Meinung

Unmoralisches Angebot: Bundesregierung nutzt die Verzweiflung Schutzsuchender aus

Mit Geld will die Regierung besonders gefährdete Afghanen dazu bringen, auf die Aufnahme in Deutschland zu verzichten. Das beschädigt nicht nur Deutschlands Ansehen in der Welt, kommentiert unser Autor.

Eine Frau begrüßt ihre Familienmitglieder aus Afghanistan, die am Flughafen Hannover-Langenhagen angekommen sind. Noch immer warten Hunderte gefährdete Afghanen in Pakistan darauf, nach Deutschland kommen zu können. | © dpa/dpa

Can Merey
05.11.2025 | 05.11.2025, 16:11

Es ist ein vergiftetes Angebot, und unmoralisch ist es noch dazu. Ein paar Tausend Euro bietet die Bundesregierung Afghaninnen und Afghanen mit einer Aufnahmezusage für Deutschland, wenn sie auf die Aufnahme verzichten. Zugleich erklärt sie, die Verfahren müssten bis zum Jahresende abgeschlossen sein – das könne sie aber nicht garantieren. Im Klartext dürfte das heißen: Entweder die Betroffenen nehmen das Geld und kehren freiwillig nach Afghanistan zurück. Oder sie verzichten darauf – und riskieren ab Januar die Abschiebung aus Pakistan. Die Bundesregierung nutzt die Verzweiflung dieser Menschen schamlos aus.

Wahlversprechen auf Kosten der Menschlichkeit

Dass noch immer Hunderte Afghanen in Pakistan auf ihre Ausreise warten, liegt vor allem daran, dass Berlin die Aufnahmeverfahren über Monate verschleppt hat. Zynisch ist vor allem die Behauptung, diese Verfahren müssten nun bis Jahresende abgeschlossen sein. Zwar hat Pakistan Deutschland eine entsprechende Frist gesetzt, doch von diplomatischen Bemühungen, diese zu verlängern, ist nichts bekannt. Stattdessen missbraucht die Bundesregierung die Frist, um ein ungeliebtes Programm radikal zu beenden. CDU und CSU mögen damit ein Wahlversprechen einlösen. Sie tun das auf Kosten der Menschlichkeit.

Zum Thema: Bundesregierung bietet Afghanen Geld für Einreiseverzicht

Newsletter
Wirtschaft
Wöchentlich die neuesten Wirtschaftsthemen und Entwicklungen aus OWL.

Deutschlands Ansehen wird lädiert

Die Betroffenen haben allesamt aufwendige Prüfverfahren durchlaufen, an deren Ende sie als besonders gefährdet eingestuft wurden. Die Bundesregierung stellt das nicht infrage – will sie aber trotzdem zurück in die Hände der militant-islamistischen Taliban schicken. Sie haben alles in Afghanistan aufgegeben, im Vertrauen darauf, dass Deutschland sein Wort hält. Ein Irrglaube, denn dieses Vertrauen wird jetzt gebrochen – mit potenziell tödlichen Folgen. Damit fügt die Bundesregierung nicht nur den Betroffenen Schaden zu, sondern auch Deutschlands Ansehen als verlässlicher Partner.