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Bittersüßes Finale: Rückblick auf sechs Staffeln "Lucifer"

Die Serie endet emotional. Eine Zusammenfassung der Geschehnisse seit der ersten Folge aus dem Jahr 2016 samt Fazit, für wen sich auch das Finale lohnt.

Lucifer (Tom Ellis) und Chloe (Lauren German) suchen in Staffel 6 eine vermisste Person. | picture alliance / Everett Collection | ©Netflix/Courtesy Everett Collection

Jemima Wittig
01.11.2021 | 02.11.2021, 12:33

Wie beendet man eine Serie mit einem unsterblichen Hauptdarsteller? Vor dieser Problematik standen die Macher von "Lucifer" um Autor und Produzent Tom Kapinos 2020. Wie sie das Problem gelöst haben, können die Zuschauer im deutschsprachigen Raum seit dem 25. Oktober bei Amazon Prime sehen.

Die sechste und letzte Staffel beendet die Serie mit zehn Folgen und einem emotionalen Finale. Lohnt sich das Einschalten, obwohl die Serie um den charmanten Teufel Lucifer, gespielt von Tom Ellis, im Laufe der Zeit qualitativ nachgelassen hat? Eine Zusammenfassung von Hochs und Tiefs seit der ersten Folge im Jahr 2016.

Rückblick: Wie Lucifer zum LAPD kommt

Der Inhalt der Serie lässt sich schnell zusammenfassen: Der Teufel langweilt sich in der Hölle und macht Urlaub auf der Erde, genauer in Los Angeles. Gemeinsam mit der Dämonin Mazikeen (Lesley-Ann Brandt) betreibt er dort einen Nachtclub, das LUX. Lucifers Bruder Amenadiel (D. B. Woodside) ist auch auf der Erde, weil er versucht, ihn von einer Rückkehr zu überzeugen, damit die Hölle weiterhin bewacht wird. Als Zeuge bei einem Mord lernt der Teufel Cloe Decker (Lauren German) kennen, die Ermittlerin beim Los Angeles Police Departement ist. Ab sofort untersützt er sie als Berater bei den Ermittlungen.

Lucifer ist charmant, sagt immer was er denkt und lügt nie - weil er es nicht kann. Er  erzählt jedem, dass er der Teufel ist. Die Menschen glauben es ihm aber in der Regel nicht. Er muss nur fragen, und sie erzählen ihm ihre geheimsten Wünsche - was sich bei den Ermittlungen als recht praktisch erweist.

Im Laufe der Zeit entwickelt Lucifer Gefühle und geht zur Therapeutin Linda (Rachael Harris), um diese zu verstehen. Der Zuschauer erfährt immer mehr von seiner Geschichte (gefallener Engel mit Vaterkomplex) und lernt seine Familie und andere Wegbegleiter kennen.

Die Geschichte wird in den ersten drei Staffeln unterhaltsam und schnell erzählt. Der ehrliche Teufel ist eine charmante Erweiterung einer bekannten Geschichte - das Hin und Her zwischen Berater und Ermittlerin findet sich unter anderem auch in "The Mentalist" und "Castle". Am Ende der dritten Staffel erfährt Cloe dann die Wahrheit über Lucifer.

Ab der vierten Staffel wird die Handlung kompliziert

Ob es daran liegt, oder dass Netflix ab der vierten Staffel die Produktion übernommen hat, ab hier wird die Serie schlechter. Das liegt zum einen daran, dass die schnellen Dialoge und damit einhergehend schnelle Erzählung der Handlung im Laufe der Staffeln verloren gehen. Zum anderen an der Handlung, die ein immer größeres Durcheinander wird. Mit Eva (Inbar Lavi) - ja, die Eva - wird eine neue Hauptperson eigeführt und mit der Zeit kommen immer mehr Charaktere dazu. Unter anderem taucht plötzlich ein Zwilling von Lucifer auf und natürlich darf auch Gott nicht fehlen.

Abgesehen von der übersinnlichen Handlung mit zu vielen Nebensträngen (böser Bruder, Gott geht in Rente, Kampf der Engel) wird die fünfte Staffel wieder spannender, als ein Serienmörder auftaucht, der sich in das Ermittlerteam einschleicht. Leider orientiert sich die Handlung aber nicht mehr wie bislang an einem Kriminalfall pro Folge. Stattdessen werden einem Handlungen, die eigentlich von der bisherigen Handlung her wenig Sinn ergeben, in einem Nebensatz erklärt. So muss zum Beispiel die Hölle plötzlich doch nicht mehr bewacht werden.

Das Finale: Warum es zu viel bietet und dennoch sehenswert ist

Die sechste Staffel ist hauptsächlich von Lucifers Abschied von der Erde dominiert. Immerhin soll er der neue Gott werden. Der Mordfall in der ersten Folge der letzten Staffel lässt ob seiner Absurdität Erinnerungen an die frühen Folgen der Serie wach werden. Folge drei - herrlich überdreht mit Zeichentrickelementen - lässt sie nicht nur wach werden, sondern zeigt Szenen der allerersten Folge.

Ab Folge fünf wird die Handlung dann wieder unübersichtlicher, als mit Rory (Brianna Hildebrand) schon wieder eine neue Hauptperson auftaucht. Sie braucht es allerdings, um das Finale einigermaßen logisch herbeizuführen. Im Laufe der Staffel verabschieden sich alle Charaktere und - das ist nicht zu viel verraten - bekommen ihr persönliches Happy End. Das Finale übertreibt es dann aber etwas. Es ist pathetisch und drückt zu sehr auf die Tränendrüse.

Dass es kompliziert ist, eine Serie zu beenden, deren Hauptdarsteller der Teufel ist, davon absehbar, das zeigt sich aber leider auch im Finale. Weniger Handlungsstränge hätten hier gutgetan. Zudem hat Lucifer, wenn auch seine charakterliche Entwicklung spannend mitzuverfolgen war, seine unterhaltsame Leichtigkeit der ersten Staffeln verloren. Dennoch gibt es einzelne Folgen, die an die frühen Staffeln anküpfen und gewohnt unterhaltsam sind. Zudem verabschiedet die Staffel alle Charaktere so liebevoll, dass eingefleischten "Lucifer"-Fans auch das Finale sehen sollten.