Bielefeld

Zweiter Bielefelder Hateslam: Hass, Häme und Hysterie in der Hechelei

Zuschauer amüsieren sich bestens über Verlesung der skurrilsten Leserbriefe

Auf dem Podium: Medienanwalt Ralf Petring (hinten v.l.), die Bielefelder Lokalchefin Andrea Rolfes, Chefredakteur Thomas Seim, Annika Falk-Claußen (Leiterin der Digital-Redaktion) und Digital-Redakteur Christian Lund. | © Andreas Frücht

Anneke Quasdorf
03.11.2016 | 23.06.2022, 16:17

Bielefeld. Die wichtigste Parole des Abends gab Poetry Slammer und Moderator Sven Stickling gleich zu Beginn des Abends aus: "Und wenn es so schlimm wird, dass Ihr das Gefühl habt, Ihr dürft nicht lachen... dann tut es trotzdem." Das Publikum des zweiten NW Hateslams beherzigte diesen Ratschlag. Und so geriet die Verlesung der skurrilsten, krassesten und emotionalsten Leserbriefe erneut zu bester Unterhaltung.

In der ausverkauften Hechelei trugen NW-Chefredakteur Thomas Seim, Annika Falk-Claußen, die Leiterin der Digital-Redaktion, die Bielefelder Lokalchefin Andrea Rolfes, Medienanwalt Ralf Petring und Digital-Redakteur Christian Lund ausgesuchte Schmähschriften vor. Sie sorgten damit bei so manchem Zuschauer für schockierte Schnappatmung oder schockiertes Gelächter - kein Wunder, bei Passagen wie diesen:

"Sie gehören in Behandlung und nicht in die Kommentarspalte. Sie machen die Kommentarspalte zu einer geistlosen und hässlichen Veranstaltung ohne Beispiel, absolut deformiert."

"Sie entwickeln sich immer mehr zu einer hässlichen Karrikatur eines Möchtegern-Journalisten. Sie beschädigen schon jetzt die ohnehin verrufene Presselandschaft noch mehr. Was Sie triebgesteuerter Schreiberling vom Stapel lassen, reiht sich ein in eine lange Kette von menschenverachtenden Kommentaren."

"Schade, dass nichts gegen deinen Willen in dich eingedrungen ist in Köln. Traurig, dass geistige, tieffliegende Durchfallgurgeleien wie deine auch noch eine öffentliche Bühne im Netz finden. Halt dich zurück in Zukunft. Wir behalten dich ab jetzt im Auge."

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Bielefeld: Die fiesesten Leserzuschriften beim NW- Hateslam in der Hechelei

Im Gegensatz zum Vorjahr, in dem das Publikum zum ersten Mal mit dem Format "Hateslam" und krassen Aussagen wie diesen konfrontiert wurde, fühlten sich die Vortragenden dieses Mal etwas sicherer. "Wir wussten ja, wie gut der erste Hateslam angekommen war - und dass er funktioniert hat", so Digitalredaktions-Leiterin Annika Falk-Claußen. "Aber in diesem Jahr waren die Briefe noch härter, deshalb war trotzdem bei allen eine Anspannung da", fügte Chefredakteur Thomas Seim hinzu, der sich fasziniert zeigte vom Publikum. "Da gibt es eine tolle Mischung aus Betroffenheit, Entsetzen und Spaß."

Für den Spaß sorgte auch Poetry Slammer Stickling mit kreativen Improvisationen und Massenmassagen im Publikum. Und das umfangreiche Sortiment an Bühnenrequisiten, mit denen die Vortragenden ihre Lesung auflockerten, darunter vor allem: die Wasser-Guillotine. Unter sie durfte sich Chefredakteur Thomas Seim, beliebtester Adressat für erboste Leserbriefe, setzen. Eines durfte er allerdings nicht, um einer vermeintlich kalten Dusche zu entgehen: Beim Verlesen der Schmähschriften lachen. Übergossen wurde letztendlich nicht er, sondern sein Stellvertreter Carsten Heil, den er kurzerhand auf seinen Platz gebeten hatte. Dieser durfte in einer Flut aus Hassbrief-Schnipseln baden.

Die bereits vor Beginn der Veranstaltung deutlich spürbare Vorfreude im Saal ließ darauf schließen, dass viele Zuschauer in diesem Jahr bereits das zweite Mal dabei und somit bestens auf Hass, Häme und Hysterie vorbereitet waren. Dennoch zeigten sich viele erneut schockiert über die Bösartigkeit der Zuschriften. "Es ist beängstigend, wie viele schräge Menschen dort draußen leben", sagte Stefan Meyer aus Bielefeld. Sally Starken störte sich vor allem am Inhalt der Briefe: "Es geht ja fast nur um Artikel zu Flüchtlingen. Ich finde es erschreckend, dass den Menschen ihr Rassismus scheinbar gar nicht bewusst ist." Und auch Annette Grieße-Stöck blieb das Lachen mehrfach im Hals stecken. "Aber es ist trotzdem sehr, sehr lustig."

Sehen Sie hier den Hateslam im Video:

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INFORMATION


  • Die Veranstaltung ist bereits ausverkauft!
  • Der Hateslam beginnt um 19.30 Uhr in der Hechelei, Ravensberger Park in Bielefeld. Einlass ist um 19 Uhr.
  • Wer sich den 1. Bielefelder Hateslam noch mal ansehen möchte, findet ein Video der Veranstaltung in unserem Youtube-Kanal