrtum 2: Für ein paar Minuten in der Sonne muss ich mich nicht eincremen
Ob man einen Sonnenbrand bekommt und wie schwer der ausfällt, hängt nicht nur davon ab, wie lange man sich in der Sonne aufhält, sondern auch, welcher Hauttyp man ist. Einen Überblick über die sechs Kategorien bietet das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).
Menschen mit sehr heller Haut, rötlich-blonden Haaren, blauen oder grünen Augen und Sommersprossen, die zum Hauttyp I zählen, können sich beispielsweise nur fünf bis zehn Minuten ungeschützt in der Sonne aufhalten, bevor ihre Eigenschutzzeit ausgereizt ist.
Generell gilt: Je dunkler Haut und Haar, desto länger kann man in der Sonne verweilen, ohne einen Sonnenbrand zu riskieren. Auch über die Tagesspitzenwerte der sonnenbrandwirksamen UV-Strahlung informiert das BsF auf seiner Website anhand eines UV-Index.
Bereits im Frühsommer ist der UV-Index selbst bei bewölktem Wetter in Ostwestfalen-Lippe hoch, bei Sonnenschein sehr hoch. Das zeigt die Übersicht des BsF. Ein Sonnenschutzmittel ist daher nicht nur bei direkter Sonneneinstrahlung notwendig.
Sonnenschutz-Irrtum 3: Wenn ich mich regelmäßig eincreme, bleibt meine Haut geschützt

Der Lichtschutzfaktor (LSF) einer Sonnencreme oder eines Sonnensprays gibt an, wie lange man sich mit dem Sonnenschutzprodukt auf der Haut der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
Wenn der Lichtschutzfaktor jedoch zeitlich ausgereizt ist, verlängert auch wiederholtes Eincremen den Sonnenschutz nicht. Da hilft nur noch eines: ab in den Schatten, um einem Sonnenbrand aus dem Weg zu gehen.
Wie lange der LSF einer Sonnencreme anhält, kommt auf das jeweilige Produkt an. Zu unterscheiden sind vier LSF-Stufen: niedrig (6, 10), mittel (15, 20, 25), hoch (30, 50) und sehr hoch (50+). Um die Zeit in der Sonne ohne Sonnenbrand zu berechnen, muss die Eigenschutzzeit des eigenen Hauttyps mit dem Lichtschutzfaktor multipliziert werden.
Sonnenschutz-Irrtum 4: Nach einem Sonnenbrand ist man besser geschützt vor weiteren Sonnenbränden
Unabhängig vom Hauttyp ist ein Sonnenschutzmittel bei hoher Einstrahlung immer sinnvoll. Selbst wer einen mittleren Hauttyp hat, kann den eigenen Lichtschutzfaktor durch gebräunte Haut maximal um den Faktor 3 bis 4 steigern.
In unseren Breitengraden raten Experten sogar dazu, sich von März bis Oktober stets einzucremen, berichtet die Techniker Krankenkasse.
Zudem addieren sich die negativen Folgen der Sonne nach Angaben des Bayrischen Rundfunks auf lange Sicht. So könne auch eine regelmäßige Sonneneinstrahlung in geringeren Dosen zu Hautkrebs führen.
Sonnenschutz-Irrtum 5: Wichtig beim Eincremen sind Gesicht, Arme und Beine
Körperstellen wie Arme und Hände sind in der Regel an die Sonne gewöhnt und deshalb weniger anfällig für einen Sonnenbrand. Anders der Fall bei empfindlichen Körperregionen, die normalerweise weniger Sonne ausgesetzt sind, wie Oberschenkel, Hintern, Kniekehlen und Füße - sowohl Spann als auch Sohle.
Am Kopf sollten insbesondere auch Ohren, Haarscheitel sowie Lippen mit Sonnenschutzmittel vor UV-Strahlung geschützt werden. Robert Finney, Dermatologe bei Entière Dermatology in New York City, beobachtet, dass die Lippen häufig vergessen werden.
„Das ist besorgniserregend, denn es hat sich gezeigt, dass sich Hautkrebs an der Lippe aggressiver verhalten kann als an anderen Körperstellen“, erklärt der Dermatologe gegenüber der Vogue. Der einfachste Weg, ein Karzinom - also einen bösartigen Tumor - auf den Lippen zu vermeiden, sei das mehrfache Auftragen eines Lippenpflegestifts mit Lichtschutzfaktor über den Tag verteilt. Auch Herpes (Lippenbläschen) kann bei hoher Sonnenstrahlung mit einer Lippenpflege vorgebeugt werden.
Sonnenschutz-Irrtum 6: Mit Sonnencreme wird man nicht braun
Je mehr vom braunen Farbstoff Melanin in der Haut vorhanden ist, desto besser ist die Haut geschützt. Eine Sonnencreme mit UV-B-/UV-A-Filter absorbiert, streut oder reflektiert die Sonnenstrahlung. Das schützt die Haut, da die Dosis geringer ist und die Hautzellen, die dunkle Pigmente bilden (Melanozyten) mehr Zeit haben, einen Hauteigenschutz zu entwickeln.
Die Haut trocknet durch das Eincremen mit Sonnenschutzprodukten zudem nicht so schnell aus, und die Bräune bleibt länger erhalten, berichtet das Portal Kosmetik.transparent. Bei einem Sonnenbrand kommt dagegen unter den betroffenen Hautpartien der gleiche Hautton wie vor dem Sonnenbaden zum Vorschein.
