Paderborn.

Norbert Ryska packt seine Sachen

Der Geschäftsführer des Heinz-Nixdorf-Museumsforums geht heute zumindest fast in den Ruhestand

31.08.2013 | 31.08.2013, 14:00
Sein Lieblingsbereich: Vor dem Eintritt zur Kybernetik-Abteilung hält Norbert Ryska eine Hebern Rotor-Chiffriermaschine in der Hand - eine Dauerleihgabe der amerikanischen Geheimdienstes NSA ist, zu der Ryska gute Kontakte hat. - © FOTOS: HOLGER KOSBAB
Sein Lieblingsbereich: Vor dem Eintritt zur Kybernetik-Abteilung hält Norbert Ryska eine Hebern Rotor-Chiffriermaschine in der Hand - eine Dauerleihgabe der amerikanischen Geheimdienstes NSA ist, zu der Ryska gute Kontakte hat. | © FOTOS: HOLGER KOSBAB

Paderborn. Seine erste Einkaufstour für das Heinz-Nixdorf-Museumsforum in den 90er Jahren wird HNF-Geschäftsführer Norbert Ryska nie vergessen. Er hatte gehört, dass bei einem Münchner Tuchhändler eine historische Rechenmaschine, eine Pascaline, im Schaufenster stand. Ein aus seiner Sicht großer Schatz beim Aufbau des weltgrößten Computermuseums. Diesen konnte er im Schuhkarton mitnehmen. Der Händler sagte nur: "Nehmen Sie sie und überlegen Sie sich in Paderborn, was Sie zahlen wollen", sagt Ryska. "Ich glaube, letztlich hat er sie uns geschenkt."

An diesem Freitag hat der 65-jährige Ryska seinen letzten Tag als HNF-Geschäftsführer für den Museumsbereich (Co-Geschäftsführer Kurt Beiersdörfer ist für das Forum und das Marketing zuständig). Er wird zwar weiter beratend tätig sein, doch offiziell ist er nun Ruheständler: "So einfach kann man nichts hinter sich lassen, für das man sich 20 Jahre begeistert hat."

Dabei hätte Ryska um ein Haar Ryska eine andere Laufbahn eingeschlagen. Den Einstieg bei der Nachrichtenagentur Reuters in Bonn hatte er bereits geschafft. Eine Redakteurin wollte Nachhilfe in Deutsch - und als Anglistik-Student in der Hauptstadt war er in Englisch und Deutsch fit. Mit Nachtdiensten verdiente er sich etwas Geld. Doch dann meinten seine Eltern, er solle etwas Anständiges machen. Also sattelte er um und packte Mathematik und Informatik drauf.

Besonders: Die Pascaline, eine frühe Rechenmaschine war das erste Exponat, das er ins HNF geholt hatte.
Besonders: Die Pascaline, eine frühe Rechenmaschine war das erste Exponat, das er ins HNF geholt hatte.

Dass Ryska nach Paderborn kam, ist der Wirtschaftskrise der 70er Jahre zu verdanken. Nach seinem Studium schrieb er 80 Bewerbungen. Drei Arbeitgeber hatten Interesse, darunter Nixdorf. Als er das erste Mal in die Verwaltung an der Fürstenallee kam, dachte er nur: "Das wirkt hier etwas steril". Nixdorf wollte ihn, hatte aber vergessen, ihm das auch mitzuteilen. Zum Glück fragte Ryska nach einigen Wochen nach.

Inhaltlich stieg Ryska in der Software-Entwicklung ein. 1980 kam er dann zu dem Aufgabenfeld, dass ihn bis heute begeistert: Sicherheitssysteme für Geldautomaten und die Kryptologie. Als Vorstandsassistent akquirierte er dabei pro Jahr 20 Millionen Mark an Fördermitteln. Vor allem aber war auf dem aktuellen Stand der Technik.

Am 4. Dezember 1991 sollte Ryska dann in den Ahorn-Sportpark kommen. Dass es ums Computermuseum ging, wusste er nicht. Im Januar 1992 wurde er durch die Stiftung Westfalen in das Projektteam berufen. Fortan gehörte er zu der Gruppe, die zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellte. Ursprünglich sei geplant gewesen, die Geschichte des Hauses Nixdorf - im Depot waren 1.500 Exponate - an der Pontanusstraße im kleineren Rahmen aufzuarbeiten. Doch Ryska und die anderen wollten den ganz großen Wurf und nicht weniger als 5.000 Jahre Technik-Geschichte präsentieren - in den Räumlichkeiten an der Fürstenallee.