Laupheim/Los Angeles

Der König von Hollywood

Im März 1915 gründete der Schwabe Carl Laemmle in L.A. "Universal City"

Berühmt: Das Hollywood-Zeichen kennt jeder. Dass die Filmindustrie im Stadtteil von einem Schwaben gegründet wurde, weiß kaum einer. | © Foto: dpa

22.03.2015 | 22.03.2015, 17:03

Laupheim/Los Angeles. Das oberschwäbische Laupheim im Landkreis Biberach ist ein beschauliches Städtchen. Menschen von außerhalb würden es vermutlich ziemlich vermessen finden, wenn man behauptete: ohne Laupheim kein Hollywood. Tatsächlich aber war es ein Sohn der Stadt, der vor hundert Jahren die Filmindustrie erfunden hat - Carl Laemmle, der eigentlich Karl Lämmle hieß.

Oberschwaben hatte er allerdings schon im zarten Alter von 17 Jahren Richtung "Neue Welt" verlassen. Vor den Toren von Los Angeles kaufte Laemmle eine Hühnerfarm und errichtete auf dem Gelände einen Gebäudekomplex, der voll und ganz der Filmproduktion gewidmet war. Er nannte die am 14. März 1915 eröffnete Ansammlung von Studios, Büros, Restaurants und Werkstätten "Universal City". Der Stadtteil hieß Hollywood. Die von Laemmle drei Jahre zuvor gegründete Universal war jahrzehntelang eine der bedeutendsten Produktionsfirmen überhaupt und existiert bis heute; der Exilschwabe galt dank seiner Pionierleistung bis zu seinem Tod im Jahr 1939 als König von Hollywood. Diesen Ruf genoss er auch in seiner Heimat, die der Sohn eines jüdischen Viehhändlers fast jeden Sommer besuchte. In Laupheim finanzierte er mehrere Einrichtungen; noch heute trägt das Gymnasium seinen Namen. Die Stimmung schlug jedoch um, als sich seine zweite Heimat am Ersten Weltkrieg beteiligte und auch Universal antideutsche Filme produzierte.

Zur Flucht vor den Nazis verholfen

Gut zehn Jahre später wiederholte sich das Phänomen, als Laemmle die Rechte an Erich Maria Remarques Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues" erwarb. Die Nationalsozialisten sorgten mit Sabotageakten dafür, dass der Film in Deutschland kaum zu sehen war. Als die Nazis 1933 die Macht übernahmen, wurde die Laupheimer Carl-Laemmle-Straße umgehend umbenannt. Der Produzent revanchierte sich, indem er rund 300 Auswanderern zur Ausreise nach Amerika verhalf.
Innovativ und geschäftstüchtig: Mit Carl Laemmle begann die Filmindustrie in Hollywood. - © Foto: dpa
Innovativ und geschäftstüchtig: Mit Carl Laemmle begann die Filmindustrie in Hollywood. | © Foto: dpa

Größer waren allerdings die Spuren, die der Oberschwabe in der Filmgeschichte hinterlassen hat. Er war der erste Produzent, der erkannte, dass die Menschen ins Kino gehen, weil sie bestimmte Darsteller sehen wollen. Also sorgte er dafür, dass bei den Universal-Produktionen auf den Plakaten und vor Beginn der Filmhandlung die Namen der Schauspieler zu lesen waren; das Star-System war geboren. Der erste Name auf der Leinwand war indes sein eigener: "Carl Laemmle presents".

Kino ohne Schmuddelfaktor

Dabei hatte er das Kino quasi gerade erst entdeckt: Als er 1905 in Chicago aus Neugier ein "Nickelodeon" besuchte, ein umgebautes Ladenlokal mit Stühlen, Klavier und Projektor, in dem man für einen Nickel (fünf Cent) kurze Filme anschauen konnte, war er so fasziniert, dass er umgehend seinen Job als Geschäftsführer einer Konfektionsfirma an den Nagel hing und ein eigenes Kino eröffnete.

Während seinen Konkurrenten ein leicht anrüchiges Jahrmarkt-Image anhing, sorgte Carl Laemmle dafür, dass man sich für einen Besuch in seinem Kino nicht schämen musste. Da die damaligen Filmverleihe sehr unprofessionell organisiert waren, gründete er erst einen eigenen Verleih und dann eine Produktionsfirma, die später mit anderen fusionierte und an die Westküste zog, weil dort immer schönes Wetter war.

Universal City hat bis heute nichts von seiner Magie verloren. Das Gelände ist mit rund sechs Millionen Besuchern pro Jahr einer der erfolgreichsten Vergnügungsparks Amerikas; seine größten Attraktionen sind durch Universal-Produktionen wie "Jurassic Park" oder "Transformers" inspiriert worden.