Salzkotten

Ein Stück Eisenbahn-Geschichte

Bürgerengagement bringt alte Beschriftung an heutiges Polizeimuseum

Rainer Wester beim letzten Blick zu den 50 Gästen auf dem Bahnsteig. FOTOS: POLIZEIMUSEUM |

27.09.2013 | 27.09.2013, 08:30

Salzkotten (NW). Als die Eisenbahn im Jahr 1850 nach Salzkotten kam, waren Stationsschilder am Bahnhofsgebäude selbstverständlich. Das heute im alten Bahnhof residierende Polizeimuseum machte ein Stück Salzkottener Geschichte mit einer neuen alten Beschilderung nun wieder sichtbar.

Initiiert wurde die Aktion mit Hilfe vieler ehrenamtlicher Helfer vom hiesigen Bahnhofspaten Rainer Wester. Kräftige Unterstützung bekam er dabei vor ein paar Monaten auf der Feier seines 40. Geburtstages, als seine Gäste die benötigten Spenden für das Vorhaben in ein Sparschwein steckten. Ein Geschenk, an dem nun hoffentlich auch viele Salzkottener ihre Freude haben , so Wester.

Und da alle Helfer vom Schreiner bis zum Maler die Arbeiten ehrenamtlich ausführten, reichte das Geld auch noch für die Restaurierung zweier alter Bahnhofsuhren. Die hängen nun ebenfalls an ihrem angestammten Platz. Die früheren Schraublöcher waren noch da, so Felix Hoffmann vom Deutschen Polizeimuseum, der mit seinem Verein die Aktion von Anfang an unterstützte.

Gerade auch vor dem Hintergrund, dass jüngeren Salzkottenern die frühere Bedeutung des Gebäudes heute gar nicht mehr präsent ist. Dass dieses einmal unser Bahnhof war, darf auch zukünftig jeder sehen , so Hoffmann. Überwältigt ist Wester von der Resonanz, die das Projekt auslöste.

Der Boker Richard Terber besorgte Holz und Zuschnitt, so dass der Salzkottener Maler Meinolf Willeke in tagelanger Arbeit alles aufwendig beschriften konnte. Spontan ließ er sich dafür die großen Tafeln in seine Garage packen.

Die Fertigung der Metallrahmen hinter den Schildern übernahm der Upsprunger Schmied Dieter Helle. Insgesamt vier Schilder hängen nun an der Fassade.

Jeweils ein Salzkotten im Giebel und auf der Gleisseite, ein Polizeimuseum über dem Eingang sowie die Buchstabenkombination Sz für Salzkotten am früheren Stellwerk. Zwei Epochen finden sich an den heutigen Stationsschildern wieder.

Die Größe entspricht in etwa der ersten Ausschilderung des Bahnhofs. Nach 1900 gab es vor allem unter dem Giebel eine größere Tafel. Diese verdeckte allerdings auch zwei Fenster. Eines davon bis zur Hälfte, so dass sich das Museum für die frühere Variante entschied.

Wann die wieder aufgebrachte Frakturbeschriftung an das Gebäude kam, ist nicht genau überliefert. Auf Fotos aus der Zeit um 1920 taucht sie erstmals auf. Davor und danach gab es zwei Zeitabschnitte mit lateinischen Buchstaben. Seit 1986 fehlten die Schilder ganz. Nun können alle Besucher von Bahnhof und Polizeimuseum nicht nur auf einen Blick erkennen, dass sie gut und richtig angekommen sind , so Rainer Wester und Felix Hoffmann, sondern auch sehen, wie spät es ist.

Eine der angebrachten und Jahrzehnte alten Uhren lag schon lange angerostet im Keller des Museums. Eine weitere des einstigen Bahn-Hoflieferanten Telefonbau und Normalzeit stiftete die Deutsche Bahn. Dass beide nun in den früheren Farben glänzen, sei zwei Salzkottener Firmen gedankt. Rump Oberflächentechnik sorgte für einen sauberen Untergrund, damit die Lackiererei Bergschneider kräftig Farbe aufbringen konnte.

Der Paderborner Bahnfreund Paul Husemann erneuerte die Elektrik. Christoph Jürgens schraubte später alles an die Wand.

Damit die Uhren auch möglichst lange laufen stellte das Bahnhofsmanagement der Deutschen Bahn bereits Ersatzteile ausgemusterter Exemplare in Aussicht. Bei der Enthüllung waren sich die 50 geladenen Gäste einig, dass die neue Ansicht des alten Bahnhofsgebäudes deutlich zur Aufwertung des ganzen Areals rund um den Bahnhof beiträgt. Ein Umfeld, das in den letzten 20 Jahren zusehends sein Gesicht zum Positiven veränderte. Eröffnung des Polizeimuseums, neuer Busbahnhof, Fahrradständer, barrierefreie und farblich gestaltete Zugänge sowie ehrenamtliche Helfer, die vieles sauber halten. Die Bahn steuerte jüngst neue Wetterschutzhäuschen sowie dynamische Schriftzeiger zur Reisendeninformation bei.

Vom Schmuddelimage der 1980er Jahre ist Bahnhof in Salzkotten mittlerweile weit entfernt. Aber noch fehlt am Salzkottener Bahnhof etwas, dass die meisten anderen haben: Ein Stadtplan mit Ausschilderung von und zur Innenstadt. Vielleicht ein neues Betätigungsfeld für Rainer Wester.