Wiedenbrücker Band "Hans Dampf" zieht durch die Lande und tritt im Bielefelder Verve auf

Die Umtriebigen

Schlagzeuger Stefan Wolharn, Sänger und Akustikgitarrist Hans Stefan Goedtke und Keyboarder Ludwig Büsing. | © Foto: Nadja Kretzschmar

17.10.2012 | 20.05.2022, 16:08

Bielefeld. Schon der Bandname legt den Gedanken an Umtriebigkeit nahe. Und richtig: Während die drei Jungs von "Hans Dampf" den Bandbus beladen haben, um ihre vom Kölner Songpark-Label und damit als erste nicht in Eigenregie vertriebene CD "Ganz Hans" dem Publikum in verschiedensten Gegenden Deutschlands vorzustellen, haben sie noch rasch eine neue Single aufgenommen.

"Fass mich nicht an" kommt im Bossa-Nova-Rhythmus daher, und dass die Wiedenbrücker dabei keine entspannte Cocktailmusik im Sinne hatten, wird schnell klar.

Wieder ist es der Combo gelungen, einen eindringlich-parolenartigen, hintersinnig mit der Alltagssprache spielenden Gesang mit einem zugleich einschmeichelnden und treibenden Klanggewand mit maßgeblichem Anteil der Orgel einzukleiden. Wie die Verpackung der Single aussehen soll, dazu hat man einen Aufruf an die Fans gestartet, sie mitzugestalten. Hans Dampf lässt sich bei aller eigenen Umtriebigkeit gern mal helfen. Man hat ein Netzwerk gefunden, um die Musik ins Land hinaus zu tragen, angefangen beim Tonstudiobetreiber in Wiedenbrück, der der Band seine umgebaute Fabriketage als Proberaum zur Verfügung stellt.

Schlagzeuger Stefan Wolharn, der in Düsseldorf die Musikhochschulausbildung zum Toningenieur absolviert, arbeitet hier regelmäßig. Keyboarder Ludwig Büsing hat Bekannte aus seinem Musikwissenschaft-Studium an der Detmolder Hochschule als Unterstützer an Blasinstrumenten gewinnen können.

Es kann auch vorkommen, dass solche für einen Liveauftritt kurzfristig aus der lokelen Musikerschaft verpflichtet werden, etwa in Aachen, wo Ludwig auch aus einer Laune heraus das Konzert allein begann. Es sei wichtig, dass die Auftritte, bei denen das Trio auch von Manuel Bürgel am Bass und Ben Braun an der E-Gitarre unterstützt werden, nicht durchinszeniert seien, meint Sänger und Akustikgitarrist Hans Stefan Goedtke. Man müsse Dinge einfach zulassen und könne so über sich herauswachsen, ergänzt Stefan Wolharn.

"Nimm es an, wie es ist" heißt dann auch der auf dem "Soundz of the City"-Sampler vorgestellte Titel, zugleich Single der "Ganz Hans"-Veröffentlichung, zu dem es auch einen Videoclip gibt. Das Stück hat eine melancholische Grundstimmung, aus dem es sich in ganz erhebende Momente aufschwingt. Die Worte besitzen einen "Flow", der dem Hip-Hop entlehnt scheint, Passagen, in denen die Stimme nur von einer Art Herzschlag unterlegt ist, bilden ein faszinierendes Spannungsmoment, ehe die Band wieder losrockt.

"Stefan und ich, wir sind immer ganz nahe beieinander, was Stimme, Schlagzeug und Gitarre betrifft – es ist eine sehr homogene Einheit", so Hans Stefan, der ganz jung als Schlagzeuger angefangen hat und sich fürs Songschreiben das Gitarrenspiel selbst beigebracht hat. Derzeit begnügt er sich als Betreuer in einer Behinderteneinrichtung mit einer halben Stelle, um genug Flexibilität für die Musik zu haben. Die Band trage sich mittlerweile gut, man müsse schon seit Längerem kein eigenes Geld mehr reinstecken. "Wenn wir ein Konzert spielen, bin ich immer wahnsinnig zufrieden. Du stellst dich hin, machst es so gut wie du kannst, merkst, dass die Leute was davon mitnehmen und kriegst es nachher zurückgemeldet", benennt der Sänger anschließend den größten Anreiz.

Von den Livequalitäten der "Hänse" kann sich das Bielefelder Publikum am Mittwoch, 17. Oktober, im "Verve" überzeugen. Im Netz: http://hansdampf.tv