BÜREN

Wewelsburg zeigt einzigartige Dokumentation zur Geschichte der SS

Dauerausstellung mit Führungen in vielen Sprachen

08.04.2010 | 08.04.2010, 16:40
Die Wewelsburg in Büren gilt als Deutschlands einzige Burg mit dreieckigem Grundriss. Von 1934 bis 1945 wurde sie von der SS genutzt und teilweise umgestaltet. - © FOTO: REINHARD ROHLF
Die Wewelsburg in Büren gilt als Deutschlands einzige Burg mit dreieckigem Grundriss. Von 1934 bis 1945 wurde sie von der SS genutzt und teilweise umgestaltet. | © FOTO: REINHARD ROHLF
Wewelsburg ist nicht die einzige Dreiecksburg - © BÜREN
Wewelsburg ist nicht die einzige Dreiecksburg | © BÜREN

Büren-Wewelsburg. In der Wewelsburg bei Büren, Deutschlands einziger Dreiecksburg, wurde über vier Jahrhunderte hinweg Geschichte geschrieben. Eines ihrer dunkelsten Kapitel wird in diesen Tagen neu aufgelegt.

Am Donnerstag kommender Woche (15. April) wird im Beisein von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, die neue zeitgeschichtliche Dauerstellung "Wewelsburg 1933 - 1945, Erinnerungs- und Gedenkstätte - Ideologie und Terror der SS" im ehemaligen Wachhaus der Burg feierlich eingeweiht.

Sie löst die von 1982 bis 2009 gezeigte Dauerausstellung ab, die jährlich zwischen 30.000 und 35.000 Besucher hatte. Die neu konzipierte Ausstellung geht über eine lokale Sichtweise hinaus und informiert auch ausführlich über diejenigen, die damals den Terror ausübten und dafür verantwortlich zeichneten. Damit ist die Wewelsburg weltweit die einzige ständige Ausstellung, die sowohl die ideologischen Grundlagen von Hitlers "Schutzstaffel" als auch deren verbrecherische Taten darstellt.

Alter Weinkeller der SS

Dazu wurde die bisherige Ausstellungsfläche von 250 auf 860 Quadratmeter mehr als verdreifacht. Rund 1.000 Exponate werden in den Vitrinen und Schubladen zu sehen sein. Zu den vielen Originalen gehören auch ein Taschenkalender Heinrich Himmlers, Häftlingsbriefe und ein Teil einer Holzwand aus einer Häftlingsbaracke des Konzentrationslagers Niederhagen bei Wewelsburg, in dem mindestens 1.285 Menschen den Tod fanden. Das Wandstück wurde in einem Hühnerstall im Bürener Land aufgetan.

Archivar Markus Moors mit dem ersten Bebauungsplan für Wewelsburg vom August 1940. - © FOTO: REINHARD ROHLF
Archivar Markus Moors mit dem ersten Bebauungsplan für Wewelsburg vom August 1940. | © FOTO: REINHARD ROHLF

"Wir präsentieren viele Dokumente im Original", erklärt Kirsten John-Stucke, stellvertretende Museumsleiterin, und auch die Stimmen der Überlebenden sind dort zu erleben.
Platz findet die Ausstellung in zwei Untergeschossen des Wachgebäudes, wo bis vor wenigen Jahren ein Jugendheim untergebracht war. Dort findet sich auch ein alter Weinkeller der SS.

Über einen Stollen erreichen die Besucher künftig die Burggräfte. Von dort führt ein kurzer Fußweg zum mächtigen Nordturm der Burg, der früher nur Gruppen zugänglich war. Künftig können auch Einzelbesucher die Gruft und den sogenannten Obergruppenführer-Saal, eine Kultstätte der SS, besichtigen.
Ausklügelte Überwachungsanlagen und eine strenge Hausordnung sollen sicherstellen, dass diese Räume nicht zur Wallfahrtstätte Rechtsradikaler aus ganz Deutschland wird.

Farbsystem erleichtert die Orientierung

Die Gesamtkosten einschließlich des Neubaus der Verwaltung und eines großen Magazingebäudes belaufen sich auf 6,8 Millionen Euro. Die Museumsleitung rechnet mit mehr als 50.000 Besuchern im Jahr. Weitere 35.000 Gäste werden jährlich im benachbarten Hochstiftmuseum gezählt.

Die Dauerausstellung ist ab Freitag, 16. April, dienstags bis freitags 10 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr geöffnet. Audio-Guides sind auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch und Russisch in Arbeit.

Ein besonderes Farbsystem erleichtert die Orientierung. Der SS-Bereich ist in Blau gehalten und der KZ-Teil in einem schmutzigen Lila. Die Nachkriegszeit ist freundlich und hell in Orangetönen gehalten.