Haftbefehl

Soldat unter vierfachem Mordverdacht – auch ein Kind (3) unter den Opfern

Nachts fallen mehrere Schüsse in zwei Gemeinden in Niedersachsen. Vier Menschen sterben. Im Fokus der Ermittler steht ein Soldat. Was könnte das Motiv gewesen sein?

Scheeßel in Niedersachsen: Beamte der Spurensicherung an einem der Tatorte. | © Sina Schuldt

02.03.2024 | 02.03.2024, 09:04

Scheeßel/Bothel (AFP/dpa). In Niedersachsen im Landkreis Rotenburg (Wümme) hat mutmaßlich ein Bundeswehrsoldat in der Nacht zum Freitag vier Menschen erschossen. Demnach sind die Opfer in der Gemeinde Scheeßel eine 55-jährige Frau und ein 30-jähriger Mann. Am zweiten Tatort - in Bothel - seien ein dreijähriges Kind und die 33 Jahre alte Mutter getötet worden.

Weitere Angaben, beispielsweise zu den Beziehungen des Verdächtigen zu den Opfern, machte die Staatsanwaltschaft auf Rückfrage nicht. Auch ob der Verdächtige dort zuletzt gelebt hatte, blieb unklar. Ein Richter erließ gegen ihn Haftbefehl wegen Mordes in vier Fällen, wie die Ermittler mitteilen. Der Mann sitzt nun in Untersuchungshaft.

Ein Nachbar in Scheeßel berichtet, dass seine Eltern etwa um halb vier am Freitagmorgen aus dem Schlaf hochgeschreckt seien. Mehrere Schüsse fielen. „Man denkt, wenn man so was hört, dass das total weit weg ist“, sagt der 22-Jährige. „Aber dann aus dem Fenster zu gucken, wenn das so zwei Meter von einem entfernt ist - das ist natürlich ein ganz anderes Gefühl.“

Soldat stellt sich selbst

Der Tatverdächtige ist ein 32 Jahre alter Bundeswehrsoldat. Er soll nach der Tat zur Kaserne in der Stadt Rotenburg (Wümme) gefahren sein. Er habe sein Auto vor der Kaserne geparkt, sei ausgestiegen, habe sich zu Fuß zur Wache begeben und erkenntlich gemacht. Die Polizei sei hinzugerufen worden und habe den mutmaßlichen Täter festgenommen. Auch die Bundeswehr bestätigte inzwischen, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen Soldaten handelt.

Eine zerbrochene Scheibe an der Eingangstür zu einem Einfamilienhaus in der Gemeinde Scheeßel. - © Sina Schuldt
Eine zerbrochene Scheibe an der Eingangstür zu einem Einfamilienhaus in der Gemeinde Scheeßel. | © Sina Schuldt

Ermittler untersuchten das Auto vor der Kaserne. In der Fahrertür des Autos steckte ein Molotowcocktail, im Kofferraum neben einem Bundeswehr-Rucksack lag Munition.

Es ist unklar, wie viele Tatwaffen der 32-Jährige nutzte. Auch ist der Ursprung der Waffe oder der Waffen nicht bekannt. Fragen dazu beantworteten die Staatsanwaltschaft Verden und die Bundeswehr am Freitag nicht. Der Bundeswehr soll nach dpa-Informationen in dem Zusammenhang keine Waffe fehlen.

Verteidigungsminister Pistorius: „Einfach grauenvoll“

Ungeklärt sind auch die Bezüge des Soldaten zu den Opfern. Die Staatsanwaltschaft Verden gab dazu keine Auskunft. Die Hintergründe der Tat bleiben unklar. „Eine Motivlage im familiären Umfeld kann nicht ausgeschlossen werden“, teilten die Ermittler lediglich mit.

Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) hat seine Bestürzung ausgedrückt. „Die mehrfache Tötung von unschuldigen Menschen in Scheeßel ist einfach grauenvoll“, sagte der SPD-Politiker am Freitag, wie eine Sprecherin des Bundesministeriums der Verteidigung mitteilte. „Ich habe davon heute Morgen ganz früh erfahren. Ein Bundeswehrsoldat ist der mutmaßliche Täter.“

Vieles spreche für eine Tat im Kontext einer privaten Beziehung, sagte Pistorius. Dies müsse aufgeklärt werden. Falls es sich bestätige, dass der Hintergrund der Tat eine Trennung war, wäre das wieder ein schrecklicher Mord an Frauen, weil sie eine Beziehung beendet haben, so der Verteidigungsminister. „Aber das ist alles Spekulation, daran will und kann ich mich jetzt nicht beteiligen“, sagte der Minister. „Mein Mitgefühl ist bei den Angehörigen der Opfer, so ein Verbrechen ist einfach furchtbar.“

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Soldat soll vier Menschen erschossen haben

Die Karte zeigt, wo Bothel und die Gemeinde Scheeßel liegen: