Schauspieler Rolf Hoppe wird 80 Jahre alt

Mehr als 400 Rollen gespielt

Der Schauspieler Rolf Hoppe liebt seinen Beruf. Gerade hat er für "Niemandsland" gedreht. |

06.12.2010 | 06.12.2010, 00:00

Dresden (dpa). Er war General Göring in Szabós "Mephisto" und Vater Wieck in Schamonis "Frühlingssinfonie". Nach mehr als 400 TV- und Theaterrollen ist Schauspieler Rolf Hoppe am liebsten "närrischer Verführer" und Prinzipal in seinem Hoftheater am Rand von Dresden.

Der sanierte ehemalige Kuhstall eines Hofes im kleinen Ort Weißig am Stadtrand von Dresden ist sein zweites Zuhause. "Hier komme ich mit den Menschen ins Gespräch, bin ihnen nahe", sagt der Schauspieler Rolf Hoppe, der heute 80 Jahre alt wird. Mit seinem "Hoftheater" hat sich der Darsteller, der mit Filmen wie "Mephisto" und "Frühlingssinfonie" internationalen Ruhm erlangte, einen Traum erfüllt.
Manchmal liest der Prinzipal oder spielt in einer schrägen Weihnachtsgeschichte - im gemütlichen Gewölbe ist dann kein Platz mehr frei. "Es ist eine Bühne eher für die Nachbarn", sagt der Mime und zieht genussvoll an seiner Pfeife.

"Ich lebe, esse, trinke und schlafe"

Die Arbeit mit dem und für das "Theater der Nähe" ist sein Leben. Er kaufte den Bauernhof 1995 und stiftete ihn dem Verein, der mit Freunden, Gönnern und Sponsoren Scheune und Kuhstall sanierte und betreibt. "Theater ist ein Lichtpfeil und kann die Menschen zum Fühlen bringen", sagt Hoppe. Er selbst ist der "närrische Verführer". In seinem Hoftheater traten schon Kollegen wie Jan Josef Liefers auf, und seine beiden Töchter, eine davon Schauspielerin, schlüpfen in so manche Rolle. "Ich möchte gern, dass es weitergeht und sich entwickelt."

Seine "Spielwut" lebte Hoppe erstmals in einer Laientheatergruppe in seinem Heimatort Ellrich im Harz aus. Damals verdiente er sich sein Geld noch als Kutscher und Bäcker. Dass er mit Theater sich und anderen Freude bereiten konnte, wurde zum Motiv für seine Berufswahl. "Ich wollte den Menschen nach dem Kriegsende das Lachen wiedergeben", sagt Hoppe. Als Pferdenarr schwebte ihm dabei ein Clown zu Pferde vor, erzählt er mit einem Lachen.

Dabei war seine Karriere 1950 wegen einer Stimmbandlähmung fast zu Ende, er musste zeitweise als Tierpfleger im Leipziger Zirkus seine Brötchen verdienen. Nach einer Schulung am Institut für Stimmbildung gelang ihm in Halle/Saale ein Neuanfang. Bühnen in Erfurt, Halle, Greifswald, Leipzig und Gera waren die ersten Stationen nach dem Schauspielstudium. 1961 kam er ans Dresdner Staatsschauspiel, zwei Jahre später auch zum Film.

Sein General Göring als Gegenspieler von Klaus Maria Brandauer in István Szabós preisgekrönter Verfilmung von Klaus Manns Roman "Mephisto" machte ihn 1980 international bekannt. Als Vater Wieck in Peter Schamonis "Frühlingssinfonie" zeigte Hoppe Weltklasse und war bei den Salzburger Festspielen mehrmals der Mammon im "Jedermann". Aber auch aus kleinsten Szenen macht er große Kunst. "Ich spiele ja für Menschen, will ihnen Lebenshilfe und Humor geben." Trotz der Angebote für internationale Produktionen blieb dem DDR-Mimen der Weg nach Hollywood versperrt.

Aber Hoppe fühlt sich ohnehin nur im deutschsprachigen Film richtig wohl. "Ich glaube, dass ein Schauspieler in der Sprache spielen muss, in der er denkt und fühlt", sagte er. Seit 1963 füllte er mehr als 400 Film- und Bühnenrollen aus, gab im Theater nahezu allen klassischen und komischen Figuren der Weltliteratur Gestalt. Begehrt blieb er auch im neuen Film-Deutschland; er spielte in "Bronsteins Kinder", "Schtonk!", "Mario und der Zauberer" und als Rabbi in dem Kinoerfolg "Alles auf Zucker".

Gerade hat er mit Sylvester Groth für "Niemandsland" gedreht, als Oberst der Staatssicherheit. "Es geht um zwei Freunde, von denen einer den anderen verrät", erzählt Hoppe. "Ich bin der Verführer zum Verrat." Auf großen Bühnen steht er, der früher pro Jahr in zwei Dutzend Stücken und sieben Filmen jährlich agierte, nicht mehr. Dafür hat er mehr Spaß an der Literatur. Die Hoppe-Lesungen auf Schloss Weesenstein im Müglitztal bei Pirna sind Kult und ausverkauft.

"Das sind manchmal richtige Poetentreffen", schmunzelt er. Bei der Auswahl seiner Filmrollen sei ihm das Genre gleichgültig. "Mir sind die Menschen wichtig, die ich spiele und die mit mir spielen." Allerdings nehme er sich inzwischen mehr Zeit zum Leben. "Ich lebe, esse, trinke, schlafe", sagt Hoppe, und seine lustigen blauen Augen blinken. "Mir geht es altersgerecht, mal gut, mal nicht so gut." Spaziergänge im Wald und die Gartenarbeit halten ihn fit. "Ich bin glücklich, dass ich einen schönen Beruf und mit Spielen mein Geld verdient habe und sich die Menschen über meine Arbeit freuen."