
Von
Hanna Paßlick
14.09.2018 | 14.09.2018, 20:00
Schwarz
Braucht man die süße Zuckerbrause als ultimativen Koffeinkick? Oder ist das alles überflüssiges künstliches Zeug, das durch gute Vermarktungsstrategien suggeriert, dass einem beim Genuss Flügel wachsen? Unsere Autoren sind sich nicht einig
Das wäre so typisch! Wenn der kontrollsüchtige Deutsche nicht weiter weiß, wirft er gern mit dem großen Wort „verbieten" um sich. Er weiß nicht, wie er einen Sachverhalt bewerten und handhaben soll, also verbietet er, was er verbieten kann, um es vom Tisch zu haben. Eine simple Lösung, aber leider nie die effektivste. Sie führt nämlich dazu, dass wir uns nicht mehr mit den Ursachen eines Problems auseinandersetzen. Folglich lernen wir auch nichts daraus.
Dasselbe gilt für die hitzig geführte Debatte um Energy-Drinks. Die Getränke gänzlich zu verbieten, um vermeintliche Gesundheitsschäden zu vermeiden – das löst bei mir keine Zustimmung, sondern Erheiterung aus. Die Idee ergibt nämlich gleich in zweierlei Hinsicht überhaupt keinen Sinn.
Zum einen liegt bis heute keine Studie vor, die nachweislich eine Kausalität zwischen Energy-Drinks und gesundheitlichen Problemen aufzeigt. Eine 250 Milliliter-Dose entspricht mit 80 Milligramm Koffein einem kleinen Mocca mit viel Zucker. Das ist für die meisten von uns gut verträglich. Bis zu 400 Milligramm Koffein pro Tag gelten bei einem Erwachsenen nämlich als unbedenklich, sagt der Deutsche Verband für Ernährung und Diätetik (VFED). Gesundheitliche Schäden seien bei empfindlichen Konsumenten überhaupt erst denkbar, wenn sie diese Grenze überschreiten würden, so das Bundesinstitut für Risikobewertung. Womit wir bei Punkt zwei wären.
Wer lernen soll, sich gesund zu ernähren, muss vor allem lernen, richtig Maß zu halten. Zu viel Süßkram: ungesund! Zu viel Bier: ungesund! Zu viele Zigaretten: ungesund! Folgt man der Logik bei den Energy-Drinks, müssten diese Genussmittel ebenfalls verboten werden, weil sie in großer Menge schlecht für uns sind. Aber dieses Verbot gibt es nicht und wird es nie geben. Muss es auch nicht. Weil wir selbst entscheiden dürfen, wie viel wir davon zu uns nehmen – und daraus lernen können, ob und wie viel gut für uns ist.
Ein Webabo bietet Zugriff auf alle Artikel.
Mit NW+-Updates per Mail - jederzeit kündbar.