Dramatischer Appell der Mutter

Von Impfgegnern versteckt: Suche nach Mädchen aus NRW in Paraguay

Ein Impfgegner-Paar flüchtet mit zwei Töchtern aus älteren Beziehungen. Eine stammt aus Essen. Jetzt fahndet die Polizei öffentlich. Die daheimgebliebenen Eltern sind verzweifelt.

Anne Maja Reiniger, Mutter der zehnjährigen Clara, wendet sich in einer emotionalen Pressekonferenz an die mutmaßlichen Entführer. | © AFP or licensors

31.05.2022 | 31.05.2022, 08:44

Die Behörden in Paraguay suchen nach zwei deutschen Mädchen, die ohne Zustimmung eines der jeweiligen Elternteile mutmaßlich von Corona-Impfgegnern versteckt werden. "Von nun an werden wir die Suche nach den beiden Mädchen intensivieren", sagte der Leiter der Entführungsabteilung bei der Polizei, Mario Vallejos.

Auf der Pressekonferenz richtete die Mutter eines der verschwundenen Mädchen, Anne Maja Reiniger-Egler aus Essen, einen verzweifelten Appell an den Vater. Ihre zehnjährige Tochter Clara war im November mit dem früheren U20-Fußball-Nationalspieler Andreas Egler und dessen neuer Frau Anna Maria Egler nach Paraguay gereist. Bei ihnen war auch die elfjährige Tochter der neuen Partnerin. Das Paar hatte den Behörden zufolge jedoch nicht die Zustimmung der jeweiligen anderen Elternteile für die Auswanderung.

Nach Angaben der Behörden wurde die Familie zuletzt am 19. Januar gesehen. Reiniger-Egler flehte den Vater an, "diesem Alptraum ein Ende zu setzen" und Kontakt mit ihr aufzunehmen. "Die Mädchen können nicht ihr ganzes Leben lang weglaufen", sagte sie unter Tränen. Sie versprach, nicht rechtlich gegen ihren ehemaligen Partner vorzugehen, wenn sie ihre Tochter nur wiedersehen könnte. Der Sender abc veröffentlichte eine Art Fahndungsplakat, dass die Vermissten zeigt.

Der Vater des anderen Mädchens, der 11-jährigen Valentina, veröffentlichte am Vatertag ein Video bei Facebook, in dem er berichtete, wie sehr er seine Tochter vermisse. Er hat nach eigenen Angaben bereits fünf Wochen lang selbst nach dem Mädchen gesucht. Er forderte seine Ex-Partnerin auf, die Tochter zurückzubringen. Der Vatertag sei der traurigste gewesen, den er je erlebt habe.

Dem Anwalt von Reiniger-Egler zufolge hatten die Auswanderer eine Siedlung deutscher Corona-Impfgegner zum Ziel. In einem Abschiedsbrief schrieben die Geflüchteten sinngemäß, Deutschland sei ein "Überwachungsstaat", in dem "Menschenexperimente" drohten. Die Erwachsenen würden wegen Verletzung elterlicher Pflichten sowie Entführung gesucht. Die Behörden prangerten die "Geheimhaltung und geringe Kooperation in den deutschen Gemeinden in den Gebieten an, in denen die Mädchen gesehen werden".

Staatsanwältin Carina Sánchez räumte ein, dass die Polizei nun schon fünf Monate lang nach den Mädchen suche, "ohne Fortschritte zu machen". Die Behörden rufen insbesondere die Bevölkerung in den Provinzen Paraguarí, Guairá, Itapúa, Caazapá und Alto Paraná im Süden des Landes auf, Hinweise auf den Verbleib der Mädchen zu geben. (AFP/bjp)