Mit Superlativen wird im Sport recht häufig gearbeitet. Manchmal aufgrund herausragender Leistungen gerechtfertigt, manchmal auch nur aus sprachlicher Nachlässigkeit.
Den WM-Erfolg der deutschen Basketballer als „historischen Moment“ zu bezeichnen, fällt eindeutig in die erste Kategorie. Denn die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert hat nicht nur sportlich auf dem Hallenboden, sondern mit ihrer gesamten Performance während des Turnieres überzeugt. Die Botschaft war klar: Wenn wir zusammenstehen und uns als Einheit präsentieren, kann uns das in unerwartete sportliche Höhen katapultieren. Der WM-Titel gibt ihnen Recht. Hier sind für viele Nachwuchssportler Vorbilder zu bestaunen.
Ein völlig anderes Bild bietet derzeit die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Sie begibt sich seit Monaten träge von Misserfolg zu Misserfolg. Ihre Auftritte sind pomadig und selbstverliebt. Hinzu kommt ein deutlicher Mangel an Selbstkritik. Der gewaltige Sportverband DFB hat seinen Bonus bei Zuschauern und Fans verspielt, denn von einem ganzheitlichen Projekt „Heim-EM 2024“ ist nichts zu spüren. Hier agiert kein Team, keine Mannschaft. Zum Vorbild taugt hier niemand.
Kanzler Scholz fiebert mit
Dass am Ende der Bundestrainer zum Opfer wird, ist da fast nur noch eine Randnotiz. Seine Funktion ist austauschbar. Der Wechsel in der sportlichen Leitung wird aber nicht zu einer grundsätzlichen Reform des deutschen Fußballs führen. Wir werden uns also in den nächsten Jahren auf Mittelmaß einstellen dürfen.
Das neue „Sommermärchen“ haben die Basketballer beim WM-Turnier in Asien geschrieben. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz fieberte mit. „Ihr habt es Euch verdient!“, schrieb der SPD-Politiker kurz vor Beginn des Endspiels in Manila. Vielleicht hat er da auch an sein nicht gerade als gemeinsames Team agierendes Kabinett gedacht. Denn auch die Ampel liefert momentan viel Flickwerk.
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