Bielefeld. J. J. Cale ist einer Karriere immer so gut wie möglich aus dem Weg gegangen. Unter Eingeweihten genoss der Sänger, Gitarrist und Songwriter aus Oklahoma jedoch immer einen formidablen Ruf. Eric Clapton war es, der den zurückgezogen lebenden Barden in den 70er Jahren aus dem Wohnwagen ins Rampenlicht katapultierte. Er nahm dessen Songs "After Midnight" und "Cocaine" auf und machte sie zu Welthits.
Nun verbeugt sich Clapton auf dem Album "The Breeze" zusammen mit Größen wie Mark Knopfler, John Mayer, Willie Nelson und Tom Petty noch einmal respektvoll vor seinem Helden. J. J. Cale war am 26. Juli 2013 mit 74 Jahren an Herzversagen gestorben.
Clapton und Cale haben beide voneinander profitiert. J. J. Cales minimalistische Spielweise, sein unnachahmlicher, aus Blues, Rockabilly, Country und Jazz gespeister Groove halfen dem Gitarrengott in den 70er Jahren aus einer tiefen Krise.
In Tempo und Sound nahezu wie die Vorbilder
Clapton inhalierte Cales Finesse, befreite sich vom unmenschlichen Druck des Rock-Virtuosentums und schwingte sich auf den tiefenentspannten Laid-Back-Stil des Schweigers aus Tulsa ein. Cale wiederum konnte dank Claptons Tantiemen-Schecks weiterhin sein unaufgeregtes Eremitendasein führen.
Natürlich ließen sich gelegentliche Auftritte auf großer Bühne nicht ganz vermeiden, zum Beispiel bei Claptons erstem Crossroads-Festival, wo Mr. Slowhand wie ein seliger Fan strahlte und Cale grummelte wie ein widerwillig auf eine Showtreppe gezerrter Maulwurf.
"The Breeze" ist Ehrerbietung, aber keine kreative Auseinandersetzung mit Cales Vermächtnis. Hatten Claptons Versionen von "After Midnight" und "Cocaine" seinerzeit noch eigenen Touch, klingen die von Produzent Simon Climie glattgezogenen Titel auf "The Breeze" in Tempo und Sound nahezu wie die Vorbilder. Es sind Danksagungen an die Originale.
Clapton huldigt "Call Me the Breeze", John Mayer "Magnolia", Tom Petty "The Old Man and Me". Sogar stimmlich nähern sich alle Beteiligten dem raunenden Sprechgesang Cales an. Einzig Willie Nelson bleibt sein vokales Selbst und fällt dadurch ein wenig aus dem Rahmen.
Interessant zu hören ist, wie viel der seinerseits stilprägende "Dire Straits"-Gitarrist Mark Knopfler den sparsamen Linien Cales verdankt, rührend die Beteiligung des alten Cale-Kumpels Don White ("Sensitive Kind"). Cales Witwe Christine Lakeland darf zum guten Schluss bei "Crying Eyes" mit einsteigen. Insgesamt eine nette, aber unambitionierte Einführung in die Musik J. J. Cales, die Lust auf die Originalalben weckt. Mehr war vielleicht auch nicht gewollt.