Bremen (dpa/lon/groe). Die Zuschauer in Bremen wurden bei der Premiere der Open-Air-Oper "Turandot" erstmal enttäuscht. Der Wind blies am Samstagabend so stark, dass die akrobatischen Stunts an einem Kran ausfallen mussten. "Das wäre viel zu gefährlich", entschuldigte sich der Generalintendant des Theaters, Hans-Joachim Frey, beim Publikum.
Doch was danach folgte, entschädigte die Opernfans auf der Seebühne allemal: stimmgewaltig gesungene Arien vor einem malerischen Sonnenuntergang im alten Werfhafen. Am Ende der Vorstellung spendeten die Zuschauer minutenlangen Applaus und Bravorufe.
"Turandot" ist nach Verdis "Aida" und Wagners "Der fliegende Holländer" die dritte Inszenierung vom Theater Bremen und den Philharmonikern unter freiem Himmel. Im Gegensatz zu den Vorgängern, bei denen Fackeln, Feuerwerk, Konfetti-Regen und Wasserkanonen für spektakuläre Effekte sorgten, konzentriert sich "Turandot" stärker auf die musikalischen Höhepunkte.
Die letzte Oper von Giacomo Puccini erzählt von einer kaltherzige chinesischen Thronerbin. Prinzessin Turandot gibt ihren Verehrern Rätsel auf und lässt sie köpfen, wenn sie versagen. Auch Prinz Calaf muss drei Rätsel lösen. Mit einer silbernen Sänfte schwebt Turandot auf die schwimmende Bühne, die in kühlem, futuristisch anmutendem Weiß gehalten ist - eine eisige Umgebung für die eiskalte Prinzessin.
Im Kontrast dazu stehen die prächtigen Kostüme der zwölf Solisten, warm leuchtende Lampions, tanzende Drachen und die mitreißenden Passagen des Prinzen Calaf. Mit seinem Gesang erweicht er nach und nach das harte Herz der Angebeteten und jagt dem Publikum Gänsehaut über den Körper. Nach der bekanntesten Arie der Oper, "Nessun Dorma", feiern die knapp 2.500 Zuschauer den aus Belgrad stammenden Tenor Zoran Todorovich mit stürmischem Beifall und lauten Jubelschreien.
Der international gefragte Künstler hatte seine Karriere Anfang der 90er Jahre am Landestheater Detmold begonnen und ist der Region treu geblieben: Todorovich lebt mit seiner Frau und seinem Sohn im lippischen Blomberg. Der leidenschaftliche Golfer ist der Kulturstiftung Marienmünster und dem OWL-Kulturleben sehr verbunden. Wer den Startenor in der Region erleben will, hat am Samstag, 19. Juni, Gelegenheit dazu: Todorovich tritt in der "Gala zum Sommeranfang" im Konzerthaus der Detmolder Hochschule für Musik auf. Beginn ist um 19.30 Uhr. In dem Benefizkonzert zu Gunsten der Stiftung der Musikhochschule wird er Arien von Bellini, Cilèa, Verdi und Puccini singen.
"Turandot": 15. bis 20. Juni und 22. bis 26. Juni tägl., 20.30 Uhr, Karten: 04 21 / 3 65 33 33.