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erzählt ein Märchen
aus schlechten Zeiten | © KINO
Bielefeld. Die kleine blonde Mobley Mae schlingt zum Abschied ihre Ärmchen um den Hals ihrer afroamerikanischen Kinderfrau Aibileen und sagt: "Du bist meine wahre Mama." Das hat der Zuschauer längst begriffen. Der amerikanische Überraschungshit "The Help" – ab Donnerstag (8. Dezember) im Kino – neigt zur Überdeutlichkeit und zum Klischee. Wer darüber hinwegsieht, kann sich von diesem opulent ausgestatteten Film aber gut unterhalten lassen.
Die College-Absolventin Skeeter (etwas blass: Emma Stone) kehrt Anfang der 60er Jahre auf die Baumwollfarm ihrer Eltern zurück. Zu deren Entsetzen hat sie auf Ehe und Familie keine Lust. Skeeter möchte Journalistin und Schriftstellerin werden.
Als sie bei der örtlichen Zeitung vorspricht, bietet man ihr die Kolumne mit Haushaltstipps an. Die Ahnungslose greift zu. Hauptsache arbeiten. Allein damit fällt sie in Jackson, Mississippi, schon aus dem Rahmen.
Überraschungserfolg
- Das Rassismus-Drama "The Help" war in den USA der Überraschungserfolg des Spätsommers.
- Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Kathryn Stockett, die 1969 in Jackson, Mississippi, geboren wurde und selbst unter der Obhut einer schwarzen Hausangestellten aufwuchs. Die deutsche Buchfassung "Gute Geister" ist im März im Verlag btb erschienen.
- Der zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung in den 60er Jahren spielende Film wird bereits für den Oscar gehandelt. Er spielte in den USA über 137 Millionen Dollar ein.
Längst Männer geangelt
Ihre Freundinnen haben sich längst Männer geangelt und Kinder in die Welt gesetzt. Die Zeit vertreiben sich die Südstaaten-Ladys mit Bridge-Partys und Benefiz-Basaren. Afroamerikanische Hausmädchen halten ihnen die Kinder und den Haushalt vom Hals.Bei einem dieser "guten Geister" sucht Skeeter Unterstützung für ihre Kolumne. Die melancholische Aibileen hat aber viel mehr zu erzählen: ihr Leben. Sie öffnet Skeeter, die selbst von einer Nanny betreut wurde, die Augen für das Schicksal der schwarzen Dienstmädchen, die von den Weißen wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Die ihre eigenen Kinder in fremde Obhut geben müssen, während sie für einen Hungerlohn liebevoll die Kinder der weißen Oberschicht aufziehen.
Skeeter beschließt, ein Buch zu schreiben, in dem Aibileen und ihre Kolleginnen ihre Lebensgeschichten erzählen. Eine heldenhafte höhere Tochter gibt den Unterdrückten eine Stimme und macht sich bei ihren Freundinnen und ihrer Familie unbeliebt – "The Help" ist einer dieser gut gemeinten Filme, die bei Oscar-Verleihungen beste Chancen haben.
Schwungvolles Hochglanz-Märchen
Der auf dem Roman "Gute Geister" von Kathryn Stockett basierende Film von Regisseur und Drehbuchautor Tate Taylor erzählt ein schwungvolles Hochglanz-Märchen aus schlechten, alten Zeiten. Es geht um Rassismus und Diskriminierung, aber der Film wird nie unbequem, setzt statt dessen auf Humor und Gefühl.Zum optischen Genuss tragen die Südstaaten-Szenerie und die üppige, farbenfrohe Ausstattung bei. Der Film legt es darauf an, dass ein generationenübergreifendes Publikum das Kino etwas aufgeklärter, mit einem guten Gefühl und einer Träne im Auge verlässt. Und das gelingt auch.
Tiefgang oder Nuancen sollte man freilich nicht erwarten. Ein bemerkenswertes weibliches Ensemble trägt den Film, in dem Männer zu Randgestalten verdammt sind. Dass die Figuren fast ausnahmslos eindimensional angelegt sind, bremst die Schauspielerinnen nicht. Im Gegenteil: Sie überzeichnen lustvoll.
Hilly, die große Böse
Zum Beispiel Bryce Dallas Howard als fiese Hilly, die große Böse in diesem Märchen. Sie fordert separate Klos für schwarze Hausangestellte. Als ihre kesse Angestellte Minni (komödiantisch: Octavia Spencer) es wagt, auf Hillys herrschaftliches Klo zu gehen, wirft sie sie raus.Minni rächt sich mit einem ganz speziellen Schokoladenkuchen. Einen kleinen, feinen Auftritt hat Sissy Spacek als Hillys Mutter. Jessica Chastain orientiert sich in der Rolle der Außenseiterin Celia an Marilyn Monroe.
Das Herz des Films ist jedoch die wundervolle Viola Davis. Sie glänzt als äußerlich stoische, innerlich brodelnde Aibileen. Davis verleiht ihr Würde und Wahrhaftigkeit. Einzig dieser Charakter hat Tiefe und Ausstrahlung und rettet damit den Film vor allzu großer Harmlosigkeit.