Sonnenschutz-Irrtum 7: Einen Sonnenbrand kann ich nur in der prallen Sonne bekommen
Das ist nicht der Fall. Denn wo Sonnenlicht ist, sind auch UV-Strahlen. Unter einem Sonnenschirm kommen beispielsweise noch rund 50 Prozent der Sonnenstrahlen an, weist die Techniker Krankenkasse drauf hin. Auch im Schatten eines Baumes kann man einen Sonnenbrand bekommen - wobei Schatten besser ist, als pralle Sonne. Besondere Vorsicht ist am Strand geboten.
Der Grund: Sand und Wasser reflektieren dort das Licht und verstärken die UV-Belastung sogar. Ebenso reflektiert Schnee UV-Strahlen und macht Skibrillen und Sonnenschutzprodukte im sportlichen Winterurlaub unabdingbar. Es sollte zudem ein Lippenpflegestift aufgetragen werden.
Dass UV-Strahlen auch nicht vor Fensterscheiben haltmachen, beweist eindrücklich das Foto eines langjährigen Truckerfahrers aus den USA, dessen linke Gesichtshälfte, die beim Fahren stets der Sonne ausgesetzt war, 20 Jahre älter erscheint, als die rechte.
Sonnenschutz-Irrtum 8: Sonnencreme bietet den besten Schutz vor Hautkrebs
Nach dem Eincremen mit Sonnenschutzmittel wiegen sich viele Menschen in falscher Sicherheit und übertreiben leichtfertig das Sonnenbaden, kritisieren Experten. So gesehen kann Sonnencreme nach Angaben der Techniker Krankenkasse selbst zum Risikofaktor werden - gerade dann, wenn sie auch noch zu sparsam aufgetragen wird. Als Richtlinie gelten mindestens 30 Milliliter für den gesamten Körper, was vier gehäuften Esslöffeln entspricht.
Darüber hinaus schützt Sonnencreme zwar vor ultravioletter Strahlung (UV-A und UV-B). Seit einiger Zeit steht aber auch die Infrarotstrahlung der Sonne unter Verdacht, Zellen in tiefer liegenden Hautschichten zu schädigen und die Hautalterung zu beschleunigen. Allgemein gilt: Nicht nur Sonnenbrände erhöhen das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, sondern jede UV-Exposition.
Weitere UV-Schutzmaßnahmen sind lange Kleidung, Kopfbedeckung sowie der Aufenthalt im Schatten. Eine Sonnenbrille beugt zudem einer Schädigung der Augen vor, die ebenfalls eine Art Sonnenbrand bekommen können. Auf der Augenoberfläche und den Hautpartien, die sie umgeben, können ebenfalls verschiedene Formen von Hautkrebs entstehen.
Beim Kauf einer Sonnenbrille sollte auf den Herstellerhinweis „UV 400“ sowie einen ausreichenden Seitenschutz geachtet werden, empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz.
Sonnenschutz-Irrtum 9: Männer brauchen sich seltener eincremen als Frauen
Die Haut von Männern ist nicht weniger empfindlich gegenüber der Sonne als die von Frauen. Im Gegenteil, stellt der Bayrische Rundfunk heraus: Männer müssen besonders gut am Kopf aufpassen, da ihre Haare im Alter häufig lichter werden, sodass auch am Kopf ein Sonnenbrand auftreten kann.
Folgen der Strahlung auf der Kopfhaut sind keine Seltenheit. „Wir haben viele Patienten mit Lichtschäden auf der Kopfhaut“, bestätigt Stefanie Guther, Oberärztin der München Klinik für Dermatologie, Allergologie und Umweltmedizin.
Sonnenschutz-Irrtum 10: Abgelaufene Sonnenschutzmittel sind noch länger haltbar

Anders als bei Lebensmitteln trifft der Leitsatz „Noch länger gut“ nicht unbedingt auf Sonnenschutzmittel zu. Es besteht das Risiko, dass der UV-Schutz mit der Zeit abnimmt, die Sonnencreme also nicht mehr ausreichend vor der Strahlung schützt. Hautarzt Eckhard Breitbart rät in der Apotheken-Umschau daher zu einer neuen Packung.
Denn Sauerstoff führe zu Oxidation, sodass sich die Inhaltsstoffe verändern und damit die Schutzfunktion nicht mehr korrekt aufrechterhalten werden könne, sagt der Experte der Deutschen Krebshilfe und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention.
In einer aktuellen französischen Studie sind erhöhte Gehalte an Benzophenon in künstlich um ein Jahr gealterten Octocrylen-haltigen Sonnschutzmitteln nachgewiesen worden. Dabei handelt es sich um einen Stoff, der von der internationalen Krebsforschungsagentur der WHO als möglicherweise krebserregend eingestuft worden ist.
Allerdings beruht diese Einstufung auf Fütterungsstudien an Tieren - Ergebnisse für die Anwendung beim Menschen fehlen, stellt das Deutsche Krebsforschungszentrum heraus. Experten der Forschungseinrichtung raten dazu, besser eine Sonnencreme vom Vorjahr zu verwenden, als gar keine. Frische Produkte sollten jedoch bevorzugt eingesetzt werden. Alternativ könne auch auf eine Sonnencreme ohne Octocrylen zurückgegriffen werden.