So kann man helfen

Wie "überlebende" Hunde trauern, wenn andere Hunde sterben

Der Verlust eines Hundes hinterlässt bei allen Familienmitgliedern Spuren - auch beim hinterlassenen Hund. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie.

Wichtig für die trauernden Hunde: Stabilität und Sicherheit. | © Symbolbild: Pixabay

Katharina Doht
13.03.2022 | 13.03.2022, 08:48

Bielefeld. Nicht nur Menschen, auch Hunde trauern, wenn ein tierischer Freund oder ein tierisches Familienmitglied stirbt. Sie spielen und fressen dann weniger, schlafen und bellen dafür mehr. Das ist das Ergebnis einer Studie, die im Wissenschaftsjournal "Scientific Reports" erschienen ist. Die Wissenschaftler haben dafür 426 italienische Hundebesitzer befragt, die mindestens zwei Hunde hatten und bei denen einer davon kürzlich verstorben war. Fast alle stellten dabei Veränderungen am Verhalten ihrer Hunde fest.

"Hunde sind hochemotionale Tiere, die sehr enge Bindungen zu den Mitgliedern der vertrauten Gruppe aufbauen", wird eine der Autorinnen, Federica Pirrone von der Universität in Mailand, im "Guardian" zitiert. Das bedeute, dass auch sie sehr verzweifelt sein können, wenn einer von ihnen stirbt. Doch nicht nur Hunde können trauern: Auch Delfine, Wale, Elefanten oder Primaten (Affen) wurden bereits dabei beobachtet, wie sie den Verlust von Artgenossen betrauert haben.

Aber wie zeigt sich Trauer beim Hund? "Insgesamt wurde berichtet, dass Hunde weniger spielen und weniger essen, mehr schlafen und mehr um die Aufmerksamkeit ihres Besitzers buhlen", sagt Pirrone. Das lässt sich auch an Zahlen aus den Umfrageergebnissen belegen: 86 Prozent der befragten Hundebesitzer gaben an, dass sich das Verhalten des "überlebenden" Hundes verändert habe: Die Haustiere waren anhänglicher (67 Prozent), spielten weniger (57 Prozent) und waren grundsätzlich weniger aktiv (46 Prozent). Außerdem schliefen die Hunde mehr, waren ängstlicher, fraßen weniger und bellten öfter.

Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass Hunde deutlich mehr verändertes Verhalten zeigten, wenn die Beziehung zwischen den beiden Hunden eng war. Bei Hunden, die sich "während des Lebens Futter teilten", war es deutlich wahrscheinlicher, dass der "überlebende Hund nach dem Verlust [...] sein Aktivitätsniveau reduziert und mehr schläft", schreiben die Autoren der Studie. Tolerierten sich die beiden Tiere im Haushalt nur, konnten kaum Veränderungen festgestellt werden.

Hunde reagieren auf menschliche Gesten und Mimik

Um zu verhindern, dass die menschliche Gemütslage einen zu großen Einfluss auf das Verhalten der Tiere hat, wurde auch das eigene Empfinden mit abgefragt. "Hunde erwerben die Fähigkeit, angemessen auf menschliche kommunikative Gesten und Mimik zu reagieren", erklärt Pirrone. Die Ergebnisse zeigten jedoch, dass die Vermenschlichung von Haustieren in keiner Wechselbeziehung mit Verhaltensänderungen bei Hunden, die nach dem Tod des Artgenossen auftraten, stehen. Ob die Hunde jedoch nur auf den Verlust des vierbeinigen Spielgefährten reagierten oder aber wirklich auf dessen Tod, lasse sich abschließend nicht feststellen, so die Wissenschaftler.

Wie man seinem trauernden Hund helfen kann

Um dem "überlebenden" Hund in seiner Trauer zu helfen, gibt es einige Tipps: "Der Anblick der Leiche kann für ein Tier nützlich sein, da es anhand bestimmter Merkmale etwas über den Tod erfahren kann, einschließlich des völligen Mangels an Reaktionsfähigkeit oder Lebendigkeit", heißt es in der Studie. Auch die AniCura-Tierkliniken empfehlen, Abschied zu nehmen: "Den Artgenossen noch einmal beschnuppern – Tiere wissen dann, dass der Freund tot ist. Vertraute Decken oder – bei Menschen – Kleidungsstücke oder Schuhe noch eine Weile liegen lassen und dann Stück für Stück wegräumen."

Außerdem wird empfohlen, sehr deutlich auf die Bedürfnisse einzugehen: Möchte der Hund viel kuscheln, mehr Zeit mit seinem Besitzer verbringen oder in Ruhe gelassen werden? Zudem sollte man dem Hund möglichst viel Stabilität geben. So sollten Besitzer versuchen, "Sicherheit, Ruhe und Normalität zu bieten, das reduziert den Stress erheblich. Hierzu zählen z. B. die normalen Gassirunden und Futterzeiten". Auch Trauerrituale, wie das Sitzen vor einer Tür und Warten auf den anderen Hund, sollten zugelassen werden.

Nach einiger Zeit sollte man versuchen, den Hund wieder in Schwung zu bringen. "Ausdauernde Spaziergänge, vielleicht auch mal an neue Orte, neue Spiele oder Gassigehen mit anderen Hunden können die Lebensgeister wecken und ihn auch ein Stück weit ablenken." Eine Faustregel, wie lange ein Hund trauert, gibt es nicht. Meist endet das Verhalten nach weniger als einem halben Jahr. Leidet der Hund extrem, verliert an Gewicht und ist nicht ansprechbar, sollte man sich Hilfe bei einem Tierarzt holen.