Sieh an!

Zu viele Staffeln von "Emergency Room" und Co.: Wo sich der Einstieg lohnt

In der Kolumne "Sieh an!" blicken wechselnde Autoren auf die Streaming-Welt – und liefern Anregungen, was man am nächsten Abend ohne Plan einschalten sollte.

Wer hat Zeit für so viele Staffeln? | © Jan-Henrik Gerdener

Jan-Henrik Gerdener
14.10.2023 | 14.10.2023, 15:00

„Wirklich gut wird es ab der dritten Staffel“, es gibt wohl kaum einen Satz, den Serienliebhaber mehr fürchten. In der Zeit unzähliger Streaming-Dienste ist die Auswahl an Serien für den Zuschauer größer als je zuvor. Da wirken gerade Serien mit sieben, zehn oder noch mehr Staffeln geradezu einschüchternd. Will man wirklich soviel Zeit für eine Serie investieren, bei der man womöglich erst nach 40 oder 50 Stunden sagen kann, ob man sie mag?

Statt stumpf von Anfang an zu schauen, ist es deshalb oft besser, eine gute Einsteigerfolge aus dem späteren Serienverlauf zu schauen, um zu gucken, ob sie etwas für einen ist. Heute präsentieren wir drei Einsteigerfolgen für drei absolute Kultserien und wo man sie findet.

"Emergency Room": Staffel 3, Episode 15 "Wer Gewalt sät" (Amazon Prime)

Mit ganzen 15 Staffeln ist Emergency Room eine wahre Mammutserie – die ihre Qualität über diese lange Zeit aber auch halten kann. „Wer Gewalt sät“ ist ein guter Einblick darein, was die Serie in ihren besten Momenten ausmacht: Spannung, hochkarätige Gastschauspieler und viel Kreativität dabei, was man einem menschlichen Körper antun und wie man ihn wieder zusammenflicken kann.

Die Folge dreht sich um Krankenschwester Carol (Julianna Margulies), die zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Während sie im örtlichen Supermarkt ihre Einkäufe erledigt, wird dieser das Ziel eines missglückten Raubüberfalls. Als die Polizei kommt, nehmen die beiden Räuber – einer davon ein junger Ewan McGregor – die Kunden als Geisel. Als das erste Blut fließt, muss Carol ohne jede medizinische Ausrüstung die Opfer am Leben halten.

"Akte X": Staffel 5 Episode 12 "Böses Blut" (Disney Plus)

Fans von Akte X werden sich ewig streiten, ab wann die Rahmenhandlung der Serie ihren Zenit überschritten hat. Doch in einem sind sich die Fans einig: Auch wenn die große Geschichte um die Verschwörung, der die FBI-Agenten Fox Mulder (David Duchovny) und Dana Scully (Gillian Anderson) auf der Spur sind, immer abstruser wurde: Die „Monster of the Week“-Folgen bleiben bis zum Ende der Serie stark. Eine der besten davon ist „Böses Blut“, geschrieben von „Breaking Bad“-Erfinder Vince Gilligan.

Die Folge beginnt, wie so viele „Akte X“-Folgen, mit einem jungen Mann, der durch einen Wald gejagt wird. Doch statt einem Monster ist FBI-Agent Mulder hinter ihm her und jagt ihm einen Pflock ins Herz. Der Mann offenbart in dem Moment seine Vampirzähne. Blöd nur, dass die sich als Plastikspielzeug erweisen. Hat Mulder also einen Unschuldigen getötet? Das soll eine Untersuchung herausfinden. In Rückblicken erzählt erst Scully und dann Mulder, wie es zu der verhängnisvollen Nacht gekommen ist. Dabei zeigt sich: Die beiden haben eine sehr unterschiedliche Wahrnehmung von dem, was passiert ist – und voneinander.

"Seinfeld": Staffel 3 Folge 19 "Die Limousine" (Netflix)

Mit nur neun Staffeln ist Seinfeld gar nicht so lang, doch die Serie braucht einige Folgen, um richtig in Fahrt zu kommen. Was für moderne Zuschauer ungewohnt sein könnte: Die Serie ist sehr viel böser als die meisten Sitcoms der 2000er-Jahre – und dreht sich nicht um irgendwelche Romanzen, sondern in fast jeder Folge geht es um eine Alltagssituation, die völlig eskaliert.

In „Die Limousine“ holt George (Jason Alexander) Jerry (Jerry Seinfeld) vom Flughafen ab, doch blöderweise springt sein Auto nicht mehr an. Als die beiden sehen, dass ein Limofahrer bei der Ankunft auf einen O’Brien wartet, wollen sie die Gunst der Stunde nutzen. Denn Jerry ist sich sicher, dass O’Brien seinen Flug verpasst hat. Also gibt George sich als O’Brien aus, um eine Fahrt zu schnorren. Was sie nicht wissen: Der echte O’Brien ist der Vorsitzende der Nazi-Gruppe „Aryan Union“.