Herr Zimmer, Coverband oder Tributeband?
MATTHIAS ZIMMER: Tributeband! Als Coverband spielt man Musik anderer Bands einfach nur nach, als Tributeband legt man noch eine Schippe drauf. Man ist detailverliebter und geht akribischer zur Sache.
Wie wird man eine Tributeband?
Wenn man selbst großer Fan ist. Wir von My’tallica sind schon sehr lange Musiker, und stehen auf Metallica, seit wir Teenies waren. Wir sind jetzt alle Ende 40, Anfang 50 und sind irgendwie dabei geblieben. Im Laufe der Jahre haben wir uns professionalisiert, haben aber immer noch den Anker zur Jugend und zum Naivsein. Vielleicht ist es das, was uns ausmacht.
Wie haben Sie sich als Band zusammengefunden?
Ich bin tatsächlich derjenige, der am kürzesten dabei ist, nämlich seit 2017. My’tallica gibt es schon seit 2005, aber in komplett anderen Konstellationen. Natürlich bilden sich Tributebands erstmal aus reinem Spaß heraus, aber irgendwann, wenn die Ambitionen professioneller werden, kostet es natürlich mehr Zeit und mehr Disziplin und auch mehr Arbeit. Und dann sieht man, wer das wirklich machen möchte und bereit ist, Opfer zu bringen. Als Außenstehender denkt man immer, du machst Musik und stehst zwei Stunden auf der Bühne und das war’s. Aber das ganze Drumherum nimmt viel Zeit ein. Und was hinzukommt: Ab einem gewissen Alter hat man Familie und Job und man ist oft am Wochenende weg. Das muss man dann schon wirklich wollen und einen Weg finden, um das familientauglich hinzukriegen.
Was ist für Sie als Tributeband die größte Herausforderung?
Tribute ist ja immer ein bisschen der Spagat zwischen kann cool sein, kann aber auch lächerlich sein. Daher möchten wir den Leuten eine echt gute Show bieten und natürlich so nah wie möglich ans Original rankommen, denn es gibt mittlerweile sehr viele Tributebands, nicht nur von Metallica!
Wie erklären Sie sich den aktuellen Boom der Tributebands?
Der Markt verändert sich gerade, weil die Originale immer größer und älter werden, aber immer seltener auf Tour gehen. Ich selbst bin tatsächlich gar nicht so der Tribute-Fan, weil ich mir lieber die Originale angucke. Aber man merkt, dass das bei vielen Leuten mittlerweile einen anderen Stellenwert bekommt. Man kann mit Freunden etwas zusammen machen und muss dafür keine Großveranstaltung besuchen, die 150 Euro kostet und wo man im Stadion fast einen Kilometer weit weg von der Bühne sitzt und nichts mitbekommt. Bei uns und den anderen Tributebands gibt es auch alle Lieder, man ist nah dran am Geschehen und hat genauso viel Spaß.
Sie haben es eben schon erwähnt, die Musikszene hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Spiegelt sich das auch in Ihren Auftritten wider? Ist es leichter oder schwerer geworden beziehungsweise sind die Ansprüche der Fans gestiegen?
Ja, die Ansprüche sind tatsächlich relativ hoch, gleichzeitig hört man immer wieder auch von anderen Tributebands, dass viele Gäste sagen, dass sie oft fast besser sind als die Originale. Ich glaube, das liegt daran, dass die Originale mittlerweile ikonisch sind und schon bewiesen haben, warum sie so groß sind, dass sie es zum Teil nicht mehr nötig haben. Das ist bei uns anders.
„Außerdem können wir durch die Zusatzelemente wie die Leinwand viel Nostalgie bieten.“
Sie spielen nicht nur die Songs von Metallica, sondern bieten auch eine bombastische Lichtshow. Nur Musik zu spielen, das reicht heute nicht mehr, oder? Man muss auch ein bisschen Event bieten . . .
Ja, die Leute wollen unterhalten werden! Natürlich ist die Musik der zentrale Punkt, vor allem bei uns Älteren, die noch mit Platten und CDs aufgewachsen sind. Doch zu uns kommen mittlerweile drei Generationen, und gerade die Jüngeren sind ja ganz anders sozialisiert, sie erwarten Entertainment. Wenn du das bieten kannst, dann ist es für die Leute ein Grund zu sagen, boah geil, erstens bekomme ich hier viel für mein Geld geboten und zweitens habe ich einen super coolen Abend. Außerdem können wir durch die Zusatzelemente wie die Leinwand viel Nostalgie bieten.
Wie ist das mit Copyright und Lizenzen? Kann man die Lieder einfach so spielen und Filme zeigen?
Da gibt es klare Regeln. Das Filmmaterial darf die Originale nicht zeigen, deshalb haben wir den Content selbst generiert. Was die Songs angeht, ist das klar durch die GEMA geregelt. Metallica bekommen von jedem Song, den wir spielen, Geld. Deshalb ist das mit den Songlizenzen auch kein Problem.
Angenommen, beim geplanten Metallica-Konzert nächstes Jahr in Frankfurt würde einer der Musiker ausfallen – wärt ihr bereit, eine der Positionen zu übernehmen?
Natürlich! Das wären wir, aber dazu wird es wahrscheinlich nicht kommen. Aber wer weiß (lacht).
Wie viele Leute stecken eigentlich in Ihrem Projekt, außer den Vieren auf der Bühne?
Wir haben immer einen festen Soundmann dabei. Dann haben wir jemanden dabei, der die Videoshow steuert und jemanden für das Merchandise sowie noch jemanden, der den Bus fährt und beim Aufbau hilft. Ich gehe davon aus, dass das Team demnächst wachsen wird, weil der ganze Ablauf immer komplexer wird. Je mehr Showelemente man bedient, desto mehr Leute braucht man, um aufzubauen, abzubauen, zu programmieren und die Auftritte vorzubereiten. Man muss da natürlich Bock drauf haben und auch bereit sein, Geld zu investieren.
Ist es für Sie als Musiker eigentlich schwierig oder eine besondere Herausforderung, keine eigenen Songs zu spielen?
Ich habe neben My’tallica noch eine andere Band, mittlerweile auch schon seit 30 Jahren, mit der wir eigene Songs spielen. Nur Musik nachzuspielen, darauf hätte ich keinen Bock, aber zweigleisig geht das für mich klar. Es ist schon die Königsklasse, eigene Songs zu machen, weil es einfach befriedigend ist. Man bringt viel mehr von sich selbst nach außen und erschafft etwas, das es vorher nicht gab. Auf der anderen Seite ist das aber auch sehr frustrierend, weil man mit eigenen Songs und dem zehnfachen Aufwand nur ein Minimum dessen erreicht, was man mit Coversongs erreicht. Außerdem hat sich bei den Leuten die Art, wie sie die Musik konsumieren, stark verändert. Ich glaube nicht, dass sich noch viele Leute so grundsätzlich mit dem Thema Musik auseinandersetzen und sich dafür die Zeit nehmen, wie es früher der Fall war. Musik ist heute wie Fast-Food-Konsum. Eine Entwicklung, die man auch in vielen anderen Bereichen des Alltags beobachten kann.
Verraten Sie zum Schluss doch bitte, worauf man sich bei Ihrem Auftritt freuen darf!
Also erstmal bekommt man ein langes Programm durch die komplette Metallica-History geboten, und zwar von 1984 bis zum aktuellen Album. Natürlich kann man immer über die Setlist diskutieren, aber ich glaube, dass wir sehr, sehr viele Klassiker drin haben, aber auch noch genug Überraschungen, um auch den einen oder anderen Oldschool-Fan zu verzücken, weil wir auch einige Nummern spielen, die Metallica selbst nie oder nur ganz selten live spielen. Dazu gibt es eine fette Lichtshow und Videoeinspielungen. Und natürlich einen fetten Sound, der nichts zu wünschen übrig lassen wird.
Hintergrund
My’tallica zählen seit Jahren zu den führenden Metallica-Tributebands in Europa. Mit einer energiegeladenen Bühnenshow, detailgetreuem Sound und authentischem Feeling bringen sie die Klassiker der größten Metal-Band der Welt live auf die Bühne. Gegründet von erfahrenen Musikern mit echter Leidenschaft für Metallica, spielen sie nicht nur die bekannten Hits wie „Enter Sandman“ oder „Nothing Else Matters“, sondern auch seltenere Songs, die echte Fans begeistern. My’tallica überzeugen durch musikalische Präzision, mitreißende Präsenz und das Gespür für die rohe Energie des Originals. So schaffen sie es, Konzertbesucher jeden Alters mit auf eine Zeitreise durch vier Jahrzehnte Metal-Geschichte zu nehmen und das unvergleichliche Metallica-Erlebnis hautnah zu zelebrieren.
My’tallica live in Bielefeld
Donnerstag, 2. Oktober, 20 Uhr, Lokschuppen, Bielefeld;
Karten (33,70 ): NW und hier.