Paderborn

"Sind leider Reparaturbetrieb"

INTERVIEW: Ingbert Koppermann, Arge-Geschäftsführer sagt "Tschüss"

24.12.2010 | 24.12.2010, 00:00
Geschäftsführer Ingbert Koppermann packt in seinem Büro die letzten Unterlagen in einen Umzugskarton. In der Sozialpolitik möchte sich der 65-Jährige Hanseat aber weiterhin engagieren. - © FOTO: ANDREAS GÖTTE
Geschäftsführer Ingbert Koppermann packt in seinem Büro die letzten Unterlagen in einen Umzugskarton. In der Sozialpolitik möchte sich der 65-Jährige Hanseat aber weiterhin engagieren. | © FOTO: ANDREAS GÖTTE

Paderborn. Das Gesicht der Paderborner Arbeitsgemeinschaft für Arbeit (Arge) verlässt nach fünfeinhalb Jahren die Kommandobrücke. Geschäftsführer Ingbert Koppermann geht in den Ruhestand, der 65-Jährige hatte die Arge 2005 aus der Taufe gehoben. Der gebürtige Lübecker begann 1967 als Inspektoranwärter bei der Bundesanstalt für Arbeit seine Beamtenlaufbahn. Im Gespräch mit NW-Mitarbeiter Andreas Götte zieht er Bilanz seiner Tätigkeit und blickt in die Zukunft.

Herr Koppermann, über fünf Jahre waren Sie als Geschäftsführer an vorderster Front für die Arge verantwortlich. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
INGBERT KOPPERMANN:
Sehr, sehr positiv. Nach Anlaufschwierigkeiten im Jahr 2005 hat die Arge sehr schnell funktioniert. Es ist erstaunlich, wie professionell und engagiert die Mitarbeiter arbeiteten. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Wir kamen uns vor, wie die Einäugigen unter den Blinden. Da hatten andere Argen deutlich größere Anlaufschwierigkeiten. Seit der Einführung von Benchmarking und Controlling Ende 2005 gehörten wir Jahr für Jahr landesweit zu den Top Ten. In diesem Jahr liegen wir bei der Vermittlungsquote auf dem siebten Platz von 44 Argen in Nordrhein-Westfalen. Über 4.300 Arbeitslose konnten in den Arbeitsprozess integriert werden.Das ist übrigens das beste Integrationsergebnis seit Bestehen der Arge. Bei den hierdurch verbundenen Einsparungen an passiven Leistungen liegt Paderborn in NRW an dritter Stelle.

Am Anfang hatten alle Argen mit bürokratischen Hemmnissen und Pannen zu kämpfen. Gab es damals Augenblicke, in denen Sie am liebsten die Brocken hingeschmissen hätten?
KOPPERMANN: Es war tatsächlich schwierig, derartige Gedanken sind mir jedoch nie gekommen. Dieses hätte auch nicht meiner Veranlagung nach fairem sportlichen Wettstreit und meiner mir wohl angeborenen Gelassenheit entsprochen. Ich hatte mir das Ziel gesetzt, mit meiner Mannschaft positive Veränderungen der Situation bei der Langzeitarbeitslosigkeit im Kreis Paderborn vorzunehmen. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen. Die Anfangsprobleme waren systemimmanent und traten bei allen Argen auf. Es gab noch keine Verwaltung. Die mussten wir erst errichten. In meinem langen Berufsleben war das die herausfordernste, aber auch schönste Aufgabe. Wenn man dann noch einen Champions-League-Platz erringt, ist das umso schöner.

Sind die Argen nicht auch Lückenbüßer einer verfehlten Arbeitsmarktpolitik?
KOPPERMANN: Die Argen sind als Hartz-IV-Behörde leider der Reparaturbetrieb für gesellschaftspolitische, bildungspolitische und integrationspolitische Schieflagen und Versäumnisse in Deutschland.