Gaza-Krieg

Tausende protestieren in Malmö gegen israelische Teilnahme am Eurovision Song Contest

Bei einer Demonstration fordern Tausende den Ausschluss Israels vom Eurovision Song Contest kurz vor Beginn des zweiten Halbfinales. Mit dabei: Greta Thunberg.

Menschen protestieren bei einer pro-palästinensischen Demonstration für den Ausschluss Israels von der Eurovision. | © Martin Meissner

09.05.2024 | 09.05.2024, 20:29

Malmö (AFP). Vor dem zweiten Halbfinale des Eurovision Song Contest (ESC) haben am Donnerstag in Malmö etwa 5.000 Menschen friedlich gegen die Teilnahme Israels protestiert. Sie forderten den Ausschluss Israels von dem Musikwettbewerb. Die Teilnehmerzahl der Demonstration blieb deutlich unter den Erwartungen, es war mit um die 30.000 Demonstranten gerechnet worden.

Die israelische Sängerin Eden Golan steht Donnerstagabend im zweiten ESC-Halbfinale mit Künstlern aus 15 anderen Ländern auf der Bühne und kämpft um eines der verbliebenen zehn Tickets für das ESC-Finale am Samstag. Golans Auftritt sorgt seit Wochen für Proteste, die Demonstration am Donnerstag war einer der Höhepunkte.

Auf den Plakaten forderten die Demonstranten einen Boykott Israels und kritisierten das israelische Vorgehen im Gazastreifen als „Genozid“. Außerdem kritisierten die Demonstranten die Europäische Rundfunkunion EBU, weil Russland nach dem Angriff auf die Ukraine vom ESC ausgeschlossen wurde, Israel aber ungeachtet seines Vorgehens im Gazastreifen nicht.

Malmö: Menschen tragen israelische und schwedische Fahnen während einer Pro-Israel-Demonstration zu Ehren der israelischen Eurovisions-Teilnehmerin Eden Golan. - © Johan Nilsson
Malmö: Menschen tragen israelische und schwedische Fahnen während einer Pro-Israel-Demonstration zu Ehren der israelischen Eurovisions-Teilnehmerin Eden Golan. | © Johan Nilsson

Wie AFP-Reporter berichteten, blieb die Demonstration insgesamt friedlich. Eine 30-jährige Schwedin namens Hilda - ihren Nachnamen wollte sie nicht nennen - sagte: „Ich bin ein Fan des Eurovision Song Contest und es bricht mir das Herz, aber ich boykottiere.“ Sie habe keinen Spaß an dem Wettbewerb, wenn gleichzeitig im Gazastreifen Kinder sterben. Der 29 Jahre alte Mustafa Mustafa sagte: „Die Leute sind zum Eurovision Song Contest hier, um zu feiern. Aber es gibt nichts zu feiern.“ Die Demonstranten marschierten durch die Hauptfußgängerzone Malmös. Auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg, die für ihre pro-palästinensischen Positionen bekannt ist, nahm neben vielen Familien daran teil.

In Malmö lebt Großteil der palästinensischen Gemeinschaft in Schweden

Insgesamt bleibt das Bild in Malmö während des ESC gemischt. Neben dem wegen der Proteste gegen Israel deutlich erhöhten Polizeiaufgebot und deutlich strengeren Absperrungen als bei früheren Veranstaltungen gibt es in der Stadt aber auch das typische farbenfrohe Bild des Musikwettbewerbs. Aus vielen Ländern sind Fans angereist, die mit teils skurrilen Verkleidungen auf sich aufmerksam machen. In Malmö lebt der Großteil der palästinensischen Gemeinschaft in Schweden.

Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vor mehr als sieben Monaten kommt es in der Stadt regelmäßig zu pro-palästinensischen Kundgebungen. Die geforderte Neutralität des Musikwettbewerbs war bereits im ersten Halbfinale am Dienstag durch den schwedischen Sänger Eric Saade herausgefordert worden. Er hatte bei seinem Auftritt ein Palästinensertuch am Arm getragen, was von den Veranstaltern und dem schwedischen Fernsehsender SVT kritisiert wurde. Sie betonten den unpolitischen Charakter der Veranstaltung, die vor allem für ihre schrillen Auftritte bekannt ist.

„Es sollte Demonstrationen geben, die Menschen sollten ihre Meinung sagen, die Menschen sollten boykottieren“, sagte dagegen Magnus Bormark, der mit seiner Gruppe Gate für Norwegen antritt. Gate hatte zuvor neben anderen Teilnehmern öffentlich zu einem dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen aufgerufen.

Der Krieg im Gazastreifen war am 7. Oktober durch den Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel ausgelöst worden. 1.170 Menschen wurden dabei laut israelischen Angaben brutal getötet, weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion geht Israel seitdem militärisch gegen Ziele im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Terrororganisation Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bislang mehr als 34.900 Menschen getötet.