Die grüne Bühne von Schloss Wendlinghausen

Beeindruckende Rauminszenierung im Park

21.06.2012 | 21.06.2012, 00:00
Das Künstlerduo Heike Mutter und Ulrich Genth planen eine künstlerische Antwort auf das Schlosspark-Ambiente. - © FOTO: CHRISTINE LONGÈRE
Das Künstlerduo Heike Mutter und Ulrich Genth planen eine künstlerische Antwort auf das Schlosspark-Ambiente. | © FOTO: CHRISTINE LONGÈRE

Wendlinghausen. Zum Glück für die Besucher von Schloss Wendlinghausen wirken sich die Energien des "Regenmachers" auf dem Scheunendach gegenüber dem Eingang zum Park meistens nicht unmittelbar auf den Ort aus. Die Arbeit des Künstlers Christoph Keller war im Centre Pompidou ausgestellt, bevor sie im Vorjahr ihren Platz in der Gartenlandschaft Ostwestfalen-Lippe erhielt. Ein neues Projekt des Künstlerduos Heike Mutter und Ulrich Genth nutzt den Schlosspark als Bühne für die Begegnung von Natur und Kultur.

Wendlinghausen ist ein Ort, wo der Dialog zwischen Alt und Neu, zwischen Natur und Kultur intensiv gepflegt wird. Dazu tragen Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen, denen das im Stil der Weserrenaissance errichtete Wasserschloss eine reizvolle Kulisse verleiht, ebenso bei wie das umweltorientierte Engagement, das sich in dem Pilotprojekt "Energiedorf Wendlinghausen" konkretisiert. Kunst und Kultur einzubeziehen in das Nachdenken über den verantwortlichen Umgang mit Ressourcen, liegt dem Schlossherrn Joachim von Reden und seiner Frau Elisabeth am Herzen.

Information

KUNSTPFAD

Schloss Wendlinghausen ist Station der Europäischen Gartenroute. Der Schlossgarten enthält eine Sammlung moderner Skulpturen.
Zu sehen sind Werke von Angela Bulloch ("Rules – Red Ribbons", 2000), Joep van Lieshout ("Maxi-Capsule", 2002), Walter Dahn ("Die Königin", 1988), Christoph Keller (Cloudbuster Projekt "Heaven & Sky", 2003/2011), Curtis Anderson (Wasserskulptur "Boje", 2000), Alfred Hoyos ("Kurve der Unendlichkeit", 1981). Bis Frühjahr 2013 soll der Kunstpfad rund um Schloss und Gut Wendlinghausen erweitert werden um eine Installation des Künstlerduos Heike Mutter und Ulrich Genth.

Besucher sind willkommen. Gebeten wird um Anfrage unter Tel. (0 52 65) 89 09 oder 0171-4651895.

Nähere Informationen im Internet unter der Adresse www.schloss-wendlinghausen.de (lon)

Im Mittelpunkt stehen Arbeiten von Künstlern, die sich mit Wissenschaft und Natur, Ökologie und Geschichte auseinandersetzen. Mit künstlerischen Installationen, den "Neuen alten Gärten" und den "Wegen durch das Land" präsentiert sich Ostwestfalen-Lippe als eine Gartenlandschaft voller Poesie. Unter dem Titel "Bühnengärten – Gartenbühnen" führt Roland Nachtigäller, Direktor des MARTa Herford, mit neuem Konzept die vorher von Thomas Kellein betreuten Rauminszenierungen fort.

Filigrane, schneeweiße Stahlkonstruktion

Den Auftakt gestalten Mutter und Genth. Geplant war, ihren Pavillon für den Schlosspark Wendlinghausen parallel zur Documenta zu zeigen. Doch da das Land NRW den Haushalt nicht verabschieden konnte, standen die Mittel nicht zur Verfügung. "Allerspätestens im Frühjahr 2013" werde das fertige Werk vorgestellt, so Nachtigäller in Wendlinghausen, wo die beiden Hamburger Künstler Einblick in ihr Schaffen gaben.

Arbeiten wie das "Arrangement mit Kran, Spiegel, Fackelträger und Stabilé" am Maschsee in Hannover oder die im November vorigen Jahres eröffnete, begehbare Großskulptur in Form einer Achterbahn "Tiger and Turtle – Magic Mountain" auf einer Anhöhe in Duisburg zeigen, dass Mutter und Genth ausgetretene Pfade meiden und sehr phantasievoll auf die besonderen Bedingungen des jeweiligen Ortes reagieren. Ihr Entwurf für Wendlinghausen sehe eine filigrane, schneeweiße Stahlkonstruktion mit einem Durchmesser von zehn Metern vor, erläuterten sie im Gespräch. Sie soll in ein spezielles, rosafarbenes Licht getaucht werden und dadurch zum Nachdenken über Schönheit und Häßlichkeit sowie auch über elitäre Aspekte von Kunst einladen.

Künstler Haralampi G. Oroschakoff (links) präsentiert "Different Worlds" auf Schloss Wendlinghausen. Im Hintergrung: Schlossherr Joachim von Reden und Projektmanagerin Katja Tiemann. - © FOTO: BECKSCHÄFER
Künstler Haralampi G. Oroschakoff (links) präsentiert "Different Worlds" auf Schloss Wendlinghausen. Im Hintergrung: Schlossherr Joachim von Reden und Projektmanagerin Katja Tiemann. | © FOTO: BECKSCHÄFER

Um den interkulturellen Dialog, die Symbiose von westlicher und östlicher Kultur geht es in den Werken des Künstlers Haralampi G. Oroschakoff, der 1955 in Sofia geboren wurde und einer alten russischen Familie entstammt. Aufgewachsen in Wien und Cannes, lebt er, nach Jahren in München, in Berlin und an der Cote d’Azur. Eine "Different Worlds" betitelte Ausstellung mit Bildern des Malers, Zeichners und Schriftstellers ist bis 3. August in der Kunstscheune von Schloss Wendlinghausen zu besichtigen. Auf den "Wegen durch das Land" liest Oroschakoff am Sonntag, 24. Juni, in Wendlinghausen aus seinem Buch "Die Battenberg-Affäre".

Rauminszenierungen in der "Gartenlandschaft OWL", die gefördert wird vom Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW, sind zu sehen im Botanischen Garten und Stadtpark Gütersloh, im Rietberger Drostengarten, im Landschaftspark Rheder, im Probsteigarten Clarholz und im Staff Wohnpark. Im Gräflichen Park Bad Driburg, ebenso wie der Schlosspark Wendlinghausen ausgezeichnet als ausgewählter Ort im "Land der Ideen", hat sich der Piet-Oudolf-Garten prächtig entwickelt, und die Parkbank des dänischen Künstlers Jeppe Hein ermöglicht eigenwillige Sitzerfahrungen.