Kino-Tipp

Stephan Kings „Todesmarsch“: Wer stehen bleibt, wird erschossen

Stephen Kings „Todesmarsch“ kommt ins Kino. Der „Tribute von Panem“-Regisseur setzt das Motto mit dem Sohn von Hollywood-Legende Philip Seymour Hoffman kompromisslos um: Lauf weiter oder stirb.

Noch sind alle auf den Beinen: Joshua Odjick als Parker, Jordan Gonzalez als Harkness, David Jonsson als McVries, Cooper Hoffman als Garraty und Charlie Plummer als Barkovitch (v. l.). | © picture alliance/dpa/Lionsgate

13.09.2025 | 13.09.2025, 07:00

Berlin. Es klingt so simpel wie grausam. 50 junge Männer werden bei einem langen Ausdauermarsch durch das amerikanische Hinterland getrieben, bei dem nur einer überleben soll.

Die Geschichte erinnert auf den ersten Blick etwas an die Fantasy- Filmreihe „Die Tribute von Panem“ – ebenfalls eine Romanadaption über einen tödlichen Wettkampf zwischen jungen Menschen –, ist aber deutlich älter.Bestsellerautor King hatte den Roman unter seinem Synonym Richard Bachman 1979 herausgebracht. Er schrieb die Geschichte damals vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs. Tatsächlich führt bei „The Long Walk“ nun auch der „Panem“-Regisseur Francis Lawrence die Regie.

Wie im Buch wird im Film ein Nachkriegsamerika von einem autoritären Militärregime regiert. Die Menschen im Land sind arm. Unter der Leitung des Majors (Mark Hamill) wird jedes Jahr ein „Todesmarsch“ veranstaltet, für den 50 junge Männer mehr oder weniger freiwillig zur Teilnahme ausgelost werden. Das Ziel: Ohne Pause im Tempo von drei Meilen pro Stunde durch die USA laufen (umgerechnet knapp fünf Kilometer pro Stunde). Der Gewinner erhält ein hohes Preisgeld und hat einen Wunsch frei.

Eine festgelegte Ziellinie gibt es nicht. Vielmehr gewinnt derjenige, der am Ende übrig bleibt. Denn wer nicht mithalten kann oder eine Verschnaufpause einlegt, wird dreimal verwarnt und dann sofort erschossen. Übertragen wird der Überlebenskampf im TV.

Im Verlauf des beschwerlichen Marsches realisieren die Männer zunehmend, in welcher gefährlichen Situation sie stecken (Beispiel: „Es hat eine Weile gedauert, bis ich wirklich kapiert habe, worum es wirklich geht: Lauf weiter oder stirb!“).

„The Long Walk“ ist eine insgesamt gelungene King-Adaption mit einigen Änderungen der Vorlage. Er dürfte Fans von Filmen „Tribute von Panem“, „Death Race“ oder auch des Netflix-Hits „Squid Game“ gefallen. Zuschauer sollten sich auf viele brutale und explizite Szenen einstellen.

Allerdings bringt Regisseur Lawrence mit dem Horror-Thriller keinen klassischen Hollywood-Blockbuster auf die Leinwand. Er verzichtet zum Beispiel auf aufwendige Action-Szenen, sondern beschränkt sich größtenteils auf die Eintönigkeit des Wettstreits.

Umso tragischer wird die Geschichte, weil die Teilnehmer untereinander Freundschaften schließen, sich gegenseitig retten und über ihre Lebensgeschichten sprechen, statt sich als Konkurrenten wahrzunehmen. „The Long Walk“ ist daher auch ein dialoglastiger Film über den Wert von Kameradschaft.

Er lebt dabei von der Leistung der Schauspieler. „Star Wars“-Star Mark Hamill verkörpert den Major als kaltherzigen Befehlshaber mit verspiegelter Sonnenbrille, der stets in einem Geländewagen von Soldaten begleitet mitfährt und die Teilnehmer anheizt.

Er sagt, der Todesmarsch solle die Arbeitsmoral der Menschen im Land wecken („Epidemie der Faulheit“), die rigorose Wortwahl erinnert dabei etwas an US-Präsident Donald Trump. Generell wirkt der Film in Zeiten von Kriegen und autoritären Regimen auf der Welt erschreckend aktuell.