Kommentar

DFB trennt sich von Adidas: Der falsche Aufschrei der Minister

Die Bundesregierung beklagt Kommerz und fehlenden Patriotismus beim Deutschen Fußball-Bund. Was für ein Irrsinn, meint unser Autor.

Mit dem pinken Trikot für die Nationalelf hat Adidas für Aufsehen gesorgt – viele weitere dürften vorerst nicht hinzukommen. | © AFP or licensors

Luis Reiß
22.03.2024 | 23.03.2024, 08:45

Ein Land im Schockzustand: Die Fußball-Nationalmannschaft wählt ab 2027 nicht mehr den deutschen Sportartikelhersteller Adidas, sondern den US-Rivalen Nike als Ausrüster – und hat damit bis hinauf in die Bundesregierung für Entsetzen gesorgt. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) klagt, er hätte sich mehr “Standortpatriotismus” gewünscht. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht von einer Fehlentscheidung, “wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet.”

Was für ein Irrsinn. Natürlich ist der Deutsche Fußball-Bund kein Unternehmen wie jedes andere, am Ende aber doch seinen Mitgliedern verpflichtet. Das Angebot von Adidas soll, übrigens nicht zum ersten Mal, deutlich unter dem von Nike gelegen haben. Für die Tradition auf Millionen zu verzichten – das muss man sich leisten können.

Der DFB kann es unter anderem wegen der sportlichen Misserfolge und weil er sich beim Bau des teuren Campus in Frankfurt verhoben hat, sicher nicht mehr. Diesen Schritt dennoch von anderen einzufordern, sagt mehr über die Haltung der Minister als über den DFB aus.