
Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten schien die Welt zeitweilig ins Chaos zu stürzen. Der irrlichternde und politisch brandstiftende Immobilien-Tycoon wischte westliche Gewissheiten vom Tisch und sorgte mit besorgniserregender Verlässlichkeit für Stirnrunzeln rund um den Globus. Auf einem Posten mit derartiger Machtfülle war der Blondschopf offensichtlich fehl am Platz.
Doch genau das machte auch neugierig. Denn wer hätte in dieser Zeit nicht gerne mal Mäuschen im Weißen Haus gespielt? Wie liefen etwa wichtige Unterredungen mit dem polternden und an Selbstverliebtheit kaum zu übertreffenden Staatenlenker? Ließ er sich von Beratern etwas sagen? Und sagte er selbst mal was Sinnvolles? Zu großen Teilen wird das ein Mysterium bleiben - und das wohl auch, sollte Trump bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut gewinnen.
Immerhin liefern die Streaming-Dienste Anregungen, wie man sich das Leben im Weißen Haus vielleicht vorstellen kann. Hier eine kleine Auswahl an Produktionen.
"Designated Survivor"
Da wäre etwa die Serie "Designated Survivor" (im Streaming bei Netflix, drei Staffeln). Darin spielt Kiefer Sutherland einen abgeschriebenen Politiker, der von jetzt auf gleich Präsident wird. Denn der eher nachrangige Bauminister Thomas Kirkmann gehört zu den sogenannten designierten Überlebenden. Das sind in den USA jene Personen, die sich bei wichtigen Anlässen an einem sicheren Ort bereithalten, um notfalls die Regierungsgeschäfte zu übernehmen - etwa, wenn bei einem Terroranschlag alle anderen Entscheider ums Leben kommen sollten.
Genau dieser Fall tritt ein: Während der Präsident im Kapitol seine Rede zur Lage der Nation hält, fliegt das Gebäude in die Luft. Und so findet sich der schüchterne, aber ehrgeizige Kirkmann plötzlich in der Rolle des Staatenlenkers und Krisenmanagers wieder. Nach einer beispiellosen Katastrophe muss er sein Land auf Kurs halten.
Sutherland spielt den zunächst überforderten Ressort-Politiker großartig. Wie er mit seiner neuen Rolle hadert, dann aber sehr zügig an Sicherheit gewinnt - auf Kosten der Glaubwürdigkeit vielleicht sogar etwas zu zügig. Die Zuschauer verfolgen die Figuren durch die Flure des Weißen Hauses bis hinein ins Oval Office und in geheime Lagezentren. Dabei hastet die Handlung atemlos von Krise zu Krise. Nicht besonders tiefgründig, aber sehr spannend.
"White House Plumbers"
Noch ganz frisch und definitiv einen Blick wert ist die Polit-Satire "White House Plumbers" (im Streaming bei WOW). Die HBO-Produktion beleuchtet den Watergate-Skandal, der in den 1970er Jahren zum Abtritt von US-Präsident Richard Nixon führte - und zwar aus Sicht der Täter. Woody Harrelson und Justin Theroux spielen die zwei Agenten E. Howard Hunt und G. Gordon Liddy, die eigentlich Lecks stopfen sollen, durch die dauernd Interna an die Presse gelangen.
Im Versuch, die Wiederwahl des Republikaners Nixon zu sichern, organisieren die Agenten einen Einbruch in die Zentrale der Demokratischen Partei - den Watergate-Komplex in Washington - und stürzen ihr Land damit in eine tiefe Krise. Auch wenn Liddys Deutschtümelei irritiert, sind die beiden tölpeligen Hauptcharaktere dennoch liebenswert. Insgesamt bietet die Serie viel Gelegenheit zum Schmunzeln.
"The West Wing"
Rasend schnelle Dialoge und Kamerafahrten durch das Weiße Haus - das sind zwei Merkmale der Serie "The West Wing" (im Streaming bei Amazon Prime). Auch hier stehen Machenschaften, Skandale und Konflikte rund um das Weiße Haus, genauer: den Westflügel im Mittelpunkt. Die Zuschauer verfolgen den Arbeitsalltag von US-Präsident Josiah Bartlet, gespielt von Martin Sheen. Die Serie kommt recht wortlastig daher. Von Kennern des Weißen Hauses gab es aber Lob für die Darstellung des Gebäudeteils und seiner Atmosphäre. Wer auf einen realitätsnahen Eindruck vom Weißen Haus aus ist, trifft mit "The West Wing" vielleicht nicht die schlechteste Wahl. Schreiben Sie mir gerne Ihre Meinung zu den Serien.