Die Brüder Grimm werden in Kassel mit einer großen Schau gefeiert

Rotkäppchens Retter

Das "Deutsche Wörterbuch" von Wilhelm (l.) und Jacob Grimm. | © FOTO: MUSEUM

28.05.2013 | 02.03.2020, 10:37

Kassel. Ohne die Brüder Grimm wären uns Rotkäppchen, Dornröschen oder Hänsel und Gretel unbekannt. Und sicher wären ohne ihr Wörterbuch auch so schöne Begriffe wie "anäugeln", was zärtlich anblicken bedeutet, oder "Börsengesumse", womit das Rascheln der Geldbörse gemeint ist, in Vergessenheit geraten.

Anlässlich der Erstveröffentlichung ihrer Kinder- und Hausmärchen vor 200 und einem Jahr und des 150. Todestags von Jacob Grimm hat Hessen das "Grimm-Jahr 2013" ausgerufen. Höhepunkt der Veranstaltungen ist die hessische Landesausstellung "Expedition Grimm" in der Kasseler documenta-Halle.

Gezeigt werden 150 bedeutende Manuskripte, persönliche Erinnerungsstücke und andere historische Objekte. Sie stellen uns Jacob (1785-1863) und Wilhelm (1786-1859) nicht nur als die erfolgreichsten Märchensammler und -erzähler der Welt vor, sondern auch als Sprachforscher und Begründer der Germanistik, als Rechtshistoriker, Staatsdiener und Politiker. In Hanau geboren, verbrachten sie ihre Kindheit in Steinau und Kassel, studierten in Marburg und verbrachten ihr Gelehrtenleben in Kassel, Göttingen und Berlin. Das Aussehen und die Lebensverhältnisse von Jacob und Wilhelm hat ihr "Malerbruder" Ludwig Emil Grimm in Federzeichnungen und Druckgrafiken festgehalten.

Jacob wird 1808 Privatbibliothekar von Napoleons Bruder Jerome, König des unter französischer Fremdherrschaft errichteten Staates Westphalen. Nach der Wiederherstellung des Kurfürstentums Hessen 1813 arbeiten Jacob und Wilhelm unter Wilhelm I. in Kassels Kurfürstlicher Bibliothek. Sie erhalten 1829 einen Ruf an die Universität Göttingen. Da sie sich am Protest gegen den Verfassungsbruch des Königs Ernst August von Hannover beteiligen, werden sie entlassen. Beide werden 1840 von König Friedrich Wilhelm IV. an die Berliner Akademie der Wissenschaften berufen.

Das Interesse der Brüder galt der alten Sprach- und Literaturüberlieferung. Aber ihre philologische Arbeit war politisch. Ausstellungskurator Thorsten Smidt erklärt: "Tatsächlich hatte etwa die ,Deutsche Mythologie’ ihren Anteil an der Identitätsfindung der Deutschen im 19. Jahrhundert." Herausgehoben werden sieben weitere Hauptwerke der Grimms. Zu ihnen gehören Jacobs "Deutsche Grammatik" (1819-1837) und "Deutsche Rechtsalterthümer" (1828) sowie die gemeinsam mit Wilhelm herausgegebenen "Kinder- und Hausmärchen" (ab 1812) und das "Deutsche Wörterbuch". Die Arbeit am Wörterbuch nahmen sie 1838 auf. Bei ihrem Lebensende waren sie bis zum Wort "Frucht" gekommen. Zahlreiche Nachfolger beendeten das Mammutprojekt bis 1960.

Im zweiten Teil nimmt die Schau an Fahrt auf. Mittels 3-D-Technik kann man sich in einer Wohnung der Brüder umsehen. In einer interaktiven Expedition mit 33 Mitmachstationen für Kinder und Erwachsene geht es um "Werk und Wirkung".

Bis 8. September, documenta-Halle, Du-Ry-Straße 1, Kassel, di.-so. und an allen Feiertagen 10-18 Uhr, do. 10-20 Uhr.