Wortgewandt, scharfzüngig und unverschämt gut aussehend: Der Comedian Olaf Schubert ist Kult. Wenn der Sachse, der vorzugsweise im gelben Pullunder auftritt, jedes Publikum scheinbar mühelos und im Handumdrehen in einen kollektiven Rausch versetzt und zwischen seinen genialen mündlichen Einlassungen allerhand selbst komponierte Ohrwürmer zu Gehör bringt, kann man schon ins Zweifeln kommen, ob so viel mentales, künstlerisches und physisches Talent seinen Ursprung tatsächlich im selben Land seinen Ursprung haben kann, in dem sonst Désirée Nicks oder Pietro Lombardis den Status eines Stars erlangten.
Hat der Genpool des Betroffenheitslyrikers und Weltverbesserers etwa einen ganz anderen Ursprung? Aber der Reihe nach. Beim Versuch, ein wenig Ordnung in einen hoffnungslos zugemüllten Keller zu bringen, stößt Herr Schubert auf die alten Tonbänder seiner Mutter. Die Dahingeschiedene stellte ihre Arbeitskraft dereinst in den Dienst des Rundfunks der DDR.
Mit einiger Verblüffung entdeckt ihr Sohn auf einer der schlichten ORWO-Schachteln den Hinweis auf ein Interview mit Mick Jagger von den Rolling Stones. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Wie sollte es Mutti gelungen sein, in die BRD einzureisen, einem Konzert der „Rollenden Steine“ beizuwohnen und an dessen Rande gar den größten aller Rockstars zum Plausch zu treffen? Apropos beiwohnen. Bei weiteren Recherchen von Seiten Schuberts nimmt die Sensation weiter Gestalt an. Wenn der Komikstar zurückrechnet, spielte sich das große Ereignis ziemlich genau neun Monate vor seiner Geburt ab.
Könnte es wirklich möglich sein? Hat Frau Schubert tatsächlich eheliche Abwege beschritten und war sie dem Jagger zu Diensten? Ist auf diesem Wege womöglich jener Samen in die fruchtbare Krume eingetragen worden, aus der wenig später eines der größten Genies der DDR-Kultur mit kometenhafter Nachwendekarriere sprießen sollte? Eine Forschungsreise in die Vergangenheit beginnt
So. Je weniger man über diesen Film erzählt, umso besser. Was in dieser Mockumentary Fakt ist und was Fiktion, dieses Geheimnis werden Olaf Schubert und die sympathische Regisseurin Heike Fink dereinst mit ins Grab nehmen. Wobei eines davon eher die Ausmaße eines Mausoleums annehmen wird. Der Zuschauer erlangt wertvolle Einblicke in den DDR-Alltag, er staunt über Interviews mit Toni „City“ Krahl und Rammsteins Flake und über die tiefe Fan-Verehrung, die den „Stones“ angedeiht. Ein gelungenes Gedankenexperiment.