Joachim Król neuer "Tatort"-Kommissar

Interview: Schauspieler spricht über seine Rolle

Joachim Król und Nina Kunzendorf am Rande der Dreharbeiten für den Frankfurter "Tatort". | © FOTO: DPA

07.05.2011 | 07.05.2011, 00:00

Frankfurt. Die Figur des Essener Kommissars Lutter, die er spielt, hat Joachim Król selbst entwickelt, aber zugunsten seiner Rolle im neuen Frankfurter "Tatort"-Team aufgegeben. An der Seite von Nina Kunzendorf verkörpert er ab diesem Sonntag den erfahrenen Hauptkommissar Steier. Das Duo feiert seine Premiere in dem Film "Eine bessere Welt". Tilmann P. Gangloff sprach mit Król über seinen Sympathiebonus, die Karriere und die neue Rolle.

Herr Król, unterm Strich haben Sie vermutlich mehr Bösewichte als Kommissare verkörpert. Aber selbst Ihre Schurken sind sympathisch. Wie kommt das?
JOACHIM KRÓL: In dem Kinofilm "Lautlos" habe ich einen Killer gespielt, und in den Kritiken stand: "Am Ende ist man froh, dass er davonkommt." Ich glaube, dass ich da einen gewissen Bonus habe.

Information
  • Joachim Król (53) wurde 1957 im westfälischen Herne als Sohn eines Bergmanns mit polnischen Vorfahren geboren.
  • Er wurde erst relativ spät fürs Kino entdeckt, gehörte dann aber dank Filmen wie "Wir können auch anders", "Der bewegte Mann", "Rossini" oder "Zugvögel" rasch zu den wichtigsten Kinoschauspielern.
  • Im Fernsehen kennt man ihn vor allem als Commissario Brunetti aus den Donna-Leon-Verfimlungen der ARD oder aus der ZDF-Reihe "Lutter".
     

Sind Sie selbst als Mörder so sympathisch, weil sie einfach ein netter Mensch sind?
KRÓL: Das müssen Sie andere fragen. Aber ich bin gern unter Leuten, fühle mich am wohlsten, wenn ich kommunikativ sein kann. Ich kann sehr gut auf Menschen zugehen. Ich kann mich schnell in vorhandene Strukturen integrieren, weil ich rasch spüre, wie eine Gruppe funktioniert.

Kommissar Frank Steier, den Sie im neuen "Tatort"-Team aus Frankfurt verkörpern – wie würden Sie den charakterisieren?
KRÓL: Steier ist ein alter Hase, ein bisschen desillusioniert, der mit seiner ganzen Haltung zum Ausdruck bringt: "Wo ihr hinwollt, da war ich schon. Wenn ihr wissen wollt, wie’s da aussieht, dann fragt mich."

Seine Partnerin Conny Mey, gespielt von Nina Kunzendorf, ist der totale Kontrast. Wie funktioniert diese Konstellation?
KRÓL: Durch ein Spiel aus Distanz und Annäherung. Das ist uns auch ganz gut gelungen, weil Nina das so wunderbar spielt. Schon allein diese Übergriffigkeit! Ich mag das auch privat gar nicht, wenn mich jemand dauernd anpackt. Nina hatte das alles drauf, das fand ich klasse. Auch der Humor, der sich zwischen den beiden entwickelt, ist sehr schön.

Conny Mey dürfte zum Paradiesvogel unter den TV-Kommissarinnen werden. Wer hatte die Idee, die Rolle so zu überspitzen?
KRÓL: Nina muss ja oft Frauen spielen, die ein bisschen verschattet sind. Es sind immer tolle Rollen, und sie macht das hervorragend, aber in einer Reihe wie "Tatort" wollte sie dieses Image nicht auch noch bedienen, deshalb hat sie das genaue Gegenteil entworfen: Als Conny Mey wollte sie bunt, laut und ein bisschen ordinär sein. Eine Frau mit Pfeffer im Arsch! Als sie mir bei der ersten Kostümprobe entgegengedonnert kam, bin ich beinahe umgefallen.

Wirkt Steier neben dieser Kollegin nicht fast autistisch?
KRÓL: Im Gegenteil. So haben wir die Möglichkeit, ihn noch ein bisschen aus sich rauszuholen. Wir haben uns fest vorgenommen, die Polizeiarbeit wieder stärker in den Vordergrund zu rücken, und dann wird Steiers fachliche Kompetenz zum Tragen kommen. Außerdem macht es auch großen Spaß, den Sympathiebonus mal einem kleinen Stresstest auszusetzen.

Mit dieser "Tatort"-Rolle dürften Sie endgültig als Fernsehschauspieler gelten. Warum sind Sie nur noch selten im Kino zu sehen?
KRÓL: Wenn man altersmäßig ins Mittelfeld rutscht, lassen die Angebote spürbar nach. Ich wollte früher ausschließlich Kinofilme drehen und hin und wieder Theater spielen; das ist mir nur kurze Zeit gelungen.