Neu im Kino

"La Gomera" ist buchstäblich eine Krimikomödie mit Pfiff

Das schwindelerregende Verwirrspiel punktet mit trockenem Humor.

Polizist Cristi (Vlad Ivanov) und Femme fatale Gilda (Catrinel Marlon) spielen ihren Überwachern etwas vor.  | © Vlad Cioplea

Anke Groenewold
13.02.2020 | 13.02.2020, 06:00

Bielefeld. „Willkommen auf La Gomera, Perle der Kanarischen Inseln", flötet es durch einen Lautsprecher. Wir sehen: einen mittelalten, unscheinbaren Mann, der gerade eine Fähre verlassen hat, am Kai steht und eine gigantische Felswand emporschaut.

Wer das nicht komisch finden kann, für den ist „La Gomera" nichts. Aber für Cineasten und Freunde beiläufig servierten, trockenen Humors ist er ein Fest. Der rumänische Regisseur Corneliu Porumboiu verbeugt sich vor dem Film noir – und unterläuft das Genre zugleich.

Betont unaufgeregt

Sein Film kommt ernst und betont unaufgeregt daher und ist streng komponiert. Dahinter steckt aber großer Irrwitz und unbändige Lust am Hakenschlagen. „Es amüsiert mich, das Ungleichgewicht zwischen heroischem Anschein und der Realität herauszuarbeiten. Diese schrecklich ernste Seite unter allen Umständen verleiht meinen Filmen einen Hauch des Absurden", sagt Porumboiu. Wie wahr. Schon allein der Grund, warum der Mann nach La Gomera reist, ist schräg.

Cristi, so heißt der stoische und korrupte Bukarester Cop, soll pfeifen lernen, um mit seinen kriminellen Kompagnons zu kommunizieren. Denn Cristi (Vlad Ivanov) ist aufgeflogen und steht bei Polizei und Geheimdienst unter Beobachtung. Die Pfeifsprache ist keine Erfindung des Regisseurs, es gibt „El Silbo" wirklich.

Der Polizist muss das Zwitschern mühsam erlernen

Aber die Tatsache, dass sich Verbrecher einer Pfeifsprache bedienen, ist bizarr. Dass der Film spannend ist, liegt nicht zuletzt daran, dass man als Zuschauer darauf brennt zu erfahren, in welchen Situationen das mühsam erlernte Zwitschern schließlich zum Einsatz kommen wird. Ziel ist es, den Matratzenfabrikanten Zsolt (Sabin Tambrea, "Babylon Berlin") aus dem Gefängnis zu befreien: Nur er weiß, wo die 30 Millionen des letzten Coups versteckt sind.

Und dann gibt es selbstverständlich noch eine undurchsichtige Femme fatale namens Gilda (Catrinel Marlon), eine skrupellose Polizeichefin und – niemals zu unterschätzen – Mama. Überhaupt spielen die Frauen eine wichtige Rolle in diesem Puzzle, dessen Teile sich nach und nach zusammenfügen.

Auf den Punkt in Szene gesetzt

Kompliziert ist die Sache, weil alle Figuren ein doppeltes Spiel spielen. „La Gomera" ist ein schwindelerregendes Verwirrspiel mit knappen Szenen und Dialogen, auf den Punkt in Szene gesetzt. Cineasten dürften ihre Freude daran haben, dass Porumboiu vorwitzig auf die Filmgeschichte verweist. Die rumänisch-französisch-deutsch-schwedische Ko-Produktion ist somit auch eine Liebeserklärung an das Kino.

„La Gomera" läuft in der Bielefelder Kamera, Feilenstr. 4, täglich um 21.10 Uhr.