
Eigentlich ist ein 80. Geburtstag ein Anlass zum Feiern, aber dann passiert das: Man bekommt ein Sparprogramm verordnet, schon der zweite Festredner bezichtigt einen der Unfähigkeit, die Familienmitglieder streiten sich ohnehin seit Jahren und an die gemeinsamen Regeln halten sich auch nicht alle.
So geht es gerade der Uno, die zu ihrer 80. Generalversammlung zusammengekommen ist und der US-Präsident Donald Trump gleich zu deren Beginn fehlende Konfliktlösungsfähigkeit, Lügen und die Verantwortung für gravierende Probleme der Welt vorwarf. Seine genüsslichen Hinweise auf kaputte Rolltreppen und angeblich nicht funktionierende Teleprompter im Uno-Gebäude ließen sich als Metapher dafür verstehen, dass der historische Zusammenschluss fast aller Staaten der Welt vor allem eines sei: marode. Als Problemlöser empfahl Trump stattdessen, kaum überraschend, sich selbst.
Es lassen sich fröhlichere Feste vorstellen. Das Konferenzmotto „Better together“, diese Erinnerung an den Wert der Zusammenarbeit, klingt jedenfalls fast flehentlich und nicht wie die Selbstverständlichkeit, die es sein sollte.
Die Uno hat mehrere Probleme
Natürlich liegt einiges im Argen. Vom Weltfrieden, dem sich die Uno-Gründungsstaaten unter dem Schock des Zweiten Weltkriegs verpflichteten, ist in vielen Regionen nicht viel zu spüren. Russland pfeift mit dem Angriff auf die Ukraine auf das Völkerrecht. Auch die Angriffe der israelischen Armee auf Zivilisten in Gaza wie auch die der Hamas auf israelische Zivilisten widersprechen dem Völkerrecht.
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Mitglied in der Uno sind Länder, deren autokratische Herrscher Menschenrechte noch nicht mal als Wort zu kennen scheinen. Die Ziele zur Bekämpfung von Armut und Hunger, die sich die UN bis 2030 gesetzt hat, werden wohl nicht erreicht.
Neben den erfolgreichen UN-Friedensmissionen gibt es auch die, die dramatisch gescheitert sind: Im bosnischen Srebrenica sahen UN-Truppen 1995 einem Massenmord zu. In Ruanda versagten sie 1994 bei der Verhinderung eines Völkermords.

Es liegt an den Mitgliedsstaaten
Allerdings ist es auch so: Die Uno ist kein Ufo, kein externes Gebilde. Sie kann nur so stark sein, wie ihre Mitgliedsstaaten sie machen. Dazu gehört eine ausreichende Finanzierung genauso wie die Bereitschaft, nicht das Eigen-, sondern das Gemeinschaftsinteresse in den Vordergrund zu stellen.
Dazu passt es nicht, dass Russland, die USA und China im Sicherheitsrat wieder und wieder Beschlüsse mit ihrem Vetorecht blockieren. Dazu passen nicht die Abkehr vom Kompromiss, der Ausstieg aus gemeinsamen Verträgen.
Und Diplomatie durch Erpressung zu ersetzen, sowie Multilateralismus durch Nationalismus, ist ganz sicher der falsche Weg. Wer selbst blockiert, sollte sich über fehlende Handlungsfähigkeit der Uno nicht beschweren.

Die Uno ist ein einzigartiger Zusammenschluss
Es liegt auf der Hand, dass bei fast 200 Mitgliedstaaten Abstimmungsprozesse mühsam sind und dass es dabei immer Unzufriedene geben wird. Und wie in jeder Organisation muss die Effektivität von Strukturen immer wieder überprüft werden. Dass das Sicherheitsrats-Konstrukt mit den USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien als den Vetomächten überholt ist, weil es ganze Kontinente wie Afrika und Lateinamerika außen vor lässt, ist offenkundig.
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Das ändert nichts an der Einzigartigkeit dieses Zusammenschlusses, das dem diplomatischen Austausch eine Bühne bietet und über die Unterorganisationen von World Food Programme bis zum Kinderhilfswerk Unicef weltweit wertvolle Hilfsstrukturen aufgebaut hat.
Die Existenz der Vereinten Nationen lässt sich, bei aller Kritik und bei allem Reformbedarf, nicht genug wertschätzen. Es gilt, sie zu feiern, als Chance für die ganze Welt. Und wenn eine Rolltreppe nicht funktioniert, nicht zu meckern, sondern Hilfe bei der Reparatur anzubieten.