Meinung

Was es zur Rettung der deutschen Wirtschaft braucht

Eine schrumpfende Wirtschaft droht, zu einer deutschen Dauerkrankheit zu werden. Doch das muss nicht so bleiben. Es gibt zwei Wege zur Rettung, sagt unser Autor.

Mitarbeiter montieren einen ID.4 im Werk von Volkswagen in Zwickau. | © picture alliance/dpa

Frank-Thomas Wenzel
16.01.2025 | 16.01.2025, 05:00

Jobabbau – insbesondere bei Autozulieferern. Teure Energie. Massive Investitionshemmung in der Industrie. Rückschläge für die Exportwirtschaft. Und neue Strafzölle drohen. So düster sind die Erwartungen für 2025.

Alles in allem: Bestenfalls eine erneute Stagnation. Oder ein weiteres Schrumpfen der Wirtschaft – fürs abgelaufene Jahr haben die Statistiker gerade ein Minus von 0,2 Prozent gemeldet.

Ein kleiner Trost: Die Erfahrung zeigt, dass es bei richtig pessimistischen Prognosen vielfach im Jahresverlauf erheblich besser gelaufen ist.

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Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit schrumpft

Allerdings: Das aktuelle Symptombild verweist auf tieferliegende chronische Beeinträchtigungen der ökonomischen Leistungsfähigkeit. Verlässliche Indikatoren dafür sind die regelmäßigen Messungen der Wettbewerbsfähigkeit, und da zeigt die Kurve seit Jahren nach unten. Einiges ist zusammengekommen.

Der Präsident des Maschinenbauverbandes VDMA, Bertram Kawlath, sprach neulich in einem Internet-Talk davon, dass sicherlich auch eine gewisse Trägheit zu der Misere beigetragen habe, damit meinte er Manager und Unternehmer. Und das dürfte nicht nur für den Maschinenbau gelten.

Analyse: Warum die deutsche Wirtschaft nicht aus der Krise kommt

Viele Jahre wurden Firmen verwöhnt mit billigem Geld, verknüpft mit einem Absatzmarkt in China, der den Eindruck eines endlosen Frühlings vermittelte. Und als Zugabe das extrem preiswerte und für die Industrie so wichtige Erdgas aus Russland.

Deutsche Politik hat versagt

Da fiel es lange Zeit auch nicht auf, dass der Staat die Infrastruktur sträflich vernachlässigte und dass die Förderung von Innovationen weitgehend Stückwerk blieb. Durch die Ampel-Regierung mit ihrem konsequenten Kurs der Selbstzerstörung wurde dies all dies letztlich noch einmal heftig verschärft.

Auch das neue Jahr verheißt zunächst einmal wenig Gutes. Immer deutlicher wird, dass Politiker der demokratischen Mitte sich lieber daran abarbeiten, auf Querschüsse von Rechtsaußen zu reagieren als wirtschaftspolitisch Notwendiges anzupacken. Die Gefahr besteht, dass sich dieses Verhaltensmuster verfestigt.

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Erschwerend kommt hinzu, dass zumindest das erste Halbjahr ein Entscheidungs-Vakuum zeitigen wird – so lange wird es mutmaßlich dauern, bis die neue Bundesregierung einigermaßen handlungsfähig ist. Das könnte fatale Folgen haben. Denn zugleich bricht‘s an vielen Stellen mit zunehmender Intensität weg: siehe Jobabbau bei Autozulieferern.

Billigere Energie bringt mehr Chancen auf Weltmarkt

Arbeitgeber und Gewerkschafter sind sich einig, dass für eine kurzfristige Symptombekämpfung zuallererst eine Senkung der Strompreise für die Industrie her muss. Das würde auch die Wettbewerbsfähigkeit auf den extrem wichtigen Exportmärkten stärken, wo China immer heftiger deutsche Schlüsselbranchen attackiert: im Maschinenbau, in der Autobranche und in der Chemieindustrie.

Doch zur Rettung des deutschen Geschäftsmodells braucht es noch mehr. Investitionen müssen zügig angeschoben werden. Schnell wirksame Mittel wären staatliche steuerfreie Investitionsprämien. Oder Superabschreibungen – Firmen könnten dann bis zu 150 Prozent der Investitionssumme kurzfristig steuerlich geltend machen. Diese Vorschläge kommen wohlgemerkt nicht aus einer grünen Ecke, sondern vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft.

Nur wenn Unternehmen Geld in Innovationen stecken, können die Chancen wachsen, wieder nach vorne zu kommen. Zum Beispiel in der Autobranche im globalen Konkurrenzkampf gegen chinesische Rivalen. Etwa mit der nächsten Generation erheblich effizienterer Akkus für E-Autos: sogenannten Feststoffbatterien. Unter Experten ist schon lange klar, dass dies die Zukunft ist. Fest steht in jedem Fall: Es wäre katastrophal, darauf zu setzen, dass es auch dieses Mal quasi von selbst besser läuft als erwartet.