
Bielefeld. Was war das denn? Der mit Spannung erwartete Gipfel von US-Präsident Trump und Kremlchef Putin ist nicht nur ohne konkrete Ergebnisse zu Ende gegangen. Vielmehr hat er für Ratlosigkeit gesorgt. Trump wollte ein großes Bild schaffen, vermutlich mit dem Friedensnobelpreis im Blick. Putin hat es mit triumphierendem Lächeln goutiert. Europa blieb Zuschauer, die Ukraine verunsichert, und an der Front geht der Krieg unvermindert weiter.
Eine Analyse aus fünf Perspektiven:
Donald Trump: Der amerikanische Präsident inszenierte das Treffen als historischen Moment – roter Teppich, Kampfjets am Himmel, ein Handschlag zur besten US-Sendezeit. Er wollte Stärke und Verhandlungsmacht demonstrieren, am Ende gelang ihm das nicht. Ein Waffenstillstand, den er selbst im Vorfeld zum Ziel erklärt hatte, blieb aus.
Trumps Botschaft „Es gibt keinen Deal, bis es einen Deal gibt“ schafft es nicht, die Leere zu kaschieren. In seiner Welt zählt oft der Auftritt mehr als das Ergebnis. Doch innenpolitisch könnte er nun erklären müssen, warum er Putin Bühne und Legitimation verschaffte, ohne Gegenleistung einzufordern.
Wladimir Putin: Für Putin war Alaska ein Geschenk. Nach Jahren der Isolation, einem internationalen Haftbefehl und Sanktionen stand er lachend neben dem US-Präsidenten, auf Augenhöhe. Seine humorvolle Bemerkung „Das nächste Mal in Moskau“ – auf Englisch – war kalkuliert: eine kleine Provokation, ein Signal von Souveränität.
Er hat gezeigt, dass er wieder dazugehört, dass Washington mit ihm redet, ohne dass er sein Verhalten in der Ukraine grundlegend ändern musste. Für Putin war der Auftritt selbst der Sieg – ganz unabhängig vom Inhalt der Gespräche. In Moskau wirkte er wie ein diplomatischer Coup: Der geächtete Präsident steht wieder in der ersten Reihe der Weltpolitik.
Analyse: Fünf Thesen zum Trump-Putin-Gipfel
Friedrich Merz und die europäischen Staatschefs: Die europäischen Staatschefs hatten nicht mehr als eine Zuschauerrolle. Vermutlich sahen sie mit Bauchschmerzen zu und erlebten ein Déjà-vu: Die zwei großen Atommächte reden über Europa, während die Europäer außen vor bleiben.
Kanzler Merz hatte zwar im Vorfeld versucht, eine gemeinsame Linie mit den NATO-Partnern abzustimmen – Waffenruhe, Einbeziehung Kiews, Sicherheitsgarantien. Doch nach außen blieb von diesen Forderungen nichts sichtbar. Nun wächst der Druck auf die Europäer, eigene Initiativen zu entwickeln – sowohl diplomatisch als auch militärisch.
Wolodymyr Selenskyj: Für den ukrainischen Präsidenten muss es ein Albtraum gewesen sein, den lachenden Putin auf der Weltbühne zu sehen. Er weiß, dass über die Zukunft seines Landes verhandelt wird – ohne dass die Ukraine selbst am Tisch sitzt. Trumps Botschaft, Selenskyj solle „den Deal abschließen“, klingt wie ein Warnsignal. Der Druck auf Kiew könnte steigen, Kompromisse einzugehen, die den eigenen Interessen zuwiderlaufen.
Ukrainischer Soldat und Familie: An der Frontlinie in Saporischschja oder Donezk ist der Alltag derselbe geblieben: Drohnen, Raketen, Artillerie. Für den Soldaten, der gehofft hat, dass aus Alaska wenigstens eine Waffenruhe hervorgeht, bleibt an der Front alles unverändert.
Für seine Frau und Kinder bleibt die Angst, dass er morgen nicht mehr nach Hause kommt. Die Bilder aus Alaska – Putin lachend, Trump freundlich applaudierend – wirken wie Hohn für jene, die den Krieg täglich mit dem eigenen Leben bezahlen.
Der Gipfel in Alaska war ein schräges Schauspiel. Ein Erfolg für Putin, eine riskante Inszenierung für Trump und eine Enttäuschung für viele, die dabei zuschauten. Ende offen.