Noch 16 Spiele, dann ist die Fußball-EM 2024 in Deutschland schon wieder Geschichte. 16 Spiele, in denen all das, was die Mannschaften in der jetzt abgeschlossenen Vorrunde geleistet haben, schnell zur Makulatur werden kann, denn am Samstag – um den deutschen Teamchef Rudi Völler zu bemühen – beginnt das Turnier mit den anstehenden K.o.-Spielen neu. Trotzdem lohnt es sich, ein EM-Zwischenfazit zu ziehen.
Punkt 1, das Sportliche
Die deutsche Nationalelf hat geliefert, steht im Achtelfinale gegen Dänemark. Das allein sollte keine Überraschung sein, der Anspruch von Bundestrainer Julian Nagelsmann und den deutschen Fans geht weit über diese Runde hinaus. Doch es wird ein schwerer Weg in den möglicherweise folgenden Partien bis zum Finale. Wir haben bislang interessanten Fußball gesehen – mit zum Teil überraschenden Ergebnissen. Kleinere Nationen haben so manchen Freizeit-Tipper mit ihrer Leistung zur Verzweiflung getrieben. Nicht nur aufgrund des ökonomisch ausgerichteten Modus stehen Teams im Achtelfinale, die viele nicht auf dem Zettel, pardon, in der App hatten.
Punkt 2, die Stimmung
Da gibt es zehn von zehn Punkten. Zum einen macht es unglaublich viel Spaß, die euphorisierten Fans in den vollen Stadien live oder am TV-Gerät zu begleiten. Hinzu kommen die zahlreichen Fan-Meilen oder Public Viewings, die schon fast wieder an das Sommermärchen von 2006 erinnern – fast. Denn das hohe EM-Fieber hat das Land nicht erfasst. Schwarz-Rot-Gold in seiner Flaggenausprägung ist überschaubar auf den Straßen und in den Vorgärten.
Punkt 3, die Organisation
In den Stadien läuft das Turnier relativ problemlos. Der ein oder andere Flitzer hat es für ein Selfie an die Seite von Cristiano Ronaldo geschafft. Gewalttätige Auseinandersetzungen verfeindeter Profi-Hooligans hat die Polizei bislang gut und schnell in den Griff bekommen. Allein die Infrastruktur lässt doch deutlich zu wünschen übrig. Niemand hat erwartet, dass die Deutsche Bahn dem gewaltigen Fanreise-Aufkommen pünktlich begegnen kann. Dass sie ihrem schlechten Ruf aber derart Ehre macht und – wie in Gelsenkirchen – Tausende Fans stundenlang an der Abreise hindert, ist nun doch ein echtes Armutszeugnis deutscher Logistik. Kein Wunder also, dass es das türkische Team vorgezogen hat, für die Strecke Hannover – Hamburg den Flieger zu nehmen. So viel zur angestrebten Klimaneutralität.
Das EM-Zwischenfazit
Die gesellschaftspolitisch trübe Stimmung im Land hat sich zumindest ein wenig aufgehellt. Und noch ist sie ja nicht vorbei, die Europameisterschaft. Vielleicht gelingt es Nagelsmann und seiner Mannschaft doch, das unmöglich Scheinende zu schaffen – den Titelgewinn. Dann allerdings hätten wir ein neues Sommermärchen – ohne Wenn und Aber.
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