
Cassaniouze. Eine 25-jährige Wanderin ist am Samstagnachmittag in Cassaniouze im französischen Département Cantal von einer verirrten Kugel aus einem Jagdgewehr getroffen worden. Wie unter anderem Ouest France berichtet, kam es während einer Treibjagd auf Wildschweine zu dem Unfall. Eine 17-Jährige soll den Schuss abgegeben haben. Sie wurde festgenommen. Der Vorfall hat in Frankreich zu einer neuen Diskussion um die Jagd geführt.
Eine 25-Jährige war zusammen mit ihrem Lebensgefährten am Samstagnachmittag auf einem ausgewiesenen Wanderpfad in der Region südlich des Zentralmassivs unterwegs. Sie befanden sich am Rand des Gebiets, das der örtliche Jagdverein für eine Treibjagd auf Wildschweine nutzte. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilt, ist die Frau aus Aveyron gegen 15 Uhr durch einen Schuss so schwer verletzt worden, dass sie trotz der Behandlung am Unfallort durch einen Arzt und Sanitäter, die mit einem Helikopter herbeigeeilt waren, noch an Ort und Stelle starb. Die 17-jährige Jägerin, die den Schuss abgegeben hatte, wurde einem Drogen- und Alkoholtest unterzogen. Beides fiel negativ aus. Sie stand unter Schock und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen Totschlags.
Jägerin nach dem Schuss unter Schock
Staatsanwalt Paolo Giambasi erläutert, dass die junge Jägerin vorerst keine Waffen besitzen oder führen dürfe. Es gehe nun darum festzustellen, von welchen Positionen aus und zu welchen Zeitpunkten während der Treibjagd geschossen wurde. "Die Befragungen von Zeugen und Teilnehmern haben ergeben, dass mehrere Schüsse während dieser Jagd abgegeben wurden", erläutert die Staatsanwaltschaft. Die junge Jägerin habe sich selbst unmittelbar nach dem Schuss als Verantwortliche zu erkennen gegeben. Der Polizei habe sie erläutert, dass sie auf ein Wildschwein gezielt hatte und nach ihrem Schuss dann auf einmal den Schrei eines Mannes auf dem Pfad in ihrer Nähe hörte. Die 17-Jährige habe den Beamten einen ordnungsgemäßen Jagdschein vorgezeigt.
Jagdschein erst ab 18?
Der Vorfall hat in Frankreich zu einer Diskussion darüber geführt, ob überhaupt bereits so junge Menschen die Jagd ausüben sollten. Barbara Pompili, Ministerin für den ökologischen Wandel, warnte davor, den Fall zum Anlass für Hetze zu nehmen, "aber man muss auch genauer betrachten, wie ein so junges Mädchen schon mit einer Waffe im Arm unterwegs sein kann". In Frankreich darf der Jagdschein bereits im Alter von 15 Jahren gemacht werden. 16-Jährigen ist es erlaubt, ohne Begleitung zu jagen. Die Prüfungen, die hierfür abgelegt werden müssen, sind aus Sicht von Tierschützern unzureichend. So spiele etwa die Fähigkeit, präzise zu schießen, keine Rolle. Es gehe vielmehr darum, dass Kandidaten befähigt seien, ihre Waffe sicher transportieren zu können. Vereinigungen wie der Verband zum Schutz der Wildtiere (ASPAS) plädieren dafür, das Alter auf 18 anzuheben. Wie Nicolas Rivet vom französischen Jagdverband gegenüber 20 Minutes ausführt, weisen die Statistiken zu Jagdunfällen keineswegs darauf hin, dass das Alter eine Rolle spiele. Vielmehr gehe es immer darum, dass die Regeln nicht eingehalten worden seien.