Berlin. Ein russischer Journalist kommt unter ungeklärten Umständen ums Leben: In seinem neuen Zweiteiler "Russisch Roulette", der am 2. und 3. Januar um 20.15 Uhr im Ersten läuft, greift Regisseur Joseph Vilsmaier ein brisantes Thema auf. Martin Weber sprach mit dem 72-jährigen Filmemacher ("Herbstmilch", "Stalingrad") über die Dreharbeiten im winterlichen Russland, den leidigen Sparzwang und darüber, warum die ersten zehn Minuten eines Films entscheidend sind.
Herr Vilsmaier, Gewalt, Korruption und Verbrechen: Ihr Zweiteiler "Russisch Roulette" zeichnet ein ziemlich düsteres Bild von Russland.
JOSEPH VILSMAIER: Die Geschichte ist schon düster, hat aber mit der Realität in Russland natürlich nur begrenzt etwas zu tun. Das ist Fernsehunterhaltung, ein fiktiver und, wie ich hoffe, spannender Thriller. Der Film könnte eigentlich überall spielen, so was wie Korruption gibt es schließlich in vielen Ländern. Ich habe die Dreharbeiten in St. Petersburg jedenfalls als sehr angenehm empfunden, wir hatten keine Probleme mit den Behörden, die Menschen waren ungeheuer kooperativ und freundlich. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt – Russland ist ein wunderbarer Drehort.
Der Unterhaltungsfilm, in dem es um den rätselhaften Tod eines Reporters geht, hat angesichts vieler gewaltsamer Übergriffe auf Journalisten in Russland aber durchaus einen politischen Hintergrund.
VILSMAIER: Von diesen Dingen liest man ja öfters. Dass man Leute mundtot macht, finde ich ganz furchtbar, ich würde mich auch nicht mundtot machen lassen. Wir in Deutschland leben ja in einer Demokratie, in der du jederzeit den Mund aufmachen kannst, und das ist schon ein ungeheurer Luxus.
Hat es Ihnen denn Spaß gemacht, einmal so einen richtigen Thriller wie aus dem Lehrbuch zu drehen?
VILSMAIER: Ja, klar, das hat mir schon Spaß gemacht. Schon allein die Zusammenarbeit mit Katharina Böhm, Heinz Hoenig oder Wolf Roth, das sind ja alles Granatenschauspieler. Außerdem waren die Dreharbeiten eine ziemliche Herausforderung – wir haben bei bis zu 30 Grad minus gedreht, das ging schon ans Eingemachte. Jeder von uns hat Unmengen an Winterkleidung dabeigehabt, die mit dem Lastwagen transportiert werden musste. Es war wie bei einer Expedition, richtig abenteuerlich – aber ich liebe ja das Abenteuer.
Die von Katharina Böhm gespielte Hauptfigur steckt schon fünf Minuten nach Beginn des Films im tiefsten Schlamassel, als ihr in der Sankt Petersburger U-Bahn das Kind abhanden kommt – ein für einen Zweiteiler ungewöhnlich rasanter Auftakt.
VILSMAIER: Stimmt, aber in den ersten zehn Minuten muss halt was passieren, dass der Zuschauer dran bleibt, das machen uns die Amerikaner doch immer wieder vor. Wobei ich den zweiten Teil ja fast noch spannender als den ersten finde.