Bielefelder Rap-Gruppe "Hardsoul" veröffentlicht neues Album

Interview: "Wenn wir feiern, dann knallt’s"

02.07.2011 | 20.01.2020, 09:24
Neues Album der Rap-Gruppe "Hardsoul" - © KULTUR
Neues Album der Rap-Gruppe "Hardsoul" | © KULTUR

Bielefeld. " Alle pumpen weiter, bis die Hütte explodiert": Der Song "Pumpen" war 2007 der große Wurf der Bielefelder Rap-Gruppe "Hardsoul". Von Bayern bis Mallorca wird der Partysong der härteren Art in Diskotheken immer noch gespielt. Am Freitagabend stellte die Band in Bielefeld ihr neues Album "Pandemonium" vor. Samuel Acker sprach mit den Rappern Crush (26) und Hennessy (26) von Hardsoul über die 80er und Selbstironie.

Crush, Hennessy, auf "Pandemonium" geht es wie beim Vorgänger vor allem um Feiern, Frauen und Alkohol. Ist Hardsoul eine reine Partyband?
CRUSH: Party ist uns wichtig. Aber wir rappen auch über andere Themen.
HENNESSY: Man soll zu unserer Musik einfach eine Menge Spaß haben.

Wie haben Sie denn so Spaß? Ihren Texten nach müssten Sie ja jeden Tag mit mindestens drei Promille durch die Clubs ziehen.
CRUSH: Wir arbeiten alle unter der Woche, da geht man nicht mehr so häufig weg. Aber wenn wir Party machen, dann knallt‘s. Also nicht, dass wir uns dann schlagen – wir feiern einfach gerne exzessiv.

"Pandemonium" hat ein starkes 80er-Jahre-Flair: Viele Beats erinnern an Eurythmics oder Kraftwerk, Sie experimentieren mit Roboter-Stimmen und singen den Refrain von "Major Tom".
CRUSH: Uns hat die Musik als Kinder sehr geprägt: Die Neue Deutsche Welle, die Anfänge der Elektronik, die ersten Rap-Songs... Wir benutzen auch echte Synthesizer aus den 80ern. Wir mischen einfach gerne viele Stile.

Wenn DJ Uppercut, Maniak, Harry van Halen, Gregor Kanone (hintere Reihe), Hennessy und Crush (vorne) als "Hardsoul" richtig loslegen, ist Schluss mit Kindergeburtstag. - © FOTO: CAROLIN WESSEL
Wenn DJ Uppercut, Maniak, Harry van Halen, Gregor Kanone (hintere Reihe), Hennessy und Crush (vorne) als "Hardsoul" richtig loslegen, ist Schluss mit Kindergeburtstag. | © FOTO: CAROLIN WESSEL

Wie würden Sie Ihre Musik denn beschreiben?
HENNESSY: Wenn es eine Schublade sein muss, dann "Elektronische Rap-Musik mit Funk-Einflüssen".

Trotz Texten wie "Die Weiber schreien, als wäre ich Bill Kaulitz /denn ich verarzte alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist" hat man das Gefühl, dass Sie sich nicht allzu ernst nehmen.
CRUSH: So eine Zeile kann man ja auch nur im Spaß rappen. Wir haben einen eigenen Humor, da kann man nicht auf Teufel komm raus ernst sein.

Ist das der Grund, warum sich auf dem Album nur drei Lieder mit tiefsinnigeren Texten finden?
CRUSH: Das Album soll einfach eine gute Zeit bringen. Vielleicht werden wir auch mal über Liebeskummer rappen, aber nur, wenn wir die Emotionen auch entsprechend rüberbringen können.
HENNESSY: Wir orientieren uns bei den Songs auch daran, wie sie vor Live-Publikum wirken. Und da wollen die Leute vor allem feiern.

Im Song "Gib dir den Shit" heißt es: "Rauch es, spritz es, und versteck es". Das kann man als Aufforderung zum Drogenkonsum verstehen.
CRUSH: Aber nur, wenn man keine Ironie verstehen will. In dem Song machen wir deutlich, was Drogen alles anrichten können.

In zwei Liedern rappen Sie sehr despektierlich über Frauen, die ausschweifend Party machen. Dürfen die Ladies nicht so hart feiern wie Hardsoul?
HENNESSY: Natürlich dürfen sie das.
CRUSH: In den Songs geht es eher um versaute Mädchen, die sich als edle Damen ausgeben. Wenn wir dann "Schlampe" sagen, meinen wir nur eine bestimmte Kategorie Frau.

In "Verlierer" erzählen Sie eindringlich von Depressionen und Alkoholsucht. Autobiographisch?
HENNESSY: Nein, ich hänge nicht jeden Abend am Tresen. Aber so Schicksale gibt es ja durchaus, und da habe ich mich hineinversetzt.
CRUSH: Bisher hatten wir zum Glück nur einige üble Kater.

Wie ist eigentlich Ihre Beziehung zu Baumheide? Sie erwähnen das Viertel in einigen Songs.
CRUSH: Ich bin in Baumheide aufgewachsen. Ich mag das Multikulturelle dort, man lernt echte Toleranz. Baumheide ist viel besser als sein Ruf.

Noch ist Hardsoul – abgesehen von "Pumpen" – überregional eher wenig bekannt.
CRUSH: "Pandemonium" wird das ändern. Wir wollen 2011 auch auf Tour gehen, am liebsten deutschlandweit.

Sie produzieren Ihre Platten selbst. Wie wichtig ist Ihnen, von der Musik irgendwann leben zu können?
CRUSH: Noch ist das, was wir mit der Musik verdienen, eher ein Zubrot. Aber ich würde gerne davon leben können. Um wirklich groß rauszukommen, ist Bielefeld aber wohl zu klein. Dafür müssten wir nach Berlin ziehen, da ist die ganze Plattenindustrie. Ich mache erst einmal mein Studium in Paderborn fertig, dann mal sehen.
HENNESSY: Also ich will eigentlich in Bielefeld bleiben. Ich eröffne eventuell bald meinen eigenen Fahrradladen, von daher arbeite ich auch genug. Und ich bin einfach hier verwurzelt.