
Paderborn. Der Liborius-Schrein ist mit seiner vergoldeten Silberverkleidung und natürlich den Reliquien des Paderborner Stadtheiligen in seinem Inneren eine ganz besondere Kiste – und ganz schön schwer. Über 210 Kilogramm hatten die Schreinträger bislang bei den Libori-Festivitäten zu schleppen. Das wird jetzt anders. Genau passend zur Schreinaussetzung am Samstag ist das neue Tragegestell fertig geworden.
Das alte, 1981 aus Stahl gefertigt, war den 16 Trägern – allesamt wackere und kräftige Paderborner Handwerksmeister – eine echte Last mit seinen 70 Kilogramm. Ein neues Gestell muss her, befand Klaus Meilwes, Bruderschaftsmeister der Liborius-Schreinträger. Und zwar eines, das für die starken Männer Komfort und für den wertvollen, 383 Jahre alten Schrein maximale Sicherheit schafft.
"Wir haben auch an einen Wagen gedacht", erzählt Prälat Winfried Schwingenheuer, "aber das schnell wieder verworfen." Denn Fahrten über holperiges Pflaster könnten dem reich verzierten Schrein womöglich schaden. Doch klar, dass Klaus Meilwes dann die zündende Idee hatte. An der Uni könne man bestimmt helfen, mutmaßte er und behielt Recht. Am Lehrstuhl für Werkstoffkunde fand sich ein angehender Diplom-Ingenieur, der sich dem Problem widmete. Eugen Djakow nahm das alte stählerne Gestell sowie seinen hölzernen Vorgänger in genauen Augenschein, begriff beide als Inspiration und entwickelte schließlich nach zahlreichen Tests äußerst tragfähige Konstruktionspläne, die sodann flugs passend zum Liborifest 2010 realisiert wurden.
Aluminium heißt das Zauberwort, das den Trägern nun eine Erleichterung von mehr als 40 Kilogramm beschert. Und dann ist da auch noch die nach neuesten Erkenntnissen entwickelte Polsterung, "schultersympathisch", wie Klaus Meilwes schmunzelt, aber dennoch "sicher aufliegend".
Genau das ist ganz besonders wichtig, wird doch die prächtige Kiste, die der Dringenberger Goldschmied Hans Krako schuf, an den Liboritagen reichlich hin- und hergeschleppt. Und das nicht nur bei den kirchlichen Feierlichkeiten mit ihren großen und kleinen Prozessionen. Aus Sicherheitsgründen darf das wertvolle Behältnis nämlich nicht über Nacht auf dem Hochaltar stehen bleiben. Es muss jeden Abend in den Domtresor gebracht werden und morgens gehts natürlich wieder retour – bis am Dienstag mit der Beisetzung des Schreins in der Krypta das Libori-Triduum endet. "Das machen wir aber immer nur zu sechs", erzählen die Schreinträger. Dabei ist gerade diese Schlepperei ein ganz besonders kniffeliger Akt. Denn auf dem Weg zum streng gesicherten Tresor müssen sie mit ihrer kostbaren Last eine schmale Tür durchschreiten sowie eine recht steile Treppe überwinden. Dass dabei dem fein gearbeiteten Figurenprogramm auf dem Deckel kein Leid zustößt, dafür sorgen jetzt zwei Schutzkappen aus Polyester.
Und so wird das Schleppen des Liborius-Kastens vielleicht ein wahres Vergnügen. Das habe dann aber sicherlich Folgen, schmunzeln die Männer: "Dann müssen wir wohl wieder zur Beichte gehen."