Münster. Das Picasso-Museum in Münster präsentiert unter dem Titel "Die Picassos aus Arles – Tagebuch eines Malers" eine Sammlung mit 57 Zeichnungen von Pablo Picasso, die er 1971 dem Museum Réattu im südfranzösischen Arles schenkte. Damit verlässt erstmals die komplette Sammlung mit Spätwerken des Künstlers das Museum Réattu.
Markus Müller, Leiter des Picasso-Museums hat allen Grund zur Freude. "Picassos Spätwerk ist zum ersten, und vielleicht auch zum letzten Mal, außerhalb von Arles zu sehen. Denn wer gibt schon gerne sein Tafelsilber ab", sagt Müller. Die Ausstellung in Münster, die am heutigen Samstag eröffnet wird, kombiniert die Sammlung mit Bildern von sieben Fotografen, die Pablo Picasso (1881-1973) in seiner Wahlheimat im Süden Frankreichs abgelichtet haben.

Die Leihgabe aus der Provence verdanke Münster der Wahl Marseilles zur europäischen Kulturhauptstadt 2013. Aus diesem Anlass werde das Museum Réattu im nahegelegenen Arles derzeit grundlegend saniert. Münster bot sich als vorübergehende Bleibe für die Werke Picassos an.
Bis zu acht Werke an einem Abend
Den Kern der Ausstellung bilden die 57 Zeichnungen von Picasso, die innerhalb von 36 aufeinanderfolgenden Tagen zwischen dem 31. Dezember 1970 und dem 4. Februar 1971 entstanden. Er war so arbeitswütig, dass an einem Abend bis zu acht Werke entstanden – darunter aufwendige Kolorationen. "Picasso war ein alter Mann. Er malte zu diesem Zeitpunkt wenig, aber wenn, dann sehr schnell", erläutert Museumsdirektor Müller. Wie in einem Tagebuch könne der Betrachter in diesen Werken lesen, die Picasso rund zwei Jahre vor seinem Tod dem Museum im Süden Frankreichs schenkte. "Das Werk, das man malt, ist eine Art Tagebuch, zu führen", sagte der Künstler einst. Daher der Name der Ausstellung: "Die Picassos aus Arles – Tagebuch eines Malers".Die Zeichnungen spiegeln die drei großen Lebensthemen des Spaniers wieder, um die sich sein Werk immer wieder drehte: Harlekin, Künstler und Modell sowie die drei Musketiere. Dabei entdeckt der Betrachter Anspielungen auf Künstler wie Henri Matisse oder Vincent van Gogh, der sich in Arles ein Ohr abgeschnitten haben soll. "Picasso war fasziniert von Van Gogh", sagt Michèle Moutashar, Direktorin des Musée Réattu in Arles. Sie ist nach Münster gereist, um gemeinsam mit Müller die Werke zu hängen. "Für die Schenkung an unser Museum wählte Picasso ausschließlich späte Werke und damit einen besonderen Abschnitt seines Schaffens", fügt Moutashar hinzu. "Er war sozusagen Historiker in eigener Sache."
Ergänzt wird die Ausstellung durch eindrucksvolle schwarz-weiß Fotografien. Die Fotos zeigen den Wandel des Künstlers. Picasso zeigt sich vor der Kamera erst schüchtern, später inszeniert er sich geschickt selbst. So entstehen intime Momente, wie die Aufnahme der ersten Begegnung mit seiner letzten Ehefrau Jacqueline. Picasso reicht ihr in einer Gruppe von Menschen eine Zigarette. Manchmal wirken seine Posen aber auch albern und arg gestellt – wie der tanzende Picasso in Unterhose. "Er war ein Meister der Selbstdarstellung, ein Malerfürst, der Hof hält", betont der Museumsdirektor. Der Spanier war in seinen reifen Jahren der meistfotografierte Künstler der Welt.
Highlights aus Braques Werken
Anlässlich des 50. Todestages von Georges Braque (1882-1963) zeigt das Picasso-Museum zudem die Spätwerke des Franzosen, der gemeinsam mit Picasso den Kubismus begründete. Zu sehen sind Highlights aus Braques Werken zwischen 1921 und 1963. Das Museum besitzt eine deutschlandweit einmalige Grafiksammlung des Franzosen. "Von Göttern, Helden und Vogelzeichen", so der Titel der Schau, lässt die Bilder in einen neuen thematischen Dialog treten. Einen Schwerpunkt bilden Braques Vogeldarstellungen, die sogar den Filmemacher Alfred Hitchcock begeisterten."Georges Braque stand oft im Schatten seines Freundes und Zeitgenossen Picasso. Die Ausstellung zeigt seine Bilder nun in einem neuen Licht", kündigte Müller beim Rundgang durch die Ausstellung an.
INFORMATION
Sonderausstellung bis zum 28. April
- Das Kunstmuseum Pablo Picasso ist das erste und bisher einzige Picasso-Museum Deutschlands.
- Die Doppelausstellung "Die Picassos aus Arles – Tagebuch eines Malers" und "Georges Braque – Von Göttern, Helden und Vogelzeichen" läuft vom 26. Januar bis zum 28. April.
- Das Museum am Picassoplatz 1 in Münster ist dienstags bis sonntags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.
- Öffentliche Führungen finden donnerstags um 16. 30 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen um 15 Uhr und um 16.30 statt.
- Weitere Informationen im Internet unter: www.kunstmuseum-picasso-muenster.de