Berlin. Nach „Nosferatu – Der Untote“ schon wieder ein Film über den alten Spitzzahn Dracula? Ja, aber ein sehr besonderer, geschrieben und in Szene gesetzt vom französischen Starregisseur Luc Besson.
    
Der Macher hinter Blockbustern wie „Das fünfte Element“ oder „Léon – Der Profi“ erfindet das Rad nicht völlig neu, verleiht der klassischen literarischen Vorlage von Bram Stoker aber viele neue Facetten. Die vielleicht wichtigste: Diesmal mischt der Blutsauger Paris auf.
Im Jahre 1480 haben der transsilvanische Prinz Vlad II, Graf von Dracul (Caleb Landry Jones) und seine geliebte Frau Elisabeta (Zoë Bleu) jede Menge Spaß in ihrem osteuropäischen Schloss. Aber dann heißt es „Coitus interruptus“, denn der Feind steht vor der Tür und der Herrscher muss seine Krieger gegen die Muselmanen ins Feld führen.Elisabeta soll das Schloss aus Sicherheitsgründen verlassen. Der Graf nimmt seinem Geistlichen das Versprechen ab, bei Gott ihre Unversehrtheit einzufordern. Und falls ihr etwas zustößt, will auch Dracula in der Schlacht fallen. Aber erstens kommt es anders . . .
Der Heerführer geht siegreich aus dem Schlachtengetümmel hervor, kann den Mord an Elisabeta aber nicht verhindern. Zurück im Schloss schickt er den Geistlichen gen Himmel und schwört dem großen Zampano ab. Der bestraft ihn mit Unsterblichkeit, was weitaus vielversprechender klingt, als es sich in der Realität darstellt. Zumal sich Dracula ab sofort nur noch von Blut – vorzugsweise menschlichem – ernähren kann.
400 Jahre später steht Paris ganz im Zeichen des 100. Jahrestages der Revolution. Der Vatikan hat seinen Diener (Christoph Waltz) in die Metropole entsandt, dessen Orden seit Jahrhunderten gruseligen Phänomenen auf den Grund geht. Im aktuellen Fall handelt es sich um eine schöne junge Frau, die im Kerker angekettet ist, weil sie sich aufführt, als wäre sie einem Vampirfilm entsprungen. Maria (Matilda de Angelis) hat Verbindungen in höchste Kreise, was die Sache besonders delikat macht. Und sie spürt, dass sich ihr Prinz und Meister nähert.
Luc Besson nimmt sich jedwede Freiheit und trumpft visuell groß auf. Er stellt die zeitenüberdauernde Liebesgeschichte in den Mittelpunkt und lässt auch Anachronismen und schelmischen Humor zu – letzteren, wen wundert’s, in der Gestalt von Christoph Waltz.
    
Eine Prise von „Das Parfüm“ komplettiert die Neuinterpretation eines Stoffes, der immer noch nicht ausgereizt ist.