Berlin (dpa). Fast jeder Dritte in Deutschland hat in den letzten zwei Jahren Diskriminierung erlebt - besonders häufig wegen des Alters oder des Geschlechts. Das geht aus einer wissenschaftlichen Erhebung hervor, die am Dienstag von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes vorgestellt wurde. 31,4 Prozent gaben demnach an, benachteiligt worden zu sein. Verbreitet ist dies vor allem bei der Arbeit: Knapp die Hälfte der Befragten, die von Benachteiligung berichteten, hatten sie im Job erlebt.
Die Grafik zeigt, wegen welcher Merkmale sich die Befragten diskriminiert fühlten:
Immerhin 10,1 Prozent gaben eine Benachteiligung wegen der sozioökonomischen Lage an - ein Faktor, der bisher vom Gleichbehandlungsgesetz überhaupt nicht erfasst ist.
Die Erfahrung mit Diskriminierung unterscheidet sich je nach Gruppe stark. Die Grafik zeigt die Diskriminierungserfahrung in ausgewählten Gruppen:
Im Arbeitsleben werden Menschen laut Studie vergleichsweise häufig aufgrund ihres Alters sowie ihres Geschlechts diskriminiert. Wegen ihrer sexuellen Orientierung oder aus rassistischen Gründen passiert das hingegen überdurchschnittlich häufig in der Öffentlichkeit und im Freizeitbereich, etwa auf der Straße, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Sportvereinen.
Die Befragung
- Die Befragung basiert auf zwei Säulen: In einer repräsentativen Umfrage des Bielefelder Instituts für Sozialforschung und Kommunikation wurden rund 1000 Personen ab 14 Jahren bundesweit telefonisch befragt.
- In einer schriftlichen Betroffenenbefragung konnten zudem alle in Deutschland lebenden Menschen ab 14 Jahren über selbst erlebte oder beobachtete Diskriminierungserfahrungen berichten.
Rund sechs von zehn Betroffenen (59,6 Prozent) haben auf die Diskriminierung reagiert, etwa indem sie versuchten, öffentlich darauf aufmerksam zu machen oder Beratungsangebote zu nutzen. „Die Menschen sind nicht gewillt, Diskriminierung einfach zu erdulden", sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Diese Menschen brauchten aber mehr Unterstützung, sagte Lüders. Deshalb müsse der gesetzliche Diskriminierungsschutz verbessert werden, etwa durch ein eigenes Klagerecht für Verbände sowie für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. „Es muss endlich möglich sein, Betroffene vor Gericht effektiv zu unterstützen - wie es in vielen anderen europäischen Ländern längst möglich ist."