Kultur

Interview: So entstand das Kinderbuch "Die Giraffe in der Badewanne"

Autorin Tina Gallach hat das Kinderbuch „Die Giraffe in der Badewanne“ geschrieben. Im Gespräch erzählt sie, wie ihr Erstlingswerk entstanden ist. Zum Tag des Kinderbuches verlosen wir drei Exemplare.

Knut, der Held aus dem Kinderbuch "Die Giraffe in der Badewanne", und seine Schöpferin, die Autorin Tina Gallach. | © Foto: Theresa Boenke, Illustration: Sebastian Rösler, Montage: Maike Sommer

02.04.2018 | 02.04.2018, 10:33

Tina, in deinem Buch ploppen ständig Tiere in einer Badewanne auf. Schlussfolgerung: Du badest gerne.
Tina Gallach:
(lacht) Ich habe keine Badewanne. Früher hatte ich eine. Aber die hab ich irgendwie nie benutzt. Komisch eigentlich...

Statt zu baden, hast du jetzt also einfach eine Geschichte über Tiere in einer Badewanne geschrieben . . .
Gallach:
Stimmt. Ich glaube, der Wunsch nach einer Badewanne ist eine Art Luxusdenken. Habe ich eine Wohnung ohne, meine ich, dass ich unbedingt eine brauche. Habe ich dann eine, ist die Faszination plötzlich weg. Aber ich schweife ab. Ich habe tatsächlich über Tiere in einer Badewanne geschrieben, weil ich früher häufiger Besuch von Freunden mit Kindern hatte. Und die hatten mal eine Quietscheente dabei, die aussah wie eine Giraffe.

Und aus so einer Situation entsteht dann gleich ein ganzes Buch? Warum nicht erst eine kurze Geschichte?
Gallach:
Ich wollte schon immer mal ein Buch schreiben und habe auch schon ein paar Mal Anlauf genommen. Da ich sonst aber eher kürzere Texte schreibe, war das gar nicht so einfach. Irgendwann kam immer der Punkt, an dem ich feststeckte. Mit dieser Kindergeschichte hat es dann aber plötzlich geklappt.

Was für andere Geschichten waren das?
Gallach
: Alles Mögliche: Road Movie, Krimi, Liebesgeschichte . . .

. . . das ist ja einiges. Woher kommen die Ideen?
Gallach:
Ich träume ziemlich viel herum, und dabei entstehen ganze Geschichten. Als Teenager habe ich sie manchmal aufgeschrieben, später war ich aber zu cool dafür. Pubertät eben. Dann kam das Abi, das Studium, der Beruf – irgendwann habe ich dann aber wieder angefangen, das ein oder andere aufzuschreiben. Zuerst nur für mich.

Du schreibst auch hauptberuflich – für die NW, andere Magazine und Zeitungen. Willst du nach Feierabend nicht auch mal frei haben, also eine Schreibpause?
Gallach:
Wenn ich beruflich schreibe, erfülle ich Aufträge. Es gibt ein Medium, das einen bestimmten Stil erfordert, Kunden, die bestimmte Inhalte transportiert haben möchten, Chefredakteure oder Redaktionsleiter, die Aufgaben verteilen. Bei einer Geschichte wie der „Giraffe in der Badewanne" kann ich einfach drauflos schreiben.

Wann und wie und wo schreibst du?
Gallach:
Da gibt es keinen besonderen Ort. Wichtig ist, dass ich ab und zu mal in den Himmel schauen kann. Das scheint meine Fantasie anzuregen. Und dann geht’s los. Ich habe einen groben Rahmen, weiß, wie die Geschichte beginnt, wie sie endet und wie die Entwicklung der Figur ist. Aber die Szenen entstehen beim Tippen. Das ist, als würden meine Finger ein Eigenleben entwickeln. Manchmal ist für mich selbst überraschend, was dann da plötzlich auf dem Papier steht (lacht).

Brauchst du sonst irgendetwas fürs Schreiben?
Gallach:
Süßigkeiten . . .

Wie ist das bei den Figuren: Wie formst du die Charaktere?
Gallach:
Da gab es sozusagen einen Realitätscheck, bei dem ich überlegt habe: Wie würde jemand im echten Leben handeln?

Bei einer sprechenden Giraffe wird so ein Realitätscheck schwierig, oder?
Gallach:
Wieso? (lacht) Nein, aber ernsthaft: Ich habe in der ganzen Zeit, in der ich an dem Buch gearbeitet habe, ständig über die Figuren nachgedacht oder an sie gedacht. Beim Einschlafen, beim 
Aufwachen, beim Putzen, beim Haareföhnen. Knut, Giraffe und Nilpferd waren immer dabei. Das war aber ein sehr schöner Prozess. Ich glaube, man nennt das Flow: Wenn man ganz und gar in etwas eintaucht und in dem Moment alles perfekt ist. Manche müssen dafür kilometerweit joggen ...

Denkst du jetzt immer noch ständig an deine Figuren?
Gallach:
Jetzt sind sie im Buch. In den ersten Tagen war es seltsam, ich musste loslassen.

Gab es mal Schwierigkeiten, die Geschichte voranzubringen?
Gallach:
Oh ja, die gab es. Ich fand es schwierig, eine Situation zu schaffen, in der meine Hauptfigur, der siebenjährige Knut, sich so richtig langweilt. Die Langeweile ist aber die Voraussetzung für seine Fantasie mit der sprechenden Giraffe. Da Knut mit dieser Fantasie ausgestattet ist, hatte ich Bedenken, ob es unlogisch sein könnte, wenn ausgerechnet er sich langweilt. Aber ich glaube, dass es ganz gut geklappt hat.

Wer hat das Buch zuerst gelesen?
Gallach:
Ein früherer Arbeitskollege, der Kinder im entsprechenden Alter hat, und bei dem ich mich darauf verlassen konnte, dass ich ein Feedback bekomme. Das war mir sehr wichtig: Mit so einer selbstgeschriebenen Geschichte gibt man ja irgendwie etwas von sich preis. Wenn dann gar keine Reaktion kommt, verunsichert mich das.

Wie fiel die Experten-Reaktion der jungen Leser aus?
Gallach:
Zum Glück noch viel besser als ich es mir erhofft hatte. Und mein Kollege hat noch festgestellt, dass das Buch die passende Länge habe – und zum Selbst- oder Vorlesen gut einteilbar sei. Das war mir vorher gar nicht so bewusst. Aber für Eltern ist es wichtig, dass sie das Buch einteilen können und die einzelnen Passagen nicht zu lang sind.

Ursprünglich war die Geschichte nur als Text angelegt. Jetzt ist es ein illustriertes Buch geworden. Wie kam das?
Gallach:
Ich hatte immer die Idee – wenn es fertig wird –, ein richtiges Vorlesebuch daraus zu machen. Und dazu gehören auf jeden Fall Bilder.

Wie war es denn, Knut zum ersten Mal in gezeichneter Form zu sehen?
Gallach:
Ich fand ihn auf Anhieb toll! Unser Illustrator Sebastian Rösler hat ihn genau so gezeichnet, dass er zu meiner Vorstellung passte.

Knuts Fantasietiere werden am Ende von der Realität abgelöst. Ist sein Abenteuer damit beendet?
Gallach:
Wäre es eine Überraschung, wenn ich sagen würde, dass ich schon eine Fortsetzung im Kopf habe?

Und so können Sie gewinnen:

Schreiben Sie eine Mail mit dem Betreff "Die Giraffe in der Badewanne" und Ihrer Postanschrift an digitalredaktion@nw.de. Wir losen die Gewinner am Dienstag, 3. April, aus. Viel Glück!

INFORMATION


Zum Inhalt:

Eigentlich wollte Knut am Wochenende Abenteuer mit seinem besten Freund Paul erleben. Vielleicht auf einem Piratenschiff durch das Kinderzimmer rauschen. Doch dann kann Paul nicht kommen. Stattdessen sitzt plötzlich eine sprechende Giraffe in Knuts Badewanne ...
 

"Die Giraffe in der Badewanne" von Tina Gallach, illustriert von Sebastian Rösler, Edition Neue Westfälische, ist in den Geschäftsstellen der Neuen Westfälischen und direkt im NW-Shop erhältlich zum Preis von 9,90 Euro, ISBN 978-3-923231-94-2.