Halle. Mitten in der Dunkelheit wird er entfacht: der Funke, der das Streichholz zum Glimmen bringt. Das schwebt herüber zur Bühne, auf der sich Hartmut Engler und seine Mitstreiter bereits in Position gebracht haben. Wie eine Lunte bahnt sich die Flamme ihren Weg. Dann entzündet sie das furiose Feuerwerk. Ein Knalleffekt, der Vorhang fällt, Funken sprühen und die 9.200 Fans im Gerry-Weber-Stadion jubeln: Pur ist wieder da.
15 Minuten später als geplant eröffneten Hartmut Engler, Ingo Reidl (Keyboards), Joe Crawford (Bass), Rudi Buttas (Gitarre) und Roland Bless (Gitarre/ Gesang) ihre Show. Keine Unhöflichkeit, sondern Rücksicht auf jene Besucher, die im Stau standen. Sie beginnen mit den Songs ihrer neuen CD "Wünsche", in denen es sensibel um so sensible Themen wie Depression, Demenz oder Dankbarkeit geht.
Das Lied "Winter 59" widmet Hartmut Engler seinem nicht geborenen Bruder. Zum Alzheimer-Song "Frau Schneider" erstrahlt im Bühnenhintergrund ein aufwendig illuminiertes Halma-Spielbrett. Engler scheint seit seiner jüngsten persönlichen Krise noch offener geworden zu sein gegenüber den Heimsuchungen, die das Leben bereithalten kann.
Viel Bewegung und nachdenkliche Momente
"Die Stimmung ist immer gigantisch bei euch hier", richtet Engler das Wort an das Haller Publikum. Sie lassen mit der Antwort nicht lange auf sich warten, singen lautstark und textsicher mit. Spätestens bei "Funkelperlenaugen" hält es sie nicht mehr auf ihren Plätzen.
Es ist ein Konzert mit viel Bewegung, in dem die großen Hits ebenso ihren Platz finden wie nachdenkliche Momente. Und wenn die Fans nach dem Ohrwurm "Lena" ansetzen: "Oh, wie ist das schön" – dann dirigiert Engler den Chor, greift den Song auf, variiert ihn, wird dabei zum Hartmut Belafonte. Mit Janine Meyer ("Luxuslärm") hat er eine ebenbürtige Duett-Partnerin gefunden – für "Die Beste", seine Hommage an die Musik.
Seifenblasen, Pyrotechnik, Feuer-Fontänen, drumherum die Leuchtstäbe, die überall im Rund des Gerry-Weber-Stadions geschwenkt werden – ein imposantes Bild. Zwischendurch: der schlichte Zusammenklang von Gitarre, Cajon und Stimme. "Pur" bietet ein Konzert der Gegensätze, das von gegenseitiger Wertschätzung vor und auf der Bühne lebt, und bei dem die sprichwörtliche Post abgeht. Ein Konzert, bei dem Pärchen auf den Rängen anfangen, zu "ihren" Liedern zu tanzen.
Wer nicht bis zum nächsten Wiedersehen in Halle warten möchte: Am heutigen Freitag wird das RTL-Magazin "Punkt Zwölf" über den Auftritt in Halle und den Start der "Wünsche"-Tour berichten